Gewerkschaften: Die IG Metall wächst
Knapp 2,3 Millionen Metaller sind in der größten deutschen Gewerkschaft organisiert. Verdi verliert dagegen Mitglieder, der Abstand zur IG Metall wächst.
Die größte deutsche Gewerkschaft kann das vierte Jahr in Folge zulegen. „Die IG Metall bleibt attraktiv und erfolgreich und wird auch 2015 alles dafür tun, dass die Industrie in Deutschland erfolgreich ist," sagte IG Metall-Chef Detlef Wetzel am Montag in Frankfurt am Main. Ende 2014 zählte die IG Metall 2, 269 Millionen Mitglieder, 3420 mehr als ein Jahr zuvor. Die Beitragseinnahmen stiegen auf 516 Millionen Euro. Bei Verdi, der zweitgrößten Gewerkschaft, zahlten 2, 039 Millionen Mitglieder (minus 24 610) gut 444 Millionen Euro in die Kasse. Beide Gewerkschaften haben in den kommenden Wochen Tarifverhandlungen vor sich. Auch in Berlin steht am heutigen Dienstag die erste Verhandlungsrunde für die Metallindustrie an. Die IG Metall fordert 5,5 Prozent mehr Geld sowie die Einführung einer Bildungsteilzeit.
In Stuttgart gibt es doppelt so viele Metaller wie in Berlin
In Berlin waren Ende 2014 rund 35 570 Metaller in der Gewerkschaft, das waren immerhin ein paar hundert mehr als im Vorjahr. Doch wie weit entfernt Berlin vom Status einer Industriegroßstadt ist, zeigt der Blick nach Stuttgart, wo die IG Metall mit 78 000 Mitgliedern mehr als doppelt so stark ist wie hier. Immerhin geht es in Berlin seit einigen Jahren aufwärts. Alles in allem arbeiten aktuell etwa 100 000 Personen in der Metall- und Elektroindustrie.
In Deutschland insgesamt sind es knapp vier Millionen. IG Metall-Vize Jörg Hofmann sieht sich auch durch den Mitglieder-Zuwachs für die Tarifrunde gestärkt. Zwar stoße vor allem die Forderung nach Bildungsteilzeit bei den Arbeitgebern auf erheblichen Widerstand, trotzdem ist er überzeugt, dass sie einlenken werden, weil dies für beide Seiten sinnvoll sei. Neben der Tarifrunde wird sich die IG Metall in diesem Jahr nach den Worten Wetzels vor allem um industrienahe Dienstleistungen kümmern und versuchen zu verhindern, dass Arbeitgeber in günstigere Tarifbereiche ausweichen. „Für die Arbeitsvorbereitung bis zur Endmontage, für die Lagerverwaltung bis zur Produktion gilt: Wir brauchen ein System unterschiedlicher IG Metall-Tarifverträge.“ Zugleich will Wetzel der Gefahr begegnen, dass sich Gewerkschaften im internationalen Wettbewerb zu einem Unterbietungswettkampf verleiten lassen. Deshalb strebt er grenzüberschreitende gewerkschaftliche Joint-Ventures an, als erstes in Ungarn und den USA.
Wetzel und Bsirske haben sich zum Friedensgipfel getroffen
Wetzel begrüßte ausdrücklich den Gesetzentwurf der Regierung zur Tarifeinheit. Damit würden Konkurrenzkämpfe zwischen Gewerkschaften erschwert. Allerdings hatten sich in den vergangenen Monaten vor allem Wetzel und Verdi- Chef Frank Bsirske einen erbitterten Streit um die Tarifzuständigkeit in bestimmten Betrieben geleistet. Ein erstes „Friedensgespräch“ unter der Moderation von DGB-Chef Reiner Hoffmann verlief in der vergangenen Woche „konstruktiv“. Weitere Termine zur Lösung des Konflikts, der den DGB schwer belastet, sind vereinbart. alf/ro
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