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Das Logo von "Delivery Hero" hängt in der Zentrale der Bestell-Plattformen für Essen "Delivery Hero" und "Liederheld" in Berlin-Mitte.
© Jens Kalaene/dpa
Update

Lieferdienste in Deutschland: Delivery Hero verkauft Lieferheld, Pizza.de und Foodora

Ein Deal über 930 Millionen Euro: Delivery Hero mit Sitz in Berlin gibt seine deutschen Essenszusteller an den niederländischen Rivalen Takeaway.com ab.

Der weltgrößte Essen-Lieferdienst Delivery Hero verkauft sein Deutschland-Geschäft für knapp eine Milliarde Euro an den niederländischen Rivalen Takeaway.com. Delivery Hero mit Sitz in Berlin werde dabei seine deutschen Dienste Lieferheld, Pizza.de und foodora abgeben und im Gegenzug Bargeld und Aktien der Takeaway.com im Volumen von 930 Millionen Euro erhalten, teilte das im MDax gelistete Unternehmen in der Nacht zum Freitag mit. Einen Teil der Zuflüsse wolle Delivery Hero in weiteres Wachstum investieren.

Marken Foodora und Lieferheld verschwinden

Der Großteil der momentan 480 Mitarbeiter solle nach dem Kauf übernommen werden. Dafür werden die Marken Lieferheld, Foodora und Pizza.de abgeschafft. „Wir werden alle Marken auf Lieferando umstellen“, sagte Jörg Gerbig, COO von Takeaway.com dem „Tagesspiegel“ . „Wir waren immer ein Verfechter der Ein-Marken-Strategie“, sagte Gerbig, der einst Lieferando gegründet hat. Der Schritt solle innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss der Transaktion erfolgen. „Wir wollen dadurch im Jahr 2020 60 Millionen Euro an Marketingkosten einsparen“, sagt Gerbig.  

Teure Schlacht um die Vorherrschaft in Deutschland

Das Unternehmen hatte sich seit längerem einen Kampf um die Vorherrschaft am deutschem Markt mit Takeaway geliefert. Die Niederländer sind hierzulande mit der Marke Lieferando aktiv. Sie hatten Delivery Hero ausgerechnet auf dem Heimatmarkt damit die Rolle des Marktführers streitig gemacht. „Wir schätzen, dass wir in Deutschland inzwischen 20 Prozent mehr Bestellungen haben als die Nummer Zwei und Drei zusammen“, sagte Takeaway-Chef Jitse Groen vergangenen Januar im Tagesspiegel. Lieferando sei da also größer gewesen als Lieferheld und Pizza.de, die beiden deutschen Hauptmarken von Delivery Hero. Der Kampf um Marktanteile war aber auch eine teure Marketingschlacht. In jedem großen Land der Welt könne es auf Dauer nur einen Anbieter geben, hatte Groen daher gesagt.

Damit sollte er Recht behalten: Denn nun gibt es seine deutschen Dienste an den Rivalen ab. Dafür erhält das Delivery den Angaben zufolge 508 Millionen Euro in Bar und 9,5 Millionen Aktien von Takeaway im Wert von 422 Millionen Euro. Delivery hält damit künftig rund 18 Prozent an Takeaway. Das Vorhaben solle im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen werden.

Die Berliner erklärten, etwa die Hälfte der zufließenden Barmittel sollten reinvestiert werden. "Diese Transaktion bringt dem Unternehmen vielerlei Vorteile und verbessert unsere Positionierung", sagte Delivery-Chef Niklas Östberg. "Ungeachtet des Verkaufs des Deutschlandgeschäfts werden wir unsere Umsatzziele für 2019 nicht nur erreichen, sondern sogar übertreffen. Gleichzeitig werden wir einen Anteil an Takeaway.com halten und über deutlich mehr liquide Mittel verfügen." Für das Jahr 2019 werde ein Umsatz zwischen 1,08 und 1,15 Milliarden Euro erwartet. Dabei werde mit einem Verlust (angepasstes Ebitda) zwischen 270 und 320 Millionen Euro geplant.

Delivery Hero hatte sich erst Anfang November nach einem Umsatzsprung höhere Ziele für das Gesamtjahr gesetzt. Im Sommer hatte das in 39 Ländern aktive Unternehmen zusätzliche Investitionen im Volumen von 80 Millionen Euro angekündigt. Aufgrund der Aufwendungen verschoben die Berliner ihr zunächst für Ende 2018 angestrebtes Ziel, die Gewinnschwelle beim bereinigten Betriebsergebnis (Ebitda) zu knacken.

Delivery liefert sich mit Takeaway, JustEat und Deliveroo aus Großbritannien sowie Uber Eats einen scharfen Wettbewerb. (mit Reuters)

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