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Schön für die Börse. Zalando wird erwachsen, das soll auch das neue Design der Pakete zeigen, das Ende August vorgestellt wurde.
© Reuters, Fotolia; Montage: Tsp
Update

Zalando nimmt Kurs auf die Börse: Die 500-Millionen-Euro-Wette

Der Online-Händler strebt eine Platzierung im Herbst an. Der mögliche Erlös: mehr als 500 Millionen Euro.

Berlin - Jetzt ist es so weit: Zalando kündigt offiziell an, noch in diesem Jahr an die Börse gehen zu wollen. Zehn bis elf Prozent seines Eigenkapitals will der Online-Modehändler dabei platzieren. Zwar ließ das Unternehmen offen, mit welchem Erlös es rechnet. Experten gehen aber davon aus, dass das Berliner Unternehmen mehr als 500 Millionen Euro bei der Platzierung einnehmen könnte. Damit wäre Zalando an der Börse mehr als fünf Milliarden Euro wert, einige Beobachter gehen sogar von rund sechs Milliarden Euro aus. Zum Vergleich: Die Lufthansa hat derzeit eine Marktkapitalisierung von 6,3 Milliarden Euro. Und Zalando wird erst der Anfang sein, denn wenn der Börsengang des Online-Händlers gelingt, wird die Berliner Start-up-Fabrik Rocket Internet sicher bald folgen.

Erst vergangene Woche hatte Zalando berichtet, im operativen Geschäft die Gewinnschwelle erreicht zu haben. „Der Gang an die Börse ist der nächste logische Schritt in der Entwicklung von Zalando, da er uns – über die Aufnahme von Eigenkapital hinaus – die nötige Flexibilität gibt, um unsere langfristigen Wachstumsambitionen weiterzuverfolgen“, sagte Zalando-Vorstandsmitglied Rubin Ritter.

Entgegen vielen anderslautenden Gerüchten strebt Zalando eine Notierung im regulierten Markt an der Frankfurter Wertpapierbörse an und nicht etwa an der Nasdaq in New York. „Für den deutschen Aktienmarkt ist das ein wichtiges Signal“, sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Wenn der Börsengang von Zalando gelingt, könnte er eine Initialzündung sein und weitere Investoren anregen, in neue Geschäftsmodelle in Deutschland zu investieren.“

Zalando nennt keinen konkreten Termin und macht den Börsengang im Herbst vom Marktumfeld abhängig. Das scheint nicht schlecht zu sein: In den nächsten Wochen will auch der chinesische Internet-Händler Alibaba an die Börse gehen. Das könnte die größte Erstemission eines Technologieunternehmens überhaupt werden. Facebook nahm 2012 bei der Erstplatzierung 16 Milliarden Dollar ein. Die Börsengänge von Zalando und Rocket wiederum könnten hierzulande die größten Internet-Börsengänge seit den Zeiten des Neuen Marktes werden.

Zalando will zehn bis elf Prozent des Eigenkapitals platzieren, wobei neue Aktien über eine Kapitalerhöhung ausgegeben werden sollen. „Es ist ein positives Zeichen, dass die bisherigen Gesellschafter ihre Anteile behalten“, sagte Heinz Steffen, Analyst von Fairesearch. Allerdings werden die Anteile mit der Kapitalerhöhung leicht verwässert. Die fünf größten Aktionäre derzeit sind die schwedische Investmentgesellschaft Kinnevik (36 Prozent), der Global Founders Fund der drei Samwer- Brüder (17 Prozent), der dänische Modeunternehmer Anders Holch Povlsen (zehn Prozent) sowie der russische Investor Yuri Milner über seine Investmentfirma DST Europe und Holtzbrinck Ventures mit je acht Prozent. „Es wäre wichtig, dass die Alt-Gesellschafter sich beim Börsengang verpflichten, ihre Anteile mindestens noch ein halbes Jahr oder länger zu behalten“, sagt Analyst Steffen. „Das würde zeigen, dass sie an den Erfolg des Unternehmens glauben.“ So sieht das auch Tüngler von der DSW. „Der Weg, den Zalando anstrebt, ist genau der richtige“, sagt er. „Das Geld aus der Kapitalerhöhung kommt dem Unternehmen zugute.“ Allerdings rät Tüngler nur solchen Anlegern über ein Investment nachzudenken, die bereit sind, sich auch intensiv mit den Chancen und Risiken des Geschäftsmodells auseinanderzusetzen. „Es ist ein riskantes Investment“, sagt Tüngler. „Dessen muss man sich bewusst sein. Für die Altersvorsorge eignet sich die Anlage sicher nicht.“

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