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Metallica
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Metallica: Der Klang des Geldes

100 Euro Euro für CDs und T-Shirt im Plastik-Sarg: Mit unorthodoxer Vermarktung katapultiert die Rockband Metallica ihre neue Platte an die Chartspitzen - zum fünften Mal in Folge.

Berlin - Eine Vorfreude auf das neue Album wie an Weihnachten auf die Geschenke habe die Band erzeugen wollen. „Es wird heutzutage immer schwieriger, aus einer Plattenveröffentlichung ein großes Ereignis zu machen“, sagte James Hetfield, Sänger und Gitarrist der kalifornischen Heavy-Metal-Band Metallica am Freitag vorvergangener Woche in Berlin. Es war der Tag der Veröffentlichung des neuen Albums „Death Magnetic“, dem ersten der Band seit fünf Jahren.

Zumindest für die vier Mitglieder und die Plattenfirmen wurde seitdem wirklich jeder Tag ein Fest: Das Album zog von null auf eins in die US-Albumcharts ein, der Band gelang dies zum fünften Mal in Folge. Die Beatles und U2 hatten dies nur vier Mal geschafft. Kommende Woche wird das Album wohl auch die deutschen Media Control Album-Charts anführen. Und doch entpuppte sich der CD-Start für einige Fans als Ärgernis, für manchen Einzelhändler gar als echtes Verlustgeschäft.

Die gesamte Musikbranche beobachtet die Vermarktung dieses Produkts sehr genau. Denn Metallica setzten schon oft Standards mit unorthodoxen Vermarktungsmethoden und elektrisierten den Musikmarkt, wie etwa mit ihrem juristischen Krieg gegen die kostenlose Musiktauschbörse Napster in den Jahren 2000 und 2001. Jetzt ist 2008 und Internet-Musik gehört längst zum Alltag. Die Frage war: Wie gehen Metallica diesmal vor?

An jenem Freitag, dem 12. September, entjungferte die Band, die Radio-Hörer durch die Ballade „Nothing Else Matters“ von 1992 kennen, zunächst die neue Berliner Mehrzweckhalle „O2-World“ mit einem ultraharten Rockkonzert, zu dem 17 000 Fans aus ganz Europa pilgerten. Anschließend erreichte die CD nach zwei Verkaufstagen Platin-Status und wurde allein in Deutschland mehr als 100 000 mal verkauft. Metallica legten laut Universal Music den besten Verkaufsstart eines Albums 2008 hin und verwiesen damit die Melancholie-Popper von Coldplay auf die Plätze.

Die Mission schien geglückt – auch, weil sich bisher kein ernstzunehmender Kritiker, weder in Fan-Magazinen noch in bürgerlichen Feuilletons, fand, der das neue Album in künstlerischer Hinsicht nicht gelobt hätte. Die Scheibe ist die wohl beste der harten Truppe seit 17 bis 20 Jahren in der nunmehr 27-jährigen Bandgeschichte. Und doch sind nicht wenige Fans (und Kunden) empört.

Denn der Rekord wurde durch eine Art Doping erreicht: Die Band hatte schon Wochen vor dem Verkaufsstart „Mission-Metallica-Vorbestellboxen“ für rund 16 Euro in den Handel gegeben. Es handelte sich um Pappschachteln ohne Tonträger. Darin war ein Code aufgedruckt, mit dem man einen Premium-Zugang zu einer Fanseite im Internet erhielt, um geschützte Fotos, Filmchen und Soundschnipsel ansehen und hören zu können. Zudem erwarb der Fan damit einen fragwürdigen „Garantieschein für den Erhalt des neuen Albums“ und die Chance, Tickets für das Berliner Konzert zu ergattern.

Doch wofür das alles? CDs standen am Erscheinungstag auch ohne „Garantieschein“ genügend in den Regalen, die Konzertkarten waren schnell vergriffen. Am meisten aber ärgerten sich jene Fans, die davon ausgingen, dass sie den Preis dieser Vorbestellbox mit dem Kaufpreis der echten CD im Laden verrechnen konnten. Dem war nicht so.

„Die ganze Aktion wird von vielen Fans sehr negativ beurteilt“, sagt Michael Rensen, stellvertretender Chefredakteur des Magazins „Rock Hard“. Das könne jeder im Rock-Hard-Forum nachlesen. Zudem betreibt das Magazin einen Online-Shop und verkauft dort auch die Deluxe-Version des Albums: Die „DeathMagnetic-Sargbox“ für knapp 100 Euro. In dem kleinen Plastiksarg enthalten sind unter anderem: zwei CDs, eine DVD und ein T-Shirt. „Mittlerweile rechnen wir den Kaufpreis der Vorbestellbox auf den Kauf dieses Sarg-Sets an“, sagt Rensen. „Obwohl das für uns ein Zuschussgeschäft wird, aber wir wollen die Kunden nicht verärgern“.

Deutschlands größer Versandhändler Amazon teilt dagegen mit, dass seine Kunden für alle Versionen des Metallica-Albums den vollen Kaufpreis zahlen müssen. Beim Kulturkaufhaus Dussmann in der Berliner Friedrichstraße will man sich dagegen kulant zeigen und im Zweifel auch den Kaufpreis verrechnen. „Im übrigen halten die meisten Kunden diese aufgemotzten CD-Sets für Mogelpackungen“, sagt Geschäftsführer Hartwig Schulte-Loh. Es fänden sich aber immer Fans, die diese Packungen kaufen.

Verkauf von Vorbestellboxen ohne physischen Inhalt, von Online-Zugängen, CD-Paketen für 100 Euro in einem Mini-Sarg: Ist das die moderne Antwort auf die Bedrohung der Populärmusik durch illegale Tauschbörsen? Sind Metallica Vorbild für die Branche?

„Das Ganze war nicht alleine unsere Idee. Die Idee zur Mission-Metallica kam von der Band selber. Wir haben es geschafft, dem Wunsch der Band zu entsprechen, und allen deutschen Fans die Möglichkeit gegeben, an dem Projekt hier in Deutschland unter anderem mit diesen Vorbestellboxen teilzunehmen. Jedem Fan ist es ja selber überlassen, dabei mitzumachen oder nicht“, sagt Tim Wermeling, Produktmanager von Universal Music.

„Tonträger müssen wieder sexy werden“, sagt auch Daniel Knöll, Sprecher des Bundesverbandes der Musikindustrie. In dem Zusammenhang begrüßt er auch, dass immer mehr Bands ihre Alben auch wieder als Vinyl-LP veröffentlichen. Musik solle man wieder auch bewusst und zu Hause hören. Die Musikindustrie habe sicher Fehler gemacht, sich lange auf dem Ruhm der 80er Jahre ausgeruht, die Trends der 90er verschlafen. „Aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Auch darum seien die CD-Verkäufe in Deutschland stabil. Und das Weihnachtsgeschäft kommt noch.

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