Tourismus: Deutsche Urlauber kehren in die Türkei zurück
Ungeachtet der Spannungen im politischen Verhältnis ziehen die Buchungen für die Türkei an. Was tun die Veranstalter für die Sicherheit?
Trotz der politischen Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei plant keiner der großen deutschen Reiseveranstalter einen Rückzug aus der Region, im Gegenteil: Die Unternehmen rechnen nach der Flaute im vergangenen Jahr für diesen Sommer mit steigenden Buchungen. Während Marktführer Tui nur mit einer „leichten Erholung der Nachfrage“ rechnet, betont Thomas Cook, dass in den letzten Wochen das Interesse an der Türkei wieder gestiegen ist. „Die Türkei ist in diesem Sommer das drittbeliebteste Flugreiseziel“, sagte eine Unternehmenssprecherin dem Tagesspiegel. Auch bei FTI, nach eigenen Angaben der Marktführer im Türkei-Geschäft, steigen seit Jahresbeginn die Buchungen für einen Türkei-Urlaub an.
Tui: Türkei ist "unschlagbar günstig"
„Wir sind davon überzeugt, dass wir in diesem Sommer die Gästezahl des Vorjahres deutlich übertreffen werden“, sagte Hicabi Ayhan, bei FTI für das Türkei-Geschäft zuständig. Türkei-Urlauber wüssten vor allem das gute Preis-Leistungsverhältnis zu schätzen. Die Türkei sei verglichen mit anderen Zielen „unschlagbar günstig“, heißt es bei der Tui. Im Zufriedenheitsranking der Gäste liege die Türkei „mit Bestnoten auf den ersten Plätzen“. Trotz der politischen Spannungen und der Verfolgung von Journalisten und Oppositionspolitikern halten die Veranstalter daher an der Türkei fest – einige wollen ihr Angebot sogar aufstocken. So kündigte FTI an, das Flugangebot in die Türkische Ägäis aufzustocken. Die zum Rewe-Konzern gehörende DER Touristik eröffnet im Sommer einen neuen Club in der Nähe von Belek. Die Nachfrage werde im Laufe des Jahres umso mehr steigen, „je voller es in anderen Regionen wird und je attraktiver die Preise im Vergleich werden“, glaubt René Herzog, der bei DER Touristik das Europa-Geschäft leitet.
Wie sicher sind die Urlauber?
Urlaubsgebiete sind bislang - anders als Istanbul oder Ankara - weitgehend von Anschlägen verschont geblieben. Dennoch betonen die Veranstalter selbstverständlich, regelmäßig auf die Reisehinweise des Auswärtigen Amts zu achten und die Kunden zu informieren. Bei Thomas Cook weist man darauf hin, dass die Behörden und Hoteliers ihre Anstrengungen für die Sicherheit der Gäste verstärkt haben. So gebe es zusätzliche Kontrollen an den Hoteleingängen und Flughäfen, mehr Sicherheitspersonal im Hotel und vermehrte Kontrollen im Straßenverkehr. Kunden, die dennoch unsicher sind, bietet der Veranstalter eine sogenannte Flexoption. Gegen Aufpreis kann bis zu zehn Tage vor Abreise auf eine andere Destination oder ein anderes Datum umbuchen. Das kostet 12 Euro, für Kinder unter 12 Jahren nichts.
Vor allem Griechenland ist jetzt gefragt
2016 hatten Krisen und Anschläge dazu geführt, dass sich Urlauber von der Türkei, von Tunesien und Ägypten abgewandt und verstärkt auf Spanien, die Balearen, die Kanaren, Portugal, Griechenland und Bulgarien gesetzt haben. Anders als die Reiseveranstalter rechnen der Deutsche Reiseverband (DRV) und die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für dieses Jahr mit einer ähnlichen Entwicklung. Statt der Türkei würden die Deutschen lieber Griechenland, Bulgarien oder Kroatien buchen. Griechenland werde 2017 nach den Balearen zum zweitstärksten Urlaubsziel der Deutschen, verglichen mit 2012 habe sich das Griechenland-Geschäft verdreifacht. Auch Kreuzfahrten würden immer beliebter. Dagegen gehe das Interesse an Städtereisen zurück.
Internet setzt Reisebüros zu
Bis Ende Januar hatten die Bundesbürger online oder über Reisebüros für den Sommerurlaub bereits Reisen im Wert von 5,8 Milliarden Euro gebucht – rund sechs Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2016. Damit steigt die Zuversicht vor der in der kommenden Woche in Berlin beginnenden Internationalen Tourismusbörse ITB, dass Reiseveranstalter und -büros ihre Umsätze in diesem Jahr wieder steigern können. 2016 hatten die Deutschen nach Angaben von DRV-Präsident Norbert Fiebig mit rund 86 Milliarden Euro zwei Prozent mehr für Urlaubsreisen ausgegeben. Bei den Reiseveranstaltern und -büros blieben aber mit 30,2 Milliarden und 24,5 Milliarden Euro jeweils knapp zwei und gut ein Prozent weniger hängen, weil die Konkurrenz des Internets stärker wird. 2016 seien fast 39 Prozent der vorab gebuchten Reiseleistungen online abgewickelt worden. Dabei sei es aber vor allem um Einzelbestandteile wie Flug oder Hotel gegangen. „Der Verkauf von Pauschalpaketen und Bausteinreisen bleibt die Domäne der stationären Reisebüros“, sagt Fiebig.
Viele haben schon gebucht
Viele Deutsche haben ihren Haupturlaub bereits im November und Dezember vergangenen Jahres gebucht. Das liegt nicht nur an Frübucherrabatten, sondern auch daran, dass einige Ziele, etwa Spanien, im vergangenen Jahr überlaufen waren. Wer seinen Sommerurlaub auf Mallorca verbringen möchte, ist gut beraten, sich zeitig zu kümmern.
Gemessen an den bis Ende Januar gebuchten Sommerreisen entfallen rund 30 Prozent auf das westliche, 24 Prozent auf das östliche Mittelmeer und 14 Prozent auf Fernreisen. Die USA, Thailand oder Malediven leiden nach Angaben von Fiebig unter dem starken Dollar, Ziele in Afrika waren nach dem Ende der Ebola-Krise mit einem Plus von 14 Prozent wieder deutlich stärker gefragt, in erster Linie Südafrika, Namibia und Kenia.