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Im Blut Kerosin. Wolfgang Prock-Schauer arbeitet seit 30 Jahren in der Branche.
© dpa

Neuer Air-Berlin-Chef: Der Stratege übernimmt

Der österreichische Luftfahrtmanager Wolfgang Prock-Schauer rückt zum Vorstandschef bei Air Berlin auf. Mit Krisen kennt er sich aus.

Diesen Namen muss man erst einmal üben: Wolfgang Prock-Schauer. Doch es lohnt sich ihn zu lernen, denn Prock-Schauer wird neuer Chef von Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin. Auch wenn der Manager der deutschen Öffentlichkeit – anders als sein Vorgänger Hartmut Mehdorn – bisher so gut wie unbekannt ist, in der Branche kennt man ihn gut: Prock- Schauer arbeitet bereits seit 1981 in der internationalen Luftfahrt. Nun stellt er sich einer schwierigen Aufgabe, denn Air Berlin „steht vor großen Herausforderungen“, wie er selbst sagt. „Wir müssen unseren Veränderungsprozess schnell vorantreiben und ,Lean & Smart’ werden, um uns im internationalen Wettbewerbsumfeld zu behaupten.“

Lean und smart, schlank und schlau, das gilt auch für den 56-Jährigen mit den grauen Locken selbst, der – ebenfalls anders als sein Vorgänger – kein Mann der lauten Auftritte ist. Aber Herausforderungen scheut auch Prock-Schauer nicht. In einem Interview sagte er einmal, dass er von seinen 30 Jahren in der Branche allein 20 mit Krisen verschiedener Art zutun gehabt habe.

Prock-Schauer ist in Wien geboren, hat dort Wirtschaft studiert und startete 1981 seine Karriere bei Austrian Airlines, die inzwischen eine Tochter der Lufthansa ist. Viele Jahre arbeitete er im Planungsstab, zuletzt als Chef der Konzernplanung. Er bringt Austrian Airlines ins Luftfahrtbündnis Star Alliance und verantwortet die Integration der regionalen Fluggesellschaften Lauda Air und Tyrolean. Für kurze Zeit leitet er das Management der Star Alliance, bevor er 2003 nach Indien geht, um dort Chef von Jet Airways zu werden. Er saniert die indische Fluggesellschaft und bringt sie 2005 erfolgreich an die Börse. Laut Forbes bringt er den Jet-Airways-Gründer Naresh Goyal damit auf Platz sechs der reichsten Inder. Doch immer wieder mischt sich Goyal in die Geschäftsführung ein, was Prock- Schauer nicht gefallen kann. Doch einen Wechsel zum indischen Konkurrenten Kingfisher lehnt er stets ab. Stattdessen zieht es ihn wieder zurück nach Europa. Wohl auch aus familiären Gründen: Seine Frau und die drei Kinder sind in Wien geblieben.

Bei der Lufthansa versuchte Prock- Schauer von 2009 an hingegen vergeblich, deren damalige Tochter British Midland (BMI) in die schwarzen Zahlen zu bringen. Der Konzern verlor die Geduld mit seinem britischen Sorgenkind. Anfang 2012 verkaufte Lufthansa BMI an die British-Airways-Mutter International Airlines Group. Im Oktober vergangenen Jahres wechselte Prock-Schauer dann als Strategie-Vorstand zu Air Berlin. Schon damals galt er als potenzieller Nachfolger für Hartmut Mehdorn, der sich auch selbst als Übergangschef betrachtete. Dennoch kommt der Führungswechsel zu diesem Zeitpunkt überraschend. Air Berlin versichert jedoch, dass es keinen Zusammenhang mit dem erneut verschobenen Start des neuen Berliner Großflughafens gibt, an dem Air Berlin ein Drehkreuzbetrieb aufbauen möchte.

Konziliant im Ton, aber hart in der Sache, so beschrieb sich der Prock-Schauer einmal selbst. Eine harte Sache – die Umsetzung des neuen Sparprogramms „Turbine 2013“ – hat der Manager in jedem Fall vor sich. Allerdings muss er sich wohl erneut darauf einstellen, dass es im Hintergrund jemanden gibt, der ähnlich wie der Inder Goyal, ein kräftiges Wörtchen mitreden will: Air-Berlin-Großaktionär Etihad Airways. Das „Handelsblatt“ zitiert einen ehemaligen Jet-Airways-Piloten, der sagt, Prock-Schauer zeichne Beharrlichkeit aus und eine gehörige Portion Gleichgültigkeit, ohne die er es in Indien nicht so lange ausgehalten hätte. Das kann ihm auch bei Air Berlin nützen.

Manuel Herold von Unicredit ist jedenfalls überzeugt: „Es ist gut für das Unternehmen, jetzt einen Mann vom Fach an der Spitze zu haben“, sagt der Analyst. „Lufthansa greift im Moment mit Germanwings verstärkt auf den Kurzstrecken an, da sind die Kenntnisse eines Insiders gefragt.“

Corinna Visser

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