John Cryan: Der Aufräumer
Der Chef der Deutschen Bank, John Cryan, gibt sich optimistisch - und das trotz eines Rekordverlusts. Wie der Brite sich bei der Bilanzvorlage geschlagen hat.
Unaufgeregt, gelassen, ohne Allüren: John Cryan, seit Juli vergangenen Jahres Co-Chef der Deutschen Bank hinterlässt bei seiner ersten Vorlage der Bilanz des größten deutschen Geldhauses einen durchaus soliden Eindruck. Dabei ist die Vorgabe katastrophal. Schließlich muss er im Konferenzsaal der beiden Bank-Türme an der Frankfurter Taunusanlage (im Volksmund „Soll und Haben“) über einen Rekord-Verlust berichten. Er tut das zunächst auf Deutsch in einer kurzen Rede, die er abliest. Ruhig und fehlerfrei. Auf die Fragen der rund 100 Journalisten antwortet der 54jährige Brite später meist auf Englisch. Da fühlt er sich doch noch sicherer.
Zwischendrin huscht auch mal ein Lächeln über sein Gesicht, auch wenn er sagt, es sei schwer zu lächeln und eine Vision zu entwickeln bei sieben Milliarden Verlust und erneuten Ausgaben von fünf Milliarden für die Beilegung von Rechtsproblemen.
Trotz allem schaut Cryan nach vorne
Und trotzdem schaut er nach vorne. Licht gebe es am Ende des Tunnels. Vor allem aber habe die Bank erstklassige Mitarbeiter, auch wenn 9.000 von ihnen gehen müssen. Er schaue nach vorne und hinter dem Tunnel, „sollte es dann wieder Spaß machen die Bank zu führen“. Er werde weiter „offen und ehrlich“ über die Lage der Bank informieren. Es klingt nicht wie eine Phrase.
Auch noch Co-Chef Jürgen Fitschen kommt noch einmal zu Wort. „Vielen Dank, dass sie mir noch zuhören“, sagt der 67jährige. Aber ist er bei seinem letzten Auftritt bei einer Jahres-Pressekonferenz in der Rolle des Zuhörers, lauscht mit meist blassem Gesicht den Worten seiner Kollegen. Nach der Hauptversammlung Mitte Mai nimmt Fitschen endgültig seinen Hut. Erst dann, obwohl der Mann, dessen Leben die Deutsche Bank war, längst hinter Cryan und auch dem neben ihm sitzenden Finanzchef Marcus Schenck zurücksteht.
Mit Kim Hammonds zieht eine Frau in den Vorstand
Immerhin aber hat Fitschen etwas geschafft, was er sich schon lange vorgenommen und was er versprochen hat. Seit 20 Jahren sitzt bei einer Pressekonferenz der Deutschen Bank mit Kim Hammonds endlich wieder einmal eine Frau auf dem Podium. Sie ist für den dringend notwendige Erneuerung der IT in der Bank verantwortlich - noch nur als Generalbevollmächtigte, bald aber schon als erstes weibliches Vorstandsmitglied bei der Deutschen Bank seit 20 Jahren. Der Auftritt der 48jährigen blonden Amerikanerin mischt schon an diese Tag die Herrenriege auf.
Nicht nur weil sie sich in ihrem hellbeigen Kostüm von den dunklen (Einheits-) Anzügen der drei Herren abhebt. Sondern auch, weil sie ihre Pläne souverän und überzeugend vorträgt. Und indirekt ihren Vorgängern ein miserables Zeugnis ausstellt. Cryan verfolgt den Auftritt der künftigen Vorstandskollegin mit Wohlwollen. Für manche gilt die Frau, die schon bei Ford, dem Computerhersteller Dell und Boeing die IT nach vorne brachte, als neue „Wunderwaffe“ der Deutschen Bank.
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