Berthold Huber, Erfinder der Abwrackprämie:: „Die Prämie hat zigtausend Jobs gerettet“
Der frühere IG Metall-Chef über die Bedeutung der Autoindustrie für Wirtschaft und Wohlstand.
Berthold Huber gehörte zu den Gewerkschaftern mit einem engen Verhältnis zu Angela Merkel. Als der IG Metall-Vorsitzende Anfang 2010 seinen 60. Geburtstag feierte, lud die Bundeskanzlerin zu einem Abendessen ins Kanzleramt. Über die aktuelle Debatte zu möglichen Kaufprämien will sich der Gewerkschafter im Ruhestand nicht äußern – das sei Sache der aktuellen Gewerkschaftsführung und seines Nachfolgers Jörg Hofmann.
Herr Huber, Sie gelten als Erfinder der Abwrackprämie. Wie kam es dazu?
Schon ab September 2008 waren wir in der Automobilindustrie mit von Woche zu Woche wachsenden Anträgen auf Kurzarbeit konfrontiert. Spätestens Anfang November war klar, dass wir angesichts fehlender Aufträge auf eine massive Krise zulaufen. Wir wollten alles dafür tun, dass diese Krise nicht in Massenentlassungen in der produzierenden Industrie endet. Wir haben uns deshalb unter der Überschrift „Keine Entlassungen in der Krise“ konkrete Maßnahmen überlegt, um das zu verhindern.
Und damit gingen Sie ins Kanzleramt.
Als die Sozialpartner Anfang Dezember im Kanzleramt zu einem „Anti-Krisengipfel“ eingeladen waren, haben die Gewerkschaften ihre Vorschläge dargelegt. Dazu gehörten die Erweiterung der Kurzarbeit, Liquiditätshilfen für betroffeneUnternehmen, ein massives Investitionsprogramm, die Abwrackprämie und andere Vorschläge.
Wie sind Sie auf die Prämie gekommen?
Wir waren damals der Ansicht, dass eine Prämie sofort wirkt, weil sie Nachfrage generiert. Das war notwendig, da der Absatz massiv eingebrochen war, und das hat auch geklappt. Die Abwrackprämie hat zigtausend Arbeitsplätze gesichert.
Heute heißt es, Autokäufe seien nur vorgezogen worden und die Prämie habe dem Klima eher geschadet, weil die Kunden immer größere Autos gekauft hätten.
Fakt ist, wer die Prämie wollte, musste ein altes, schmutzigeres Auto verschrotten und durch ein neues, saubereres ersetzen. Die Hochmotorisierung hat erst später eingesetzt und ist nicht Ergebnis der Abwrackprämie. Damals und heute sollte die Bedeutung der Automobilindustrie für Wirtschaft, Beschäftigung und Wohlstand unseres Landes nicht vergessen werden.
Das typische Gewerkschafterargument: Wir müssen die 800 000 Arbeitsplätze in der Branche schützen.
Es geht um viel mehr als die über 800 000 Beschäftigten, die direkt bei den Herstellern und großen Zulieferern arbeiten. Dazu kommen auch die Werkzeug- und Maschinenbauer, das KfZ-Handwerk und viele weitere Gewerke. Sie waren 2008 vom Einbruch der Nachfrage betroffen und sind es heute wieder.
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