Massiver Stellenabbau: Deutsche Bank will mehr als 7000 Jobs streichen
Die Deutsche Bank plant den Abbau tausender Stellen. Das kündigte das Institut am Donnerstag kurz vor dem Beginn der Hauptversammlung in Frankfurt an.
Kaum im Amt verschärft Deutsche Bank-Chef Christian Sewing den Sparkurs des Geldhauses. Nach drei Verlustjahren in Folge soll die Zahl Vollzeitstellen im Konzern einschließlich der Postbank von derzeit rund 97 100 auf deutlich unter 90 000 sinken. „Der Stellenabbau ist unvermeidlich, wenn unsere Bank nachhaltig profitabel werden soll“, sagte Sewing am Donnerstag auf der Hauptversammlung des größten Deutschen Bankhauses in Frankfurt. Der Abbau solle sozialverträglich erfolgen, auch dadurch, dass frei werdende Stellen nicht wieder besetzt werden.
Das Aktiengeschäft soll geschrumpft werden. Insgesamt sollen in dem Bereich etwa 25 Prozent der Stellen wegfallen. Sein Engagement im riskanten Geschäft mit Hedgefonds will das Geldhaus runterfahren. Die genaue Zahl der in dem Bereich betroffenen Jobs nannte die Bank auch auf Nachfrage nicht. „Wir stehen zu unserer Unternehmens- und Investmentbank und bleiben international - daran werden wir nicht rütteln“, erklärte Sewing. Die Deutsche Bank sei Europas Alternative im internationalen Finanzierungs- und Kapitalmarktgeschäft. „Aber wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir wirklich gut können.“
Stellenabbau hat bereits begonnen
Der angekündigte massive Stellenabbau bei der Deutschen Bank hat bereits begonnen. In den zurückliegenden sieben Wochen habe sich das größte deutsche Institut bereits von rund 600 Mitarbeitern in der Unternehmens- und Investmentbank getrennt, sagte Sewing am Donnerstag zu Beginn der Hauptversammlung in Frankfurt. Die Deutsche Bank will insgesamt die Ausgaben „schneller und entschiedener senken“. Doch das könne nur ein Anfang für die Neuaufstellung des Finanzkonzerns. „Wir müssen noch viel grundsätzlicher werden“, sagte Sewing. Damit meint er zum Beispiel eine stärkere Automatisierung der zigtausend Prozesse im Konzern.
Zunächst wird sich der Umbau allerdings mit Kosten von bis zu 800 Millionen Euro unter anderem für Abfindungen im Jahresergebnis 2018 niederschlagen.
Achleitner rechtfertigt überraschenden Chefwechsel
Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner rechtfertigte derweil die überraschende Auswechslung des Vorstandsvorsitzenden Anfang April. Der Aufsicht sei mit der Führung nicht mehr zufrieden gewesen und habe nach einer Reihe von Indiskretionen keine andere Wahl gehabt als schnell zu handeln, sagte Achleitner am Donnerstag zu Beginn der Hauptversammlung des größten deutschen Geldhauses in Frankfurt.
"Wir mussten handeln, auch wenn es ursprünglich nicht unsere Absicht war, so schnell den Wechsel herbeizuführen." Die öffentliche Debatte rund um Ostern habe "lediglich eine Entscheidung beschleunigt, die aus Sicht der großen Mehrheit des Aufsichtsrats ohnehin unvermeidlich war." Der Aufsichtsrat hatte am 8. April den bis dahin amtierenden Vorstandschef John Cryan in einer Krisensitzung abgesetzt und Christian Sewing als seinen Nachfolger berufen.
Achleitner sagte, nicht nur die Ergebnisse der Bank seien enttäuschend gewesen, der Aufsichtsrat habe außerdem "zunehmend Meinungsverschiedenheiten und Konflikte innerhalb der Führung zur Kenntnis nehmen" müssen. Letztlich habe es dann "zwei ernstzunehmende externe Kandidaten" für den Chefposten gegeben, der Aufsichtsrat habe sich aber dann bewusst für die interne Lösung, Sewing, entschieden: "Christian Sewing ist unsere erste Wahl."
Bei der Hauptversammlung muss Sewing die Anteilseigner von seinem geplanten Kurswechsel überzeugen. Er hatte bereits Ende April angekündigt, das Investmentbanking - einst Quelle großer Gewinne - einschrumpfen und die Bank auf das Geschäft mit Privat- und Unternehmenskunden in Europa ausrichten zu wollen. (AFP, dpa, Reuters)