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Autobauer Post. Bis zu 100 000 Streetscooter traut sich der Konzern zu.
© Oliver Berg/dpa

Erfolg des Streetscooter: Deutsche Post profitiert vom Diesel-Skandal

Der Logistikkonzern registriert eine große Nachfrage nach seinem elektrischen Transporter Streetscooter und stockt die Produktionskapazität auf 20 000 auf.

Als sich SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz vor einem Monat bei einem Firmenbesuch in einen Streetscooter setzte, lobte er die Innovation der Deutsche-Post-Tochter beim Thema Elektromobilität. Der Erfolg des batteriebetriebenen Lieferwagens könne für die großen Autokonzerne „ein Weckruf sein“, sagte Schulz. Dem Unternehmen aus Aachen ist indes zu wünschen, dass die Konzerne noch eine Weile weiterschlafen.

Denn die Post füllt mit dem Streetscooter nicht nur eine Marktlücke, sie ist inzwischen zum führenden Hersteller von Elektro-Transportern aufgestiegen. Der Dieselskandal und die Debatte um Fahrverbote in Innenstädten heizten die Nachfrage nach dem E-Mobil zusätzlich an, wie Post-Finanzchefin Melanie Kreis dieser Tage sagte. Rund 3000 der Transporter fahren derzeit für die Post durch deutsche Ballungsräume. Doch die Post will deutlich mehr. Die Kapazitäten zur Produktion der Elektrofahrzeuge sollen bis Ende des Jahres von derzeit 10 000 auf bis zu 20 000 verdoppelt werden, in Nordrhein-Westfalen soll eine neue Fabrik entstehen.

Die Post hält es für möglich, bis zu 100 000 Streetscooter zu produzieren. Der Konzern würde damit auch im Weltmaßstab zu einem ernsthaften Nutzfahrzeughersteller. Zusammen mit Ford entwickelt das Unternehmen derzeit auch große Transporter. Im Angebot hat Streetscooter zudem elektrische Lastenfahrräder. „Bis 2025 sind 70 Prozent unserer Zustellung grün“, hat Jürgen Gerdes, im Vorstand zuständig für Pakete, Briefe und E-Commerce, versprochen. Bis 2050 will der Konzern seine Zustellung CO2-frei gestalten und die gesamte Fahrzeugflotte auf E-Autos umgestellt haben.

Zunächst 5000 Fahrzeuge sollen an Externe verkauft werden

2010 als Start-up im Umfeld der Universität RWTH Aachen gegründet, gehört Streetscooter seit 2014 komplett zur Deutschen Post. Und die will den Elektro-Transporter inzwischen nicht mehr nur im eigenen Unternehmen flächendeckend ausrollen. Der Streetscooter wird auch an andere, externe Kunden verkauft, an Handwerker oder Kommunen, oder Großabnehmer wie zum Beispiel den Fischhändler Deutsche See oder eine Tochter des Energieversorgers EnBW. Bis zu 5000 Streetscooter sollen 2017 in den „Drittvertrieb“ gehen, also an externe Käufer, wie ein Sprecher sagt. Dabei sind den Sonderwünschen der Kunden gewisse Grenzen gesetzt, weil der Produzent zum Beispiel nicht jede Farbe liefern kann.

Vor allem für die innerstädtische Logistik hat die Elektromobilität eine große Bedeutung. Es fehlt allerdings an Angeboten. Die etablierten Hersteller haben zu lange mit der Produktion gezögert – zum Beispiel auch von Elektrobussen – und können die Nachfrage nun nicht befriedigen. Das Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG geht zum Beispiel davon aus, dass sich das Paketaufkommen für Privatkunden in Deutschland bis 2025 verdoppeln und vor allem in die Großstädte verlagern wird.

Auch 40 Streetscooter in Berlin unterwegs

Seit Ende Juli liefert die Post auch in Berlin mit 40 Streetscootern Pakete aus. Nach Angaben des Konzerns werden durch die Elektroflotte in der Hauptstadt jährlich rund 150 Tonnen CO2 eingespart. Hinzu kommen bei der Post in Berlin rund 600 E-Bikes und 232 E-Trikes.

Zu haben ist der Streetscooter aktuell in den Modellvarianten „Work“ – ohne Aufbau (Pure), als Pritsche (Pick-up) oder mit geschlossenem Aufbau (Box) – sowie die Langversion „Work L“ (nur als Pure und Box). Der Grundpreis liegt bei 31 950 Euro beziehungsweise 38 950 Euro, jeweils abzüglich des staatlichen „Umweltbonus“ in Höhe von 4000 Euro. Die Reichweite gibt Streetscooter mit 80 Kilometern an, je nach Beladung und Fahrweise. Auch die Ladeinfrastruktur ist bei Streetscooter erhältlich. Den Preis für eine Wallbox oder das IT-gestützte Lademanagementsystem nennt das Unternehmen nicht. „Das handeln wir individuell aus“, sagt ein Sprecher. Kunden müssten aktuell wegen der großen Nachfrage vier bis zwölf Wochen auf ihr Fahrzeug warten.

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