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Einfach mal genießen: Frühstück im Hotel gehört dazu.
© promo

Tui-Hotelchef im Interview: „Die Leute sprechen jetzt wieder übers Essen"

Artur Gerber, Chef der Hotelkette Tui Blue, über die Vorlieben seiner Gäste und warum auch Ungeimpfte bei ihm absteigen dürfen.

Artur Gerber (56) ist ein erfahrener Hotelmanager. Seit 2015 ist er als Geschäftsführer der Tui Hotel Betriebsgesellschaft für die Tui Blue-Hotels von Europas größtem Reisekonzern zuständig. .

Herr Gerber, Sie haben die Verantwortung für rund 100 Hotels in 19 Ländern. Welche laufen besser: die deutschen oder die im Ausland?

Das kann man nicht pauschal sagen. Griechenland und Kroatien laufen gut, aber auch die deutschen Häuser auf Sylt und in Fleesensee sind sehr gefragt. Andere Länder tun sich schwerer, zum Beispiel Tunesien.

Was ist mit Spanien? Haben die Leute storniert, als es Hochrisikogebiet wurde?
Familien haben eher storniert als Paare. Aber man kann nicht von einer Stornowelle sprechen, viele Gäste sind geblieben. Wir merken eine Veränderung vor allem an den Neubuchungen, die waren zwischenzeitlich verhaltener, aber jetzt zieht auch Mallorca wieder an.

Artur Gerber ist bei der Tui für die rund 100 Häuser der Marke Tui Blue verantwortlich.
Artur Gerber ist bei der Tui für die rund 100 Häuser der Marke Tui Blue verantwortlich.
© TUI/Hardy Welsch

Wie voll oder leer sind Ihre Hotels verglichen mit dem Vor-Coronajahr 2019?
In Deutschland sind wir besser ausgelastet als 2019, in der Türkei gibt es noch Nachholbedarf. Die Saison wird dieses Jahr bestimmt auch länger sein, als vor Corona. Bei Tui Blue haben wir ja nicht nur deutsche, sondern auch viele internationale Gäste – mit unterschiedlichen Landesregeln für Reisen und Quarantäne. Insgesamt sind wir mit den Buchungen aber ganz zufrieden. Ich hoffe vor allem für die Menschen vor Ort, dass die Waldbrände in der Türkei bald gelöscht sind.

Wie riskant ist es, wenn sich Reisende aus vielen Ländern in Ihren Hotels mischen?
Wir haben in allen Häusern hohe Hygienestandards. Neben den Vorgaben der Länder haben wir zusätzlich noch einen eigenen Zehn-Punkte-Plan. Hinzu kommt, dass unsere Anlagen oft sehr groß sind.

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Das Tui Blue Sarigerme Park in der Türkei ist ein Hotel mit gut 300 Zimmern auf 120 000 Quadratmetern. Da ballt sich nichts, und da gibt es derzeit auch keine Covid-Fälle. Und wir stellen fest, dass sich vor Ort auch nicht mehr alles um Corona dreht, denn die Maßnahmen sind inzwischen gelernt. Die Leute wollen etwas erleben, sie sprechen jetzt wieder übers Wetter und über das Essen, nicht mehr über die Masken.

Überlegen Sie, Zimmer nur noch an Geimpfte zu vermieten?
Nein. Es hatten ja noch immer nicht alle Gäste ein Impfangebot, vor allem ausländische Reisende nicht. Derzeit ist das daher für uns kein Thema. Wir bleiben im engen Austausch mit den jeweiligen Urlaubsländern.

Tui Blue Sarigerme Park in der Türkei ist ein Hotel mit gut 300 Zimmern auf 120 000 Quadratmetern.
Tui Blue Sarigerme Park in der Türkei ist ein Hotel mit gut 300 Zimmern auf 120 000 Quadratmetern.
© TUI/Philipp Veldten

Sylt gehörte in diesem Jahr zu den ersten Zielen, an denen man wieder Urlaub machen konnte. Sie haben ein Hotel in Rantum, wie groß war der Andrang dort?
Wir haben das Haus dort mit dem Beginn der Saison eröffnet. Die Auslastung war gut. Die Menschen waren dankbar, dass sie Urlaub machen konnten und dass sie nach fünf Monaten Lockdown endlich wieder in einem Restaurant essen konnten. Und unsere Mitarbeitenden waren auch froh. Damals waren die Vorgaben ja noch strenger als heute – etwa, was regelmäßige Tests angeht. Wir haben deshalb dafür gesorgt, dass wir ein Testzentrum vor der Tür haben.

Ist das Hotel derzeit ausgebucht?
Es gibt vereinzelte Zimmer, aber große Lücken haben wir nicht. Das ist auch in Fleesensee so.

Finden Sie genug Personal?
Das ist eine große Herausforderung. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich oder in Griechenland.

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Die Hotels waren lange geschlossen, und nicht in allen Ländern gibt es so etwas wie Kurzarbeitergeld oder Überbrückungshilfen. Viele Mitarbeitende mussten sich daher einen anderen Job suchen, aber wir sehen, dass sie jetzt zurückkommen. Wichtig ist für sie eine Perspektive, die Sicherheit, dass es keine Saisonschließungen mehr gibt. Wer hätte sich denn vorstellen können, dass Österreich – wie im letzten Winter – die Skisaison ausfallen lässt? Hoffen wir, dass das in diesem Winter anders ist. Wir haben ja drei Hotels in Österreich.

Bei jedem Wetter beliebt: Sylt ist gut gebucht.
Bei jedem Wetter beliebt: Sylt ist gut gebucht.
© dpa

Tui Blue ist keine Billigkette. Ist das in Coronazeiten von Vor- oder von Nachteil?
Unsere Kunden haben eine Treue zur Marke. Sie wissen, dass sie bei uns Qualität bekommen, und sind bereit, dafür angemessen zu zahlen. Diese Markenloyalität ist in Coronazeiten von Vorteil. Die Menschen kennen das Produkt und vertrauen uns. Was den Preis angeht, so ist der ja nicht in Stein gemeißelt. Die Tagespreise schwanken – je nach Nachfrage.

Die Tui hat Anteile an den Riu-Hotelimmobilien verkauft, um Kapital locker zu machen. Was ist mit den Tui Blue-Häusern? Gehören Ihnen die Standorte?
Das ist unterschiedlich. Einige haben wir gemeinsam mit Joint-Venture-Partnern, aber eine nennenswerte Zahl gehört uns. Wir haben noch einiges im Portfolio.

Wie lange noch?
Corona hat natürlich einen Einfluss, aber wir hatten uns schon vorher überlegt, wie wir wachsen wollen. Tui Blue ist in fünf Jahren auf rund hundert Hotels gewachsen. Natürlich basiert ein Portfolio nicht vorrangig auf Eigentum. Wir haben daher schon vor der Krise beschlossen, uns vor allem auf das Management zu konzentrieren und arbeiten häufig mit Franchiseverträgen. Aber wie gesagt, da gibt es verschiedene Modelle.

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