Messe und Flüchtlinge in Berlin: Der Umsatz der Messe steigt, Flüchtlinge müssen raus
Die Messe Berlin wächst mit Ausstellungen und Kongressen um mehr als ein Viertel. Flüchtlinge müssen jetzt wohl wegen der Grünen Woche umziehen - ins stillgelegte ICC.
Alle Jahre wieder blickt Christian Göke im Dezember zurück und zieht Bilanz. Und das macht der Chef der Messe Berlin mit Vergnügen, denn seit einem Dutzend Jahren entwickelt sich das landeseigene Unternehmen prächtig. 2015 war das auch so – und doch ein bisschen anders. Um erstaunliche 27 Prozent ist der Umsatz der Messe gestiegen gegenüber 2013, dem letzten vergleichbaren Zeitraum. Von einem „wahrlich besonderen Jahr“ sprach Göke am Donnerstagabend bei der Präsentation der Zahlen. „Das lässt uns selbstbewusst die Aufgaben der Zukunft angehen.“
Der Gewinn liegt im einstelligen Millionenbereich
Bei einem Umsatz von 238 Millionen Euro bleibt der Messe 2015 unterm Strich ein einstelliger Gewinn. Das Ergebnis wäre noch besser gewesen, wenn es nicht die Abschreibungen auf den City Cube gegeben hätte, den die Messegesellschaft für 90 Millionen Euro an der Stelle der Deutschlandhalle gebaut hat und in dem seit anderthalb Jahren Kongresse stattfinden. Der City Cube ist zwar kleiner als das zu sanierende ICC, aber deutlich profitabler in der Bewirtschaftung.
Keine andere Messegesellschaft in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stärker gewachsen und verdient so viel Geld je Quadratmeter Ausstellungsfläche. Berlin mit den günstigen Hotels und dem hohen Freizeitwert zieht Aussteller und Kongressveranstalter an, sodass die Messe auch hohe Preise am Markt durchsetzen kann. Tatsächlich übersteigt die Nachfrage bei den großen Veranstaltungen (Grüne Woche, ITB, Funkausstellung Ifa, Innotrans und Fruit Logistica) inzwischen das Angebot. „Mit dem Gelände sind wir am Ende“, sagt Göke. Zur Ifa 2016 wird deshalb erstmals auch die Station am Gleisdreieck als Veranstaltungsort hinzugezogen.
Messehallen werden auch für Kongresse gebraucht
Am Mittwoch hat Göke dem Aufsichtsrat der Messe einen ersten Plan über Veränderungen auf dem Gelände vorgelegt. Dabei geht es neben der Sanierung von Messehallen auch um deren Modernisierung. Die klassische Messehalle hat ausgedient. Göke spricht in dem Zusammenhang von „Hybridflächen“ – Hallenkapazitäten, die sowohl für Messen als auch für Kongresse genutzt werden können. Denn der City Cube ist für die ganz großen Weltkongresse zu klein geraten. Und bis das ICC wieder bewirtschaftet werden kann, werden mindestens noch sechs Jahre ins Land gehen. Vielleicht auch mehr. Jetzt ziehen erst mal rund 500 Flüchtlinge, die bislang in der Halle 26 untergebracht waren, ins ICC um. Betreiber der Notunterkunft sind die Malteser.
Im kommenden Jahr, in dem auch die Schienenverkehrsmesse Innotrans (September) und die Luftfahrtschau Ila (Juni) stattfinden, gibt es wieder eine Handvoll medizinischer Tagungen, darunter der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie im Oktober mit fast 12 000 Teilnehmern.
Wachstum gibt es vor allem im Ausland
Wenn die Messe an die jüngsten Wachstumsraten anknüpfen will, dann geht das, nach Einschätzung Gökes, vor allem im Ausland. Als Ableger der Berliner Leitmessen ITB und Fruit Logistica gibt es bereits seit einigen Jahren die Asia Fruit Logistica in Hongkong und die Asia ITB in Singapur. Im kommenden April kommt im chinesischen Shenzen mit einem „globalen Ifa Event“ eine dritte Veranstaltung hinzu. Göke selbst wird dazu in Hongkong das Konzept der Ifa vorstellen. „Wir sind eine internationale Vertriebsorganisation“, beschreibt der Geschäftsführer das Selbstverständnis der Messe Berlin.