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Die Frequenzen zum Aufbau der schnellen Internetverbindung 5G wurden versteigert.
© imago images / Science Photo Library

5G-Auktion beendet: Die Lizenz zum Schnell-Surfen

Zu langwierig, zu teuer: Die 5G-Auktion ist heftig kritisiert worden. Dabei gibt es wesentlich mehr Gewinner als auf den ersten Blick zu sehen sind.

Am Ende hat es 497 Runden in mehr als zwölf Wochen gebraucht, bis die Frequenzen zum Aufbau der schnellen Internetverbindung 5G versteigert waren. Am Mittwochabend endete die längste Frequenzauktion in Deutschland, die jemals stattfand. Bereits seit Wochen war nur noch um einen einzelnen Block gefeilscht worden. Neueinsteiger 1&1 Drillisch, der zum ersten Mal um eigene Mobilfunkfrequenzen mitbot, verzichtete schließlich auf weitere Gebote. Damit war die Auktion beendet.

War das zu lange – und sind die Lizenzen am Ende zu teuer, um einen raschen Ausbau der Infrastruktur zu gewährleisten, auf den alle warten? Eines ist klar: Die Frequenzen, die die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica (O2) und 1&1 Drillisch nun bis ins Jahr 2040 nutzen dürfen, gehen alles andere als günstig über den Ladentisch: Insgesamt 6,5 Milliarden Euro müssen an den Bund überwiesen werden.

Das die Auktion nicht deutlich früher und günstiger endete, ist allerdings die Schuld der Bieter selbst – und nicht der Auktionatoren der Bundesnetzagentur: Bereits in Runde 191 hatten sich die Unternehmen bei der Verteilung der Frequenzen auf das spätere Endergebnis geeinigt – doch zu diesem Zeitpunkt wollte niemand auf den strittigen Block verzichten. Der Bieterkampf wurde fortgesetzt. Bei gleicher Verteilung der Frequenzen einigte man sich schließlich in Runde 497, die Summe der Gebote war inzwischen um 1,2 Milliarden gewachsen.

Obwohl 1&1 Drillisch einen Block weniger bekommen hat als gewünscht, darf sich das Tochterunternehmen von United Internet (Web.de, Gmx.de) als Gewinner fühlen. Der Neueinsteiger kann in Zukunft ein eigenes Mobilfunknetz betreiben. Bisher mietet das Unternehmen die Antennen von Telefónica, laut „Handelsblatt“ für 300 Millionen Euro im Jahr. Dies ist bald nicht mehr nötig. „Wir haben Frequenzen ersteigert, mit denen wir in der Lage sind, ein leistungsfähiges 5G-Netz aufzubauen“, erklärte Ralph Dommermuth, Chef von United Internet zufrieden.

„Der Erlös ist nebensächlich“

Für Vitali Gretschko, Professor für Marktdesign am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), ist der größte Erfolg der Auktion, dass es nach dem Ende von E-Plus nun wieder einen vierten, eigenständigen Netzanbieter in Deutschland geben könnte. „Der Erlös ist nebensächlich“. Der neue Anbieter 1&1 würde nicht nur den Wettbewerb verbessern, sondern auch auf absehbare Zeit sicherstellen, dass kein Mobilfunkanbieter in Deutschland zu dominant werde. „Der Konkurrenzkampf könnte zu günstigeren Handyverträgen und mehr Auswahl führen“, glaubt er. Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) begrüßte, dass mit 1&1 ein weiterer Netzbetreiber antreten wird.

Dass Politiker und Netzbetreiber die hohen Auktionserlöse kritisieren, hält Torsten Gerpott, Professor für Unternehmens- und Technologieplanung der Universität Duisburg-Essen, für eine Scheindebatte. „Schaut man sich den Preis pro Megahertz im Vergleich zu früheren Auktionen an, kann man sehen, dass die Auktion nicht besonders teuer war.“ Bei der Auktion 2015 hatten die Unternehmen drei Millionen Euro mehr pro Megahertz bezahlt, bei der Versteigerung 2010 etwas weniger.

„Die Frequenzen sind nicht über Wert verkauft worden“, sagt er. Gerpott bezweifelt, dass eine andere und günstigere Vergabemethode der 5G-Frequenzen an die Netzbetreiber automatisch dazu geführt hätte, dass die Unternehmen mehr in den Infrastrukturausbau investiert hätten. „Bei Großkonzernen führen Einsparungen bei Lizenzen nicht automatisch zu höheren Investitionen speziell in 5G-Netze.“ Auch die Kritik, die Auktion habe zu lange gedauert, will der Professor nicht gelten lassen: „Die zwölf Wochen Auktion verblassen im Vergleich mit dem 5G-Ausbau, der noch Jahre dauern wird."

Förderung des Glasfaser-Breitbandausbaus

Bisher ist vorgesehen, dass die Erlöse in ein Sondervermögen des Bundes namens „Digitale Infrastruktur“ fließen. Mit 70 Prozent davon soll der für den 5G-Funk notwendige Glasfaser-Breitbandausbau gefördert werden. Die verbleibenden 30 Prozent sollen besseres Internet und neue Technik an Schulen finanzieren helfen.

Daneben haben alle vier Bieter mit den Frequenzen hohe Versorgungsauflagen ersteigert, die sich auch auf Funklöcher in bestehenden 4G-Netzen auswirken. So müssen bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der Haushalte in Deutschland Zugang zu schnellem Mobilfunk haben. Auch Autobahnen, Bundes- und Landstraßen sowie wichtige Zugstrecken und Wasserwege müssen ähnlich gut versorgt werden. Außerdem ist der Bau von je 1500 Mobilfunkmasten pro Anbieter zwingend vorgeschrieben. Ein Großteil der Auflagen kann mit bestehender 3G- und 4G-Technik erfüllt werden, erfordert aber dennoch hohe Investitionen.

Erste 5G-Netze möglicherweise noch in diesem Jahr

Erste 5G-Netze könnte es noch in diesem Jahr geben, glaubt Experte Gretschko. Wann der ultraschnelle neue Mobilfunkstandard dagegen flächendeckend in Deutschland eingesetzt wird, stünde noch in den Sternen. Dazu müssen erst 5G-Antennen und Mobilfunkmasten errichtet werden. Ein Teil der gerade versteigerten Frequenzen wird zudem erst im Jahr 2026 frei. Auch sind in Deutschland bisher nur wenige 5G-fähige Geräte auf dem Markt.

Experten gehen davon aus, dass man einen wirklich relevanten kommerziellen 5G-Netzbetrieb bei keinem der Anbieter vor der zweiten Jahreshälfte 2020 sehen können wird. Als wahrscheinlich gilt, dass bis dahin in einzelnen Städten begrenzte Insellösungen für 5G errichtet werden könnten.

Spätestens der erste Spatenstich für 5G-Masten in Deutschland dürfte erneut für Gesprächsstoff sorgen: Der 5G-Ausbau in der Schweiz zum Beispiel war bereits vor Monaten ins Stocken geraten, nachdem Kantone wie Genf die Baugenehmigungen für 5G-Masten mit Blick auf etwaige Gesundheitsrisiken durch Mobilfunkstrahlung aussetzten. Und auch hierzulande wird bereits intensiv darüber debattiert. In den meisten Fällen wird der 5G-Ausbau allerdings unbemerkt geschehen: Für das 5G-Netz braucht es zunächst in den meisten Fällen nur neue Technik an schon bestehenden Mobilfunk-Masten. (mit dpa)

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