RWE Dea: Der Oligarch und das deutsche Öl
Michail Fridman soll in Wendezeiten Jeans-Dealer gewesen sein. Inzwischen ist er Milliardär - und nicht nur deshalb ein Mann der Rekorde.
Dass Michail Fridman wenig zimperlich ist, wenn es ums Geschäft geht, werden selbst seine Freunde einräumen. Denn der bald 50-jährige Milliardär nimmt sich, was er will. Bei BP in London können sie davon ein Lied singen. Die Scheidung als Anteilseigner ihres gemeinschaftlichen Ölunternehmens war ein wirtschaftlicher Rosenkrieg. Und auch der norwegische Telekommunikationskonzern Telenor hat die Ellenbogen des Oligarchen während dessen Einstieg beim russischen Mobilfunker Vimpelcom zu spüren bekommen.
Auch deshalb ist der im ukrainischen Lwiw (Lemberg) geborene Fridman ein Mann der Rekorde: Der am Sonntag von RWE bekannt gegebene Kauf der Öl- und Gastochter der Essener, RWE Dea, wäre mit vereinbarten 5,1 Milliarden Euro die größte Übernahme eines ausländischen Unternehmens durch einen russischen Investor. Formal indes ist der Dea-Kauf durch Fridman gar kein russischer Deal: Denn abgewickelt wird das Geschäft von L1 Energy, der Energietochter von Fridmans Luxemburger Firma LetterOne – vorausgesetzt, die Kartellbehörden erlauben es und die zu erwartenden Sanktionen gegen Russland lassen den Deal zu.
Erst Studentendiskos, dann Fensterputzen
Diese Firma, die Fridman mit dem dubiosen Milliardär German Chan gegründet hat, verfügt über ein Gewicht von 29 Milliarden Dollar. So viel sind die Mobilfunkanteile bei Vimpelcom und Turkcell sowie andere Beteiligungen wert, die bei dem Investment-Vehikel gebündelt sind.
Mit geschätzten 16,5 Milliarden Dollar Vermögen ist Fridman der zweitreichste russische Oligarch nach dem Stahlbaron Alisher Usmanow und die Nummer 41 auf der „Forbes“-Rangliste der Reichen der Welt.
Zu seinem enormen Vermögen kam der studierte Stahllegierungs-Experte zu Beginn von Gorbatschows Perestroika: 1986, als er sein Studium in Moskau abschloss, organisierte er schon Studentendiskos, gründete mit Freund Chan zwei Jahre später die Fensterputzer-Kooperative „Kurier“.
Wie Feinde aus vergangenen Tagen berichten, soll er zudem einer der berüchtigten „Farsowtschiki“ gewesen sein, der dubiosen Dealer, die von Jeans aus dem Westen bis zu harten Devisen fast alles im Angebot hatten. 1989 legte er den Grundstein seiner Alfa-Group, die heute unter anderem Banken, Versicherer, Versorger umfasst. Die lange wichtigste Beteiligung wurde 2012 verkauft: TNK-BP, der russisch-britische Ölkonzern. 27,7 Milliarden Dollar zahlte die staatliche Rosneft den vier Oligarchen, die die Hälfte von TNK-BP besaßen – darunter Fridman und Chan. (HB)
Mathias Brüggmann
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