Ikea der Sportbranche: Decathlon eröffnet am Alex
Fitness im Quadratkilometer: Am Freitag eröffnet der französische Sporthändler Decathlon einen Mega-Store am Alexanderplatz.
In Berlin macht jeder, was er will. Auch beim Sport: „Die Menschen hier haben sehr individuelle Vorstellungen und Ansprüche“, sagt Thomas Zielke, Mitarbeiter des französischen Konzerns Decathlon. Der will sich das nun zunutze machen – mit einem 70 Sportarten umfassenden Sortiment eröffnet am Freitag der erste Berlin-Store am Alexanderplatz. „Wir haben sieben Jahre nach dem richtigen Standort gesucht“, sagt Zielke, der die Leitung der Filiale übernommen hat. Die Stadt habe eine große Signalwirkung, auch dank Sport-Großereignissen und zahlreichen Stadtläufen. „Grundsätzlich ist Deutschland einer der vielversprechendsten Wachstumsmärkte. Die Deutschen sind ein sehr sportliches Volk.“
Auch in Leipzig und Hamburg wird es neue Filialen geben
Noch in diesem Jahr soll eine Filiale in Leipzig folgen, im nächsten Jahr in Hamburg. Dabei hat man bisher nicht den Eindruck gewinnen müssen, dass es hierzulande einen Mangel an Sportspezialisten gibt: Händler wie Sportcheck, das zu Otto gehört, Karstadt-Sport und Globetrotter existieren schon lange nebeneinander. Die weltgrößte Kette Intersport vermeldete unlängst einen Rekordumsatz, mit das höchste Wachstum kam aus Deutschland, nicht nur wegen Weltmeister-Trikots. Im Frühjahr locken dazu fachfremde Einzelhändler wie Tchibo, Aldi und Lidl die preissensiblere Klientel. Und auch Modehändler entdecken den Sport zunehmend für sich: Hennes & Mauritz hat sein Angebot an Fitnessartikeln über die Jahre stetig ausgeweitet, die irische Billigkette Primark ist gleich mit eingestiegen. Gerade erst kündigte Europas größter Modehändler Zalando an, den Bereich Sportkleidung verstärkt zu forcieren.
Mit Eigenmarken macht Decathlon Nike und Adidas Konkurrenz
Decathlon dürfte in Berlin vielen noch unbekannt sein. Dabei gibt es das 1976 gegründete Familienunternehmen bereits 23 Mal bundesweit – allerdings bislang nur in weniger urbanen Gegenden sowie als Onlineshop. Mancherorts gilt der Händler bereits als „Ikea der Sportbranche“: nicht nur wegen Flächen von 6000 Quadratmetern wie künftig in Berlin, sondern auch aufgrund der Preise. Die Firma bestückt ihre Regale zu 75-80 Prozent aus Eigenmarken, mit denen sie eigenen Angaben zufolge preislich gut 20 Prozent unter denen der großen Hersteller liegt. „Entwicklung, Produktion und Vertrieb sind in unserer Hand“, sagt Zielke. Dabei will Decathlon qualitativ hochwertiger sein als die Discounter.
Decathlon setzt Milliarden um
Weltweit setzt Decathlon bereits 8,5 Milliarden Euro um – und ist überzeugt: Da geht noch mehr. „Im Sportmarkt ist vieles schon da. Aber wir schaffen auch Markt mit Innovationen.“ Ein Verkaufshit etwa sei das Wurfzelt, das sich im Flug aufbaut, wie man in den breiten Gängen auch mühelos testen kann. In Berlin soll außerdem die neue Schnorchelmaske begeistern, die es erlaubt, ohne lästiges Mundstück zwischen den Zähnen unter Wasser zu atmen. „Wir wollen, dass sowohl das Einkaufen als auch der Sport für die Kunden so bequem wie möglich sind“, sagt Zielke. „Unser größter Mitbewerber ist die Spielekonsole.“