Energiewende: Der Strom wird immer grüner
Sonne, Wind und Wasser sind erstmals die wichtigsten Energieträger vor der Braunkohle. Und da der Verbrauch sinkt, wird auch weniger CO-2 in die Luft geblasen.
Berlin - Die erneuerbaren Energien sind der wichtigste Energieträger in Deutschland. Erstmals haben sie in diesem Jahr den größten Anteil am Strommix. Wie der Branchenverband BDEW am Montag mitteilte, decken Windräder, Solaranlagen, Biomasse und Wasserkraft inzwischen 27,3 Prozent der Stromnachfrage hierzulande. Und der Anteil an der Stromerzeugung steigt im zu Ende gehenden Jahr voraussichtlich auf 25,8 Prozent.
Die Braunkohle, die in der ostdeutschen Lausitz und im Rheinland gefördert und verstromt wird, erhöht zwar ihren Anteil leicht auf 25,6 Prozent, doch das erzeugte Stromvolumen bleibt unter dem Vorjahresniveau. Das erklärt sich wiederum damit, dass Konsum und Erzeugung rückläufig sind. Vor allem aufgrund des milden Winters liegt der Verbrauch fast fünf Prozent unter dem Niveau von 2013. Das ist gut für das Klima: Der Ausstoß von Treibhausgasen (CO2) ging nach einigen Jahren erstmals wieder zurück. Das Minus werde rund drei Prozent betragen, teilte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Montag unter Berufung auf Schätzungen des „Arbeitskreises Energiebilanzen“ mit.
Die jahrelang gestiegenen CO2-Emissionen hatten die Energiewende gewissermaßen klimapolitisch diskreditiert. Weil die Erneuerbaren die relativ sauberen Gaskraftwerke verdrängen und gleichzeitig der Anteil der schmutzigen Braunkohle steigt, verschlechterte sich trotz der Verbreitung des Grünstroms die CO2- Bilanz der Bundesrepublik. Auch in diesem Jahr ging es mit dem Gas weiter bergab auf einen Anteil von 9,6 Prozent.
Die Regierung sieht sich mit ihrer Politik dennoch und aus verschiedenen Gründen auf dem richtigen Weg: Der Energieverbrauch liegt in diesem Jahr um rund neun Prozent unter dem Niveau von 2008, dem Bezugsjahr für das Einsparziel; bis 2020 soll der Verbrauch hierzulande um ein Fünftel niedriger sein als 2008. Wenn die Wintermonate 2020 sehr milde sind, könnte das gelingen.
Ein anderes Ziel betrifft den Ausbau der Erneuerbaren. Bis 2025 soll der Ökostrom 40 bis 45 Prozent und bis 2035 zwischen 55 und 60 Prozent des Verbrauchs abdecken. Bei der Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) hat der Gesetzgeber dazu einige Wegmarken gesetzt: Das Volumen an Solarenergie und Windenergie an Land soll jährlich um jeweils 2,5 Gigawatt steigen; für die Windräder auf hoher See ist ein Mengenziel von 6,5 Gigawatt bis 2020 und 15 Gigawatt (bis 2030) vorgesehen. Eher bescheiden bleibt der Zuwachs an Biomasse mit 100 Megawatt pro Jahr.
Diese Ziele sind indes nur erreichbar, wenn die Erneuerbaren wirtschaftlich und marktfähig werden und nicht mehr wie bislang den Verbraucher mit einer EEG-Umlage von gut sechs Cent je Kilowattstunde belasten. Mit der Reform des EEG wurde deshalb die Förderung gekürzt. Nach Angaben der Regierung beträgt die garantierte Vergütung für eine Kilowattstunde Ökostrom in diesem Jahr rund 17 Cent und fällt 2015 für die Betreiber neuer Anlagen auf zwölf Cent. Ferner werden die Betreiber von Ökoanlagen stufenweise verpflichtet, ihren Strom direkt zu vermarkten. Mittelfristig soll das dazu beitragen, das Angebot an der Nachfrage auszurichten und überhaupt wieder marktwirtschaftliche Mechanismen einzuführen. Das wird schwer genug, denn inzwischen sind rund 73 Prozent des Strompreises staatlich bedingte Umlagen und Abgaben sowie Steuern. Seit 2006 hat sich der Strompreis um gut 60 Prozent auf etwa 30 Cent in der Grundversorgung hierzulande erhöht. Teurer ist der Strom in der EU nur in Dänemark. Viel billiger ist er in den USA, die aufgrund der niedrigen Energiepreise sogar eine Reindustrialisierung erfahren.
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Alfons Frese