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Fernverkehr wird teurer: Am 12. Dezember steigen die Preise für Flextickets.
© Ina Fassbender/picture alliance/dpa

Verbraucherschützer empört über Preiserhöhungen: „Die Bahn bestraft ihre treuesten Kunden“

Am 12. Dezember werden im Fernverkehr Flextickets, Abos und Bahncards um 2,9 Prozent teurer. Super Spar- und Sparpreise bleiben unverändert.

Die Bahn erhöht die Preise im Fernverkehr, und Verbraucherschützer sind empört. Er habe den Eindruck, „dass der Bahnvorstand die Zufriedenheit der Kund:innen völlig aus den Augen verliert“, ärgert sich der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller. Was Deutschlands obersten Verbraucherschützer besonders empört: „Gerade diejenigen, die mit Zeitkarten, Bahncards und Flextickets der Deutschen Bahn treu sind, werden durch die deutlichen Preissteigerungen bestraft.“

Wen die Preiserhöhungen treffen

Tatsächlich bittet das Staatsunternehmen besonders Pendler und Kunden, die Wert auf Flexibilität legen, zur Kasse. Flextickets, Streckenzeitkarten, also Abos, und die Bahncard 100 werden ab dem 12. Dezember um durchschnittlich 2,9 Prozent teurer, teilte die Bahn am Freitag mit. Auch die Preise für die Bahncards 25 und 50 ziehen um 2,9 Prozent an. Allerdings ist es bei ihnen die erste Erhöhung seit sieben Jahren, betont die Bahn. Eine Preiserhöhung im Regionalverkehr kündigte das Unternehmen nicht an.

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Die Aufregung der Verbraucherschützer kann man bei der Bahn nicht nachvollziehen. Immerhin bleiben Super Sparpreise und Sparpreise mit Tarifen ab 17,90 Euro beziehungsweise 21,50 Euro unverändert günstig. Auch bei der Sitzplatzreservierung werden die Preise von vier Euro in der zweiten und 5,30 Euro in der ersten Klasse nicht erhöht. Insgesamt steigen die Preise im Fernverkehr so im Schnitt um 1,9 Prozent, hat die Bahn errechnet. Angesichts der Inflationsrate von 4,1 Prozent falle die Preiserhöhung „moderat“ aus. Auch im langfristigen Vergleich bleibe Bahnfahren günstig. „So kostet eine Fahrt im Fernverkehr auch nach der Preiserhöhung im Dezember etwa so viel wie im Jahr 2012“, betont das Unternehmen.

Im vergangenen Jahr ist Bahnfahren billiger geworden

Das liegt jedoch vor allem daran, dass Bahnfahren im vergangenen Jahr billiger geworden ist. Weil im Januar die Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf sieben Prozent gesenkt wurde, verbilligten sich Tickets im Fernverkehr um zehn Prozent. Im Juli folgte eine weitere Steuersenkung auf fünf Prozent bis Ende 2020. Diese sollte dazu dienen, die Konjunktur nach der Coronakrise anzukurbeln und Menschen wieder in die Züge zu bringen. Der Corona-Lockdown hatte dem Konzern nämlich schwer zugesetzt. 2020 schrieb die Bahn tiefrote Zahlen. Vor Steuern und Zinsen fiel ein Verlust von über 4,7 Milliarden Euro an, im ersten Halbjahr 2021 waren es 1,4 Milliarden Euro. Für das gesamte Jahr rechnet Bahnchef Richard Lutz mit einem Betriebsverlust von gut zwei Milliarden Euro.

Verbraucherschützer sagen, die Bahn muss besser werden

Preiserhöhungen sind nach Meinung des Fahrgastverbands Pro Bahn jedoch der falsche Weg, um aus der Krise zu kommen. Statt die Preise heraufzusetzen, sollte das Unternehmen lieber eine bessere Leistung bringen. Es gebe noch immer „viel zu viele Verspätungen“, sagte Pro Bahn-Sprecher Karl-Peter Naumann. Durch ein besseres Angebot und pünktliche Abfahrten könnten mehr Fahrgäste gewonnen werden. „So kann man auch an mehr Geld kommen“, meint Naumann.

Jeder darf mit: 3G wird in Zügen vorerst nicht kommen.
Jeder darf mit: 3G wird in Zügen vorerst nicht kommen.
© imago images / Schöning

Endgültig vom Tisch sind Überlegungen, Zugfahrten nur noch für Geimpfte, Genesene oder Getestete zu ermöglichen. Das Bundesverkehrsministerium teilte am Freitag mit, die Einführung einer 3G-Regel in ICE- oder Intercity-Zügen sei „weder rechtlich möglich noch praktikabel“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hatten sich für eine solche Beschränkung eingesetzt, die Regierung hatte mitgeteilt, die Einführung der 3G-Regel zu prüfen.

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Verkehrs-, Gesundheits- und Justizministerium hatten aber bereits im August Bedenken angemeldet, da Fahrgäste in Deutschland beim Einstieg nicht kontrolliert werden und sich auch nicht registrieren lassen müssen. In Italien wird dagegen seit dem 1. September in Fern-, Hochgeschwindigkeits- und Intercity-Zügen der Grüne Pass über eine Impfung, Genesung oder einen Test verlangt. In Frankreich gilt eine ähnliche Regelung seit August. (mit AFP)

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