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Mit den dunklen Wolken hatte die Führung der Deutschen Bank schon gerechnet: Für die Strafzahlungen hat das Geldhaus etwas zur Seite gelegt.
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Update

Libor-Skandal: Deutsche Bank hat mit hoher Strafe gerechnet

Die EU-Kommission verhängt eine Strafe in Höhe von 1,7 Milliarden Euro für sechs Geldhäuser aus Europa und den USA. Die Deutsche Bank trifft es besonders hart.

Die Deutsche Bank hat für die Rekordstrafe der EU im Zinsmanipulations-Skandal Vorsorge getroffen. „Der heutige Vergleich ist ein wichtiger Schritt in unseren Bemühungen, Altlasten zu bereinigen“, sagten die Chefs der Großbank Jürgen Fitschen und Anshu Jain.

Die Geldbuße von 725,4 Millionen Euro sei bereits weitestgehend in der Vorsorge für die Rechtsrisiken berücksichtigt, teilte das Institut mit. Es seien deshalb „keine materiellen zusätzlichen Rückstellungen“ für diesen Fall erforderlich. Der deutsche Branchenprimus hatte im dritten Quartal seine Rücklagen für die Affären der Vergangenheit um 1,2 Milliarden auf nun 4,1 Milliarden Euro erhöht. Das hatte den Gewinn einbrechen lassen.

Der Libor-Skandal wird für die beteiligten Banken teuer: Die Strafe der Deutschen Bank wegen der Manipulation von Zinsreferenzsätzen ist mit 725 Millionen Euro die höchste, die die EU-Kommission im sogenannten Libor-Skandal bisher verhängt hat.

"Integrität ist einer der Kernwerte"

Die Referenzzinssätze sind auch für private Kreditnehmer wichtig: In Europa haben nach Angaben der EU-Kommission 40 Prozent der Verbraucherkredite einen variablen Zinssatz.

„Der Vergleich betrifft Verhaltensweisen von einzelnen Mitarbeitern in der Vergangenheit, die schwere Verstöße gegen Werte und Überzeugungen der Deutschen Bank darstellen“, teilte die Bank weiter mit. „Integrität ist einer der Kernwerte der Deutschen Bank und wir erwarten von jedem Mitarbeiter, dass er sich daran hält. Wir werden alles tun um sicherzustellen, dass sich diese Art von Fehlverhalten nicht wiederholt.“

Gegen Kartelle. EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia setzt mit einer hohen Strafe ein Signal.
Gegen Kartelle. EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia setzt mit einer hohen Strafe ein Signal.
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Die Kommission verurteilte am Mittwoch sechs Geldhäuser aus Europa und den USA zu einer Rekordstrafe von insgesamt 1,71 Milliarden Euro. Dazu gehören auch die französische Société Générale, die Royal Bank of Scotland, die US-Banken Citigroup und JPMorgan Chase sowie RP Martin.

Aufklärer gehen straffrei aus

Die britische Barclays und die Schweizer UBS bekommen ihre Geldbußen erlassen, weil sie maßgeblich zur Aufklärung der Manipulationen beigetragen haben. Der Beschluss ist ein deutliches Signal, dass die Kommission fest entschlossen ist, Kartelle im Finanzsektor zu bekämpfen und zu sanktionieren“, erklärte EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. Auf einer Pressekonferenz will Almunia am Vormittag Details bekanntgeben.

Mitarbeiter der Banken hatten sich bei der Festlegung von Referenzzinssätzen wie dem Euribor, dem Libor und dem japanischen Tibor abgesprochen und sie dadurch manipuliert. Die Deutsche Bank, die eigentlich einen „Kulturwandel“ ausgerufen hatte, ist mit zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen konfrontiert. So steht Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen im Verdacht, im langjährigen Rechtsstreit des Instituts mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch vor Gericht gelogen zu haben.

In der Regel verhängt die Kommission bei Wettbewerbsverstößen ein Bußgeld, das ein Zehntel der Einnahmen eines Jahres erreichen kann. Im Euribor-Fall liegt es aber deutlich darunter, wie aus den Kreisen im November verlautete. Die Deutsche Bank kam 2012 auf Einnahmen von 33,7 Milliarden Euro. (mit rtr und dpa)

Henrik Mortsiefer

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