HRE verklagt Ex-Manager: Die Pleite-Bank rechnet ab
Die Hypo Real Estate fordert von Ex-Chef Funke und weiteren 220 Millionen Euro Schadenersatz. Doch auch im Fall einer Verurteilung müssten sie wohl kaum selbst zahlen.
Als „Zocker“ hat man Georg Funke beschimpft, als den „schlimmsten Gier-Banker“. Der Gelsenkirchener war bis 2008 Chef des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE), den der Staat in der Finanzkrise mit 100 Milliarden Euro retten musste. Viele sagen heute, es sei Funkes Missmanagement gewesen, das das Institut damals in die Krise geführt hat. Welchen Anteil Ex-Chef Funke tatsächlich an der Beinahe-Pleite der HRE-Bank hatte, ist bis heute nicht geklärt. Das Institut selbst will das jetzt ändern. Die HRE hat Funke und zwei seiner früheren Vorstandskollegen auf Schadenersatz in Höhe von 220 Millionen Euro verklagt. Das bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin des Landgerichts München. Wie sich jetzt herausstellte, hat die HRE bereits im vergangenen Oktober Klage gegen die drei Ex-Manager erhoben. Dabei geht es um mehrere Kredite, die die Bank vergeben hat und sich dabei nicht an nötige Vorgaben gehalten haben soll. Das heißt, die HRE hat unter Funkes Führung womöglich Kredite bewilligt, die sie gar nicht hätte ausreichen dürfen. Die Klage sei das erstes Ergebnis einer internen Untersuchung, sagte ein Sprecher der Bank dem Tagesspiegel. Man betreibe „im Interesse des Steuerzahlers die Aufarbeitung der existenzbedrohenden Krise im Jahr 2008“. Dabei würden auch „unter allen denkbaren Aspekten Schadensersatzansprüche gegen ehemalige Vorstände“ geprüft. Die Hypo Real Estate war 2008 in die Krise geraten, nachdem sich die Tochterbank Depfa am Kapitalmarkt kein Geld mehr leihen konnte. Sie hatte langfristige Kredite vergeben, die sie aber nur kurzfristig refinanzierte. Solange sich die Bank jederzeit Geld bei anderen Instituten leihen konnte, war das kein Problem. Doch nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers vertrauten sich die Banken selbst untereinander nicht mehr. Das brachte die Depfa und damit auch ihre Mutterbank, die HRE, in erhebliche Schwierigkeiten. Weil die Bundesregierung fürchtete, das Finanzsystem könne nach einer Pleite des Immobilienfinanzierers endgültig zusammenbrechen, sprang sie ein: Erst gewährte sie Bürgschaften, später verstaatlichte sie das Institut vollständig. Funke wirft man seitdem vor, er habe die Probleme seines Hauses zu lange ignoriert und auch keinen Notfallplan aufgestellt. Man unterstellte ihm Größenwahn. Er habe zu lange rein aufs Wachstum geschaut und auch nur aus diesem Grund auch die Depfa gekauft. Unter Funkes Führung war aus der Hypo Real Estate die drittgrößte Bank Deutschlands geworden. Das Institut zog sogar in den Dax, den Leitindex der 30 größten deutschen Aktiengesellschaften, ein und erreichte zwischenzeitlich einen gigantischen Börsenwert in Höhe von 7,7 Milliarden Euro. Nachdem Funke seinen Spitzenposten bei der HRE abgeben musste, zog er sich auf die Ferieninsel Mallorca zurück und stieg dort in den Handel mit Villen ein. Ein Fehlverhalten konnte man ihm bis heute nicht nachweisen. Er selbst sieht sich als Buhmann, auf den jetzt alle Schuld abgewälzt wird. Seine Kündigung damals hält er für unrechtmäßig. Auch kämpft er noch immer vor Gericht dafür, eine Abfindung in Millionenhöhe zu bekommen. Von der HRE ist heute nur noch ein Teil übrig. Das gute Geschäft wird unter dem neuen Namen Deutsche Pfandbriefbank weitergeführt, bis 2015 soll sie privatisiert werden. Die faulen Kredite der HRE sind in eine Bad Bank namens FMS Wertmanagement ausgelagert worden, die die Papiere nach und nach abwickeln soll.
Funke selbst wehrt sich gegen die neuen Vorwürfe. Seine Anwälte sollen der Klage auf Schadenersatz widersprochen haben. Darauf muss jetzt die HRE reagieren. Kann sich der Ex-Manager nicht mit seinem früheren Arbeitgeber einigen, dürfte der Fall im kommenden Jahr vor Gericht landen. Doch selbst wenn Funke und seine beiden Vorstandskollegen am Ende verurteilt werden sollten: Sie werden wohl kaum die volle Höhe des Schadenersatzes aus eigenen Taschen zahlen müssen. Denn die Bank hat für einen solchen Fall eine Manager-Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Sie springt für den gesamten Vorstand mit einer Summe von maximal 150 Millionen Euro ein. Nur wenn ein Schaden anfällt, der darüber hinausgeht, haften die Manager mit ihrem Privatvermögen. Im aktuellen Fall wären das für alle drei zusammen immerhin 70 Millionen Euro.
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