Unfaire Arbeitsbedingungen: Der Preis für günstige Produkte
Viele Menschen, die das Essen für deutsche Supermarktregale herstellen, werden ausgebeutet. Oxfam kritisiert: Die Unternehmen tun zu wenig dagegen.
Während deutsche Supermärkte Tafeltrauben und Wein aus der Nähe Kapstadts billig anbieten, werden die Arbeiterinnen und Arbeiter in Südafrika gnadenlos ausgebeutet. Sie erleiden Gesundheitsschäden durch Pestizide, bekommen teilweise nicht einmal den dortigen Mindestlohn, haben kaum Möglichkeiten, ihre Rechte mit Hilfe von Gewerkschaften durchzusetzen. Zumindest kommt die Hilfs- und Spendenorganisation Oxfam zu diesem Ergebnis.
Zum zweiten Mal analysierte Oxfam die Geschäftspolitik der führenden Supermärkte in Deutschland, Großbritannien, den USA und den Niederlanden in Bezug auf ihren Umgang mit Menschenrechten. In vier Kategorien konnten die Supermärkte Punkte sammeln: Transparenz, Rechte von Arbeitern, Umgang mit Kleinbäuerinnen und Frauenrechte. Das Ergebnis: Trotz kleiner Fortschritte im Vergleich zum Vorjahr schneiden deutsche Ketten auch im zweiten Jahr schlecht ab. Keine erzielt in der Gesamtwertung mehr als 20 Prozent der möglichen Punkte. Damit würden die Unternehmen weiterhin in Kauf nehmen, „dass wirtschaftliche Ausbeutung und Leid Zutaten vieler Lebensmittel sind, die wir im Supermarkt kaufen“, sagt Franziska Humbert, Oxfam-Expertin für soziale Unternehmensverantwortung.
Oxfam: "Supermärkte müssen endlich handeln"
Der Discounter Aldi Süd verbesserte sich von einem auf 19 Prozent in der Gesamtbewertung. Das Unternehmen habe wenigstens eine Risikoanalyse zu Menschenrechtsverletzungen seiner Produkte veröffentlicht und auf Führungsebene einen Menschenrechtsbeauftragten eingesetzt. Rewe erreichte 13, Rewe neun, Aldi Nord fünf Prozent. Edeka belegt mit nur einem Prozent den letzten Platz im internationalen Vergleich. Oxfam kritisiert, dass nach wie vor keiner der deutschen Supermärkte seine Lieferanten offenlege und Informationen zu dort herrschenden Arbeitsbedingungen herausgebe. Dass dies anders geht, zeigen die niederländischen Supermarktketten Albert Heijn und Jumbo, die sich im Frühjahr zur Bekanntgabe ihrer direkten Zulieferer verpflichtet haben.
Wie auch im vergangenen Jahr schneiden die britischen Supermärkte am besten ab. Das britische Unternehmen Tesco will auch bei Zulieferern existenzsichernde Löhne einführen und hat begonnen, mit Gewerkschaften zusammenzuarbeiten. Jedoch erreicht selbst Tesco nur 38 von 100 Prozent, also nicht einmal die Hälfte aller möglichen Punkte im Check. „Die Supermärkte müssen endlich handeln und dafür sorgen, dass nicht andere die Rechnung für unseren Einkauf zahlen“, meint Franziska Humbert. Oxfam fordert, dass Supermärkte Menschenrechtsverletzungen bei ihren Lieferanten ermitteln müssen, Kleinbäuerinnen angemessene Preise zahlen und Frauen vor Diskriminierung und Gewalt schützen.
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