Microsoft streicht 18.000 Stellen: Der langsame Tod von Nokia
Satya Nadella baut Microsoft radikal um. Vom Stellenabbau sind vor allem die ehemaligen Nokia-Mitarbeiter betroffen.
Die Mitarbeiter von Nokia sind seit Jahren Kummer gewohnt, jetzt trifft es sie auch unter dem Dach von Microsoft. Im April hatte der Software-Konzern die Handy-Sparte von Nokia übernommen. Nun baut Konzern-Chef Satya Nadella das Unternehmen kräftig um. Es wird der tiefste Einschnitt in das Unternehmen seit seiner Gründung vor 39 Jahren, und er wird mehr Stellen kosten als je zuvor. Nadella, seit Februar im Amt, will sich auf den Tablet- und Smartphone-Markt konzentrieren und auf Online-Dienste aus der Cloud. So will er den Rückstand aufholen, den Microsoft im mobilen Internet gegenüber Google und Apple hat. „Wir wollen Entscheidungswege verkürzen, agiler werden und schneller reagieren“, schrieb der Manager an die Mitarbeiter.
25 000 Leute wechselten von Nokia zu Microsoft
18 000 der insgesamt 127 000 Arbeitsplätze will Nadella abbauen. Bei Microsoft wird also jede siebte Stelle gestrichen. Binnen eines Jahres will Nadella den Prozess abschließen. Die meisten Leute sollen bereits innerhalb der nächsten sechs Monaten erfahren, dass sie gehen müssen. Dabei trifft es vor allem ehemalige Nokia-Mitarbeiter – vom Fabrikarbeiter bis zum Manager. 25 000 Beschäftigte waren mit der Übernahme von Nokia zu Microsoft gegangen. Etwa die Hälfte von ihnen verliert nun in den kommenden Monaten ihren Job. Unter anderem wird die Handy-Fabrik in Ungarn geschlossen. Aber auch Microsoft-Mitarbeiter müssen gehen. Etwa 5500 von ihnen sind betroffen.
Deutschland vom Stellenabbau nur wenig betroffen
In Deutschland wird der Stellenabbau weit weniger dramatisch sein als im Unternehmen insgesamt. Nokia hatte hierzulande bereits zuvor die Zahl seiner Mitarbeiter kräftig reduziert. Mit der Handysparte wechselten rund 100 Beschäftigte von Nokia zu Microsoft – vor allem aus den Bereichen Marketing und Vertrieb. Insgesamt beschäftigt Microsoft in Deutschland derzeit rund 2700 Mitarbeiter. Hierzulande würden nur in geringem Umfang Stellen abgebaut, sagte ein Microsoft- Sprecher dem Tagesspiegel. „Es wird nur eine zweistellige Zahl treffen.“ Betroffen seien dabei keineswegs nur ehemalige Nokia-Leute, es könne genauso gut Mitarbeiter der Microsoft-Seite treffen, sagte der Sprecher. Das Management werde Gespräche mit dem Betriebsrat führen, um eine möglichst sozialverträgliche Lösung zu finden. Gänzlich unberührt von dem Stellenabbau bleiben die rund 1000 Mitarbeiter des Nokia-Kartenspezialisten Here in Berlin. Im Gegenteil, Here baut nach eigenen Angaben tendenziell Stellen auf.
Microsoft hängt im mobilen Internet hinterher
Sowohl Microsoft als auch Nokia haben vor Jahren noch ihre jeweiligen Märkte dominiert, Microsoft bei Betriebssystemen und Bürosoftware, Nokia bei Handys. Doch heute sieht die Situation anders aus. Die PC-Verkäufe gehen zurück, mobile Geräte und Services aus dem Internet sind gefragt. Derzeit liegt der weltweite Marktanteil der Microsoft-Smartphones bei gerade einmal drei Prozent, dagegen laufen rund 80 Prozent der Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android. Microsoft will die Produktentwicklung im Smartphone-Bereich weitgehend in Nokias Heimat Finnland betreiben. Hergestellt werden sollen die Geräte aber vor allem in Vietnam. Die Kosten für die Stellenstreichungen bezifferte das Unternehmen auf 1,1 bis 1,6 Milliarden Dollar.