DIHK: Exportwachstum schwächt sich ab: Deutsche Firmen sind verunsichert
Deutschlands Unternehmen blicken pessimistischer in die Zukunft. DIHK-Präsident Schweitzer sieht Handlungsbedarf.
Wie verunsichert die deutschen Unternehmer sind, hat Eric Schweitzer gerade erst auf seiner Reise nach China erlebt. Immer wieder sei er dort auf den Handelsstreit mit den USA angesprochen worden, sagt der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer. „Die Unternehmer treibt um, wie es nun weiter geht.“ Fast die Hälfte der deutschen Firmen sieht inzwischen in neuen Handelsbarrieren ein Risiko für ihr Geschäft in den USA. Das zeigt die Herbstumfrage der deutschen Auslandshandelskammern, deren Ergebnisse Schweitzer am Freitag in Berlin vorgestellt hat. „Die Sorge vor Handelsbarrieren mit den USA klettert damit auf ein Allzeithoch“, sagt er.
Nehmen kann der DIHK-Präsident den Firmen ihre Furcht jedoch nicht. Man dürfe sich nicht täuschen lassen, sagt Schweitzer. Der Konflikt zwischen den USA und Europa sei lediglich aufgeschoben. Schließlich verzichten die Amerikaner aktuell nur deshalb auf Strafzölle auf europäische Produkte, weil Brüssel zugesagt hat, mit den USA über die Abschaffung von Industriezöllen zu sprechen. Anfang 2019 sollen dazu Handelsgespräche aufgenommen werden. Allerdings sagt Schweitzer: „Ich bin skeptisch, ob es zu einer Lösung kommen wird.“ Denn inzwischen heißt es, die Amerikaner wollten auch über den Abbau von Agrarzöllen sprechen – das jedoch lehnt Frankreich vehement ab.
Der Streit zwischen China und den USA trifft auch Deutschland
Auch was den Handelsstreit zwischen China und den USA angeht, ist Schweitzer eher pessimistisch. Beide Länder sind für deutsche Firmen wichtige Handelspartner – dadurch stehen sie in dem Konflikt zwischen den Fronten. So produzieren deutsche Autobauer zum Beispiel in den USA Autos für den chinesischen Markt und fallen so unter die Strafzölle. Doch selbst wenn sich Trump mit Chinas Präsident Xi Jinping Ende des Monats am Rande des G20-Treffens in Buenos Aires einigen sollte: Die deutschen Firmen könnten nach Ansicht von Schweitzer dennoch weiter zu den Verlierern gehören. So vermutet er, dass die Chinesen den Amerikanern zusagen könnten, mehr Produkte aus den USA zu importieren. „Dann aber ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das zulasten der Europäer geht“, sagt Schweitzer. Das heißt: Um Trump zu besänftigen, könnten Chinesen Waren, die sie bislang in der EU eingekauft haben, künftig verstärkt aus den USA beziehen.
Die Aussichten für die deutschen Exporteure sind also alles andere als rosig. Der DIHK rechnet damit, dass die hiesigen Firmen ihre Exporte auch deshalb in diesem Jahr nur noch um 2,8 Prozent steigern können – erwartet worden war eigentlich ein Plus von 6,5 Prozent. „Was sich erst einmal nur nach Arithmetik anhört, bedeutet übersetzt mehr als 55 Milliarden Euro weniger in den Auftragsbüchern hierzulande“, sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Die Firmen schätzen sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch ihren Ausblick schlechter ein als noch zu Jahresbeginn.
Der DIHK fordert eine Steuerreform
Schweitzer sieht deshalb politischen Handlungsbedarf. „Statt über die Rolle von Hans-Georg Maaßen müssen wir wieder stärker darüber diskutieren, wie Deutschland wettbewerbsfähiger wird.“ So fordert der DIHK-Präsident zum Beispiel einen schnelleren Ausbau von Breitband- und Stromnetzen. Auch eine Steuerreform hält er für nötig. „Wenn Frankreich seine Steuerreform umsetzt, haben wir im OECD-Vergleich den höchsten Steuersatz“, kritisiert Schweitzer. Punkte, an denen man ansetzen könnte, sieht er genug. So fordert der DIHK-Präsident ebenso wie die Wirtschaftsweisen die vollständige Abschaffung des Solidaritätsbeitrags. Auch bei der steuerlichen Forschungsförderung und den Abschreibungen sieht er Handlungsbedarf.
Eine Digitalsteuer, wie sie auf EU-Ebene diskutiert wird, lehnt Schweitzer hingegen ab. „Das würde Deutschland weniger wettbewerbsfähig machen“, warnt der Wirtschaftsvertreter. „Eine solche Steuer macht nur Sinn, wenn man sie weltweit einführt.“
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