Verkauf neuer Aktien: Deutsche-Bank-Umbau trifft Mitarbeiter und Aktionäre
Der Umbruch bei der Deutschen Bank fällt größer aus als bisher geplant. Noch mehr Mitarbeiter als bereits bekannt werden ihre Jobs verlieren.
Die Neuaufstellung der Deutschen Bank fordert Opfer von Mitarbeitern und Aktionären. In Deutschland werden weitere Arbeitsplätze wegfallen. Der angekündigte Verkauf neuer Aktien ließ zudem den Kurs am Montag um rund 6 Prozent einknicken. Allerdings fiel der Rückschlag weniger schlimm aus als zunächst befürchtet. Experten lobten die Pläne von Bankchef John Cryan, der das von Skandalen gebeutelte Geldhaus im eigenen Land und international wieder voranbringen will. „Es wird sicherlich einige Jobverluste in Deutschland geben“, sagte Cryan am Montag in einem Interview mit dem Wirtschaftssender Bloomberg TV. Genaue Zahlen nannte er nicht. Zunächst begännen die Verhandlungen mit allen Beteiligten. „Wir machen es auf die deutsche Art“, erklärte er. „Wir wollen zu einer Übereinkunft kommen.“
Die Deutsche Bank hatte am Wochenende verkündet, die Tochter Postbank entgegen früheren Plänen nicht zu verkaufen, sondern in das Privat- und Firmenkundengeschäft einzugliedern. Eine gemeinsame Verwaltung und Technik sollen Kosten einsparen. Damit einher gehen auch Veränderungen im Management: Finanzvorstand Marcus Schenck und der für das Privat- und Firmenkundengeschäft zuständige Vorstand Christian Sewing steigen zu stellvertretenden Vorstandschefs auf. Die beiden sollten ihn entlasten, sagte Cryan. Sein Terminkalender sei randvoll. „Es gibt so viel zu tun.“ Die Deutsche Bank steckt schon mitten in einem Umbau, bei dem bis 2018 weltweit unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze im eigenen Haus wegfallen werden, davon 4000 in Deutschland. Das Filialnetz schrumpft. „Wir haben noch etwas zu tun bei der Restrukturierung in Deutschland“, sagte Cryan. Es gebe aber „gute Perspektiven“ im hiesigen Markt. Zuletzt hatte die Bank weltweit 99 700 Mitarbeiter, davon 44 600 in Deutschland. Die Postbank allein kam auf 18.100 Beschäftigte.
Die Deutsche Bank hat seit längerem Probleme: Auf der einen Seite verdient sie im Einlagen- und Kreditgeschäft weniger wegen der niedrigen Zinsen, auf der anderen Seite machen ihr insbesondere die großen US-Banken das Leben im Investmentbanking schwer. Vor allem aber lasten die Skandale der Vergangenheit auf dem Geldhaus - es musste Milliarden zahlen in Rechtsstreitigkeiten. Zwei Jahre in Folge schrieb die Bank deshalb hohe Verluste. Ziel der Neuaufstellung ist es nun, mit einer stabileren Kapitalbasis verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Die Deutsche Bank will über eine Kapitalerhöhung - also den Verkauf neuer Aktien - insgesamt 8 Milliarden Euro einnehmen und damit ihren Kapitalpuffer aufstocken. Die Kapitalerhöhung wird durch ein Bankenkonsortium abgesichert; Großaktionäre haben nach Angaben von Bankchef Cryan bereits ihr Mitziehen signalisiert. Die neuen Papiere dürften 11,65 Euro kosten. Das ist ein Abschlag von fast 40 Prozent auf den Xetra-Schlusskurs vom Freitag bei 19,14 Euro. (dpa)