Investitionsbank Berlin: Die Berliner lassen Geld liegen
Die Investitionsbank Berlin macht Gewinn. Aber bei der Verteilung von Mitteln für das Familienbaudarlehen hapert es.
Die Stadt wächst, 200 000 Menschen sind in den letzten fünf Jahren nach Berlin gezogen. Und sie alle brauchen Wohnraum – vor allem bezahlbaren. Das Land hat der Investitionsbank Berlin (IBB) deshalb den Auftrag gegeben, den sozialen Wohnungsbau über Kredite stärker zu fördern. Doch bei der Umsetzung hapert es immer wieder. Da ist zum Beispiel das Familienbaudarlehen, das die Förderbank im vergangenen Jahr eingeführt hat. Das Institut will dadurch Familien mit geringen Haushaltseinkommen unterstützen, wenn sie eine Eigentumswohnung kaufen. Voraussetzung ist, dass ihr Nettohaushaltseinkommen eine gewisse Schwelle nicht überschreitet: Eine dreiköpfige Familie zum Beispiel bekommt die Förderung nur, wenn ihr Netto-Haushaltseinkommen unter 40 680 Euro im Jahr liegt.
Bereits seit knapp einem Jahr können Berliner sich für das Programm bewerben – doch bis Jahresende hat die IBB nur eine Familie gefunden, die die Förderung in Anspruch nehmen wollte und konnte. Von fünf Millionen Euro, die die Bank jährlich als Immobilienkredite an einkommensschwache Familien ausreichen kann, wurden dadurch 2015 gerade einmal 200 000 Euro abgefragt. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, den die IBB am Freitag veröffentlichte.
Auch bei der Neubau-Förderung gab es Anfangsschwierigkeiten
Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Institut schwer tut, Fördermittel an den Mann oder die Frau zu bringen. Ähnliche Anlaufschwierigkeiten gab es zuvor bereits bei der Schaffung günstiger Mietwohnungen. Der Senat hatte dafür vor zwei Jahren einen Fonds in Höhe von 320 Millionen Euro aufgelegt. Die Idee: Investoren bekommen besonders gute Konditionen für den Immobilienkredit und verpflichten sich im Gegenzug, die Kaltmieten auf sechs bis 7,50 Euro pro Quadratmeter zu begrenzen.
Doch weil Investoren auch bei klassischen Geschäftsbanken leicht an günstige Kredite kommen, wollte zunächst kaum jemand die Förderung haben: Gerade einmal 100 günstige Wohnungen konnte Berlin über den Neubaufonds 2014 schaffen. Erst als die IBB bei den Konditionen noch einmal nachbesserte, gelang das Vorhaben: Im vergangenen Jahr zählte sie 1000 bezahlbare Wohnungen, die durch ihre Förderung geschaffen werden konnten.
Noch immer fragen zu wenige private Investoren die Förderung nach
Doch auch, wenn das ein erster Erfolg ist, gibt es noch immer Nachholbedarf. In Anspruch genommen haben die Förderkredite für den Neubau bislang nämlich vor allem kommunale Wohnungsbaunternehmen – private Investoren halten sich dagegen weiter zurück. Um sie will IBB-Chef Jürgen Allerkamp in diesem Jahr deshalb um so stärker werben. „Wir müssen eine größere Beteiligung Privater am Programm erreichen“, sagte er am Freitag bei der Jahrespressekonferenz. Er hat dabei ein Eigeninteresse. Denn ohne die Beteiligung privater Investoren wird er seine hochgesteckten Ziele kaum erreichen: In diesem Jahr will er durch die Förderung 2500 Wohnungen mit günstiger Miete schaffen, 2017 dann 3000.
Doch auch wenn es an manchen Stellen noch hapert: Insgesamt steht die IBB nicht schlecht da. Im vergangenen Jahr machte sie mit ihrem Geschäft, zu dem neben der Immobilien- auch die Wirtschaftsförderung gehört, einen Gewinn von 78,5 Millionen Euro. Der Großteil bleibt davon bei der Bank, um regulatorischen Anforderungen zu mehr Eigenkapital gerecht zu werden. „Ohne Gegenmaßnahmen hätten wir unser Geschäft einschränken müsssen“, sagte Finanzvorstand Sonja Kardorf. Für das Land Berlin, dem die IBB gehört, bleibt daher unterm Strich nur ein kleiner Gewinn übrig: Die Investitionsbank überweist dem Land 6,5 Millionen Euro.
Carla Neuhaus
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