zum Hauptinhalt
Die Deutsche Bank muss in den USA eine Rekordstrafe zahlen.
© dpa
Update

Rekordstrafe im Libor-Skandal: Deutsche Bank muss 2,5 Milliarden Dollar zahlen

Die Deutsche Bank hat sich in den USA und Großbritannien mit den Behörden auf einen Vergleich verständigt - und muss nun 2,5 Milliarden Dollar zahlen. Der Grund: Händler des Instituts sollen sich mit der Konkurrenz über wichtige Zinssätze abgesprochen haben.

Die Summe ist immens und ein neuer Rekord: 2,5 Milliarden Dollar Strafe muss die Deutsche Bank zahlen, weil ihre Händler sich mit der Konkurrenz bei wichtigen Referenzzinsen abgestimmt haben sollen. Über Monate hat die Deutsche Bank hinter den Kulissen mit den Behörden in den USA und Großbritannien über die Höhe der Strafzahlung verhandelt. Der Betrag, auf den sich alle Seiten nun am Donnerstag geeignet haben, übertrifft die Erwartungen deutlich: Experten hatten mit einer Strafe in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar gerechnet. So viel hatte auch die Schweizer Großbank UBS zahlen müssen.
Die beiden Ko-Chefs der Deutschen Bank zeigten sich am Donnerstag einsichtig. „Wir bedauern diese Angelegenheit zutiefst“, sagten Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Sie seien aber froh, das Thema abgehakt zu haben. „Die Bank akzeptiert die Ergebnisse der Aufsichtsbehörden“, ließen Jain und Fitschen mitteilen. Und das, obwohl das Institut die höchste Strafe zahlen muss, die in diesem Fall je verhängt worden ist.

Die Untersuchung des Falls hat sich über Jahre hingezogen

Über Jahre sollen sich Mitarbeiter der Deutschen Bank mit der Konkurrenz über wichtige Zinssätze abgesprochen haben. Aufgeflogen ist das bereits 2012. Doch das Ganze nachzuweisen, hat gedauert – und zwar wohl auch, weil die Bank gemauert hat. So kritisierte die britische Finanzaufsicht FCA, die Deutsche Bank habe die Ermittler in die Irre geführt und sei unkooperativ gewesen. Zum Beispiel soll es zwei Jahre gedauert haben, bis das Institut Tonbänder aushändigte, auf denen fragwürdige Absprachen einzelner Händler dokumentiert sind.
Die Deutsche Bank räumte ein, „dass es bei der Sammlung und Weiterleitung von Dokumenten und Audio-Mitschnitten zu Fehlern und Verzögerungen gekommen“ sei. Daraus wollen die Banker allerdings Konsequenzen gezogen haben. Die Zahl der Mitarbeiter, die sich um die elektronische Datenerfassung kümmern, soll seit 2012 deutlich aufgestockt worden sein. Auch ansonsten will die Bank aus den Fehlern gelernt haben. „Wir haben diejenigen disziplinarisch bestraft oder entlassen, die in das Fehlverhalten im Handelsbereich involviert waren“, sagen Fitschen und Jain. Außerdem seien die Mitarbeiter, die die Zinssätze melden, räumlich von den Händlern getrennt worden. Die Bank will so verhindern, dass die Händler die Kollegen beeinflussen.

Die Deutsche Bank ist in etliche Rechtsstreitigkeiten verwickelt

Einkalkuliert hat die Bank die nun verhängte Strafe schon länger, allerdings wohl nicht in dieser Höhe. So hat das Institut erst diese Woche angekündigt, für Rechtsstreitigkeiten im ersten Quartal einen Aufwand in Höhe von 1,5 Milliarden Euro verbuchen zu müssen. Zumal das nun beigelegte Verfahren längst nicht der einzige Rechtsstreit ist, den das Institut derzeit führt. So vermuten die US-Behörden zum Beispiel, dass die Deutsche Bank auch gegen Sanktionen verstoßen haben könnte, die es dem Institut untersagten, Geschäfte mit dem Iran zu machen. In diesem Fall sollen die Gespräche über einen Vergleich noch laufen.

Seit der Finanzkrise schauen die Behörden bei den Banken ganz genau hin – und werden immer wieder fündig. Allein im vergangenen Jahr haben die 20 größten Banken in Europa und den USA knapp 47 Milliarden Euro an Strafen gezahlt, wie aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung EY hervorgeht. „Und die Banken werden sich auf weitere Belastungen einstellen müssen“, sagte EY-Partner Dirk Müller-Tronnier.

Carla Neuhaus

Zur Startseite