Lucasfilm und Disney: Die Macht ist jetzt mit Micky Maus
Der künftige Lucasfilm-Eigentümer will Skywalker und Co. stärker vermarkten. Der erste neue Film kommt 2015. Disney hat die Strategie bereits erprobt.
Echte Helden altern nicht. Dieser Erkenntnis von Disney-Chef Robert Iger hat es George Lucas wohl zu verdanken, dass er sich um seine Rente keine Gedanken mehr machen muss. Gut vier Milliarden Dollar (etwa 3,1 Milliarden Euro) zahlt der US-Unterhaltungskonzern dem alleinigen Besitzer von Lucasfilm für sein Unternehmen. Die echten Helden, die der 68-jährige Lucas einst erfand und auf die Leinwand brachte, sind gealtert wie er selbst. Der erste „Krieg der Sterne“-Film erschien bereits 1977, der erste „Indiana Jones“ 1981. Und die jüngsten Kinoerfolge beider Sagas liegen schon rund ein halbes Jahrzehnt zurück.
Ein schlechter Deal also, den beide Unternehmen am Dienstag bekannt gaben? Disney-Chef Iger würde widersprechen. Einprägsame Charaktere – Micky Maus, Donald Duck, Darth Vader oder Indiana Jones, eben echte Helden – seien kostbar, egal in welchem Medium oder in welcher Form sie in Erscheinung treten, sagte Iger. Und so kündigte er gleich drei neue Fortsetzungen der „Star Wars“-Reihe an, die erste soll bereits 2015 in die Kinos kommen. Ein wirtschaftlicher Misserfolg wäre eine Überraschung: Mit gut 4,5 Milliarden Dollar weltweit muss sich die Sternenkrieger-Saga laut der US-Datenbank Box Office Mojo in der ewigen Einnahmehitliste lediglich den Harry-Potter-Filmen geschlagen geben. Auch die Indiana- Jones-Reihe, für die Disney zunächst keine Zukunftspläne nannte, war mit knapp zwei Milliarden eingespielten Dollar erfolgreich.
Doch ums Kino geht es Disney nicht allein. Bei Lucasfilm entstehen neben Filmen und Fernsehserien auch Computer-, Konsolen- und Videospiele zu den Sagas. Ein Viertel des Jahresumsatzes wird Lucas nach Angaben von Disney-Finanzchef Jay Rasulo mit dem Filmrechtegeschäft erlösen, ein weiteres Viertel aus den Lizenzen an Plastikfiguren, -raumschiffen, Kaffeetassen und anderen Merchandisingprodukten rund um die Filmhelden. Der Rest der erwarteten 860 Millionen Dollar soll aus den erwähnten Spielen sowie aus dem Geschäft mit Spezial- und Soundeffekten kommen, für die Lucasfilm ebenfalls bekannt ist.
Mit dem Kauf des in San Francisco ansässigen Filmstudios führt Disney den Kurs der vergangenen Jahre fort. Durch ausgewählte Zukäufe soll neue Kreativität ins Haus geholt werden, die sich über das Filmgeschäft hinaus verlängern lässt. Für die Pixar-Studios, in denen Animationsfilme wie „Toy Story“ entstanden, bezahlte das Unternehmen vor sechs Jahren mehr als sieben Milliarden Dollar. 2009 kamen mit der Comic-Firma Marvel weitere Helden wie Spiderman, Captain America und die X-Men für mehr als vier Milliarden Dollar hinzu. Und auch wenn „The Avengers“, der erste von Disney vermarktete Marvel-Streifen mit 1,5 Milliarden Dollar zum weltweit erfolgreichsten Film des Jahres werden könnte, setzt das Unternehmen auf den Ausbau des Longtail, also des verlängerten Geschäfts mit Merchandising.
Disney verdient sein Geld seit langem auch mit Freizeitparks wie Disneyland, Kreuzfahrtschiffen, Hotels, Fernsehsendern und im Internet. Analysten äußerten sich überwiegend positiv. Durch die Integration von Lucasfilm in den Disneykonzern ergäben sich ganz neue Vertriebsmöglichkeiten. Dennoch rutschte der Kurs der Disney-Aktie an der Börse im frühen Handel um gut zwei Prozent ab.
George Lucas erhält die Hälfte des Kaufpreises in Disney-Papieren und wird größter Einzelaktionär. Künftige „Star Wars“- Filme wird er als Berater begleiten. Neue Chefin bei Lucasfilm, das weitgehend unabhängig weiterarbeiten soll, wird Lucas’ Stellvertreterin Kathleen Kennedy.