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Im Büro nach Feierabend. Die jüngste Umfrage des DGB hat ergeben, dass ein Großteil der Beschäftigten wöchentlich mehr als 40 Stunden arbeitet - obwohl sie das gar nicht müssten, weil der Arbeits- oder Tarifvertrag eine kürzere Arbeitszeit vorsieht.
© picture alliance / dpa

Arbeit und Arbeitszufriedenheit: Die Deutschen lieben ihren Job

Trotz langer Arbeitszeit gibt es eine hohe Identifikation der Beschäftigten mit ihrer Arbeit. Die Gewerkschaften wollen mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit.

Die 38,5- oder sogar 35-Stunden-Woche steht in den meisten Unternehmen nur auf dem Papier. In Wirklichkeit arbeiten die meisten Beschäftigten deutlich länger, als sie eigentlich müssten: Fast zwei Drittel sind 40 Stunden und mehr pro Woche für ihren Arbeitgeber tätig, obwohl das nur bei gut 40 Prozent von ihnen auch vertraglich vereinbart ist. Das Engagement erklärt sich auch mit dem ausgeprägten Zugehörigkeitsgefühl: 87 Prozent der Arbeitnehmer identifizieren sich stark mit ihrer Arbeit, hat der DGB in einer aktuellen Umfrage zum Thema „Gute Arbeit“ ermittelt. „Das ist nicht nur ein ,Vorschuss’ der Beschäftigten an Unternehmen und Vorgesetzte, sondern auch ein Standortvorteil für Deutschland“, meinte DGB-Chef Reiner Hoffmann am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin.

Für Ältere könnte es eine Drei-Tage-Woche geben

Im Mittelpunkt der Umfrage bei mehr als 5900 Erwerbstätigen stand die Arbeitszeit. Das passt gut, weil die Gewerkschaften flexiblere Arbeitszeiten auch zu einem Hauptthema für die kommenden Tarifverhandlungen erklärt haben. Dabei geht es um mehr Zeitsouveränität der Beschäftigten und die zeitweise Absenkung der Arbeitszeit für Pflege- und Betreuungsaufgaben, berufliche Bildung und flexible Altersübergänge. „Mehr Gestaltungsmöglichkeit der Beschäftigten bei der Arbeitszeit führen zu einer besseren Arbeitsqualität“, meinte Jörg Hofmann, zweiter Vorsitzender der IG Metall. „Damit kann arbeitsbedingter Stress reduziert werden.“

Michael Vassiliadis, Chef der IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie), verwies darauf, dass die Hälfte aller Arbeitnehmer eine schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit wünsche. „Wir wollen, dass die Leute gesund in Rente kommen.“ Dazu könne eine Vier- oder Drei-Tage-Woche für ältere Arbeitnehmer beitragen. An die Politik appellierte er, über eine Verknüpfung der Teilrente mit der verkürzten Arbeitszeit nachzudenken.

Neben dem Thema Arbeitszeit befasste sich die DGB-Umfrage auch allgemeiner mit der Arbeitszufriedenheit. Auffällig gut bewertet wird der Job nach dem Kriterium „Sinn der Arbeit“, relativ gute Noten gibt es für die Punkte Arbeitszeitlage, Beschäftigungssicherheit und Betriebskultur. Schlecht sind die Arbeitsbedingungen nach dem Urteil der Beschäftigten unter den Kriterien der Arbeitsintensität und des Einkommens. Aber das soll ja vom kommenden Jahr an anders werden, wenn der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro eingeführt wird. Davon verspricht sich der DGB nicht nur höhere Einkommen für rund vier Millionen Beschäftigte, sondern einen positiven Effekt für das Lohn- und Gehaltsniveau insgesamt.

Der Mindestlohn wird auch zu höheren Preisen führen

Die höheren Löhne müssen indes bezahlt werden. Das Münchener Ifo Institut legte am Donnerstag Ergebnisse einer Umfrage vor, wonach sich vor allem die Gäste in Kneipen, Hotels und Restaurants auf höhere Preise einstellen müssen. Betriebe aus dem Gastgewerbe sind – mit großem Abstand – vor Einzelhandelshäusern am stärksten vom Mindestlohn betroffen, da sich dort die meisten Billiglöhner verdingen. Dabei sind nach den Erkenntnissen des Ifo ostdeutsche Betriebe stärker betroffen als westdeutsche. Im Einzelhandel wird als Reaktion auf die 8,50 Euro vor allem Personalabbau (29 Prozent der Betriebe) und verkürzte Arbeitszeit (33 Prozent) erwogen.

In der Industrie, die indes heute schon zumeist mehr als 8,50 Euro zahlt, dürfte es einen Mix aus Personalabbau, steigenden Preisen und der Kürzung von Sonderzahlungen geben. „Ein Grund dafür, dass die Dienstleistungsbranche eher mit Preiserhöhungen als mit Entlassungen auf den Mindestlohn reagiert, hat unter anderem damit zu tun, dass diese seltener im Internationalen Preiswettbewerb steht“, schreibt das Ifo-Institut. Immerhin 43 Prozent der vom Mindestlohn betroffenen Firmen wollen überhaupt nicht reagieren. Sie können den höheren Lohn für ihre Leute also ohne größere Probleme zahlen.

Mehr über die Einführung des Mindestlohns lesen Sie in der Sonntagsausgabe.

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