Griechenland-Referendum: Dax verliert sechs Prozent
Die Ankündigung des Referendums in Griechenland lässt weltweit die Aktienkurse einbrechen. So verliert der deutsche Aktienindex (Dax) zeitweise mehr als sechs Prozent.
Berlin - Die Griechen schockieren erneut die Aktien- und Anleihemärkte. Mit einem Verlust von zeitweise mehr als sechs Prozent reagierte der Deutsche Aktienindex am Dienstag auf die Ankündigung des griechischen Ministerpräsidenten Papandreou, das Volk über das neue EU-Hilfspaket abstimmen zu lassen. In New York fiel der Dow Jones um 2,5 Prozent. Zugleich flohen Anleger an den Rentenmärkten in deutsche Bundesanleihen. Die Ratingagentur Fitch warnte, die geplante Volksabstimmung gefährde die Finanzstabilität der Euro- Zone.
Damit ist die Hoffnung auf eine Entschärfung der Euro- Schuldenkrise enttäuscht worden. In Erwartung einer Staatspleite Griechenlands mit Folgen für den Finanzsektor trennten sich die Investoren am Dienstag vor allem von Finanzwerten: Commerzbank- und Deutsche-Bank-Aktien verloren zeitweise mehr als zehn Prozent. Der griechische Bankenindex stürzte um 14 Prozent auf ein neues Rekordtief, der europäische Bankenindex brach um mehr als sechs Prozent ein.
„Die Euphorie nach den Gipfel-Beschlüssen vergangenen Mittwoch ist gewichen und hat wieder den Sorgen um die Schuldenkrise in der Eurozone Platz gemacht“, schrieben die Analysten der Landesbank Berlin. Die Nervosität der Anleger – gemessen an den Volatilitätsindizes V-Dax und V-Stoxx – ist wieder so groß wie unmittelbar vor dem Euro-Krisengipfel vergangene Woche.
Das angekündigte Referendum in Griechenland habe zu großer Verunsicherung an den Märkten geführt, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Michael Kemmer. „Wichtige Detailplanungen im Nachgang des Euro-Gipfels werden nun verzögert, schlimmstenfalls auf Eis gelegt“, sagte er. Josef Kaesmeier, Chefvolkswirt des Bankhauses Merck Finck, fordert eine Entscheidung: „Entweder Griechenland wird gerettet und kommt den Sparanforderungen nach – oder es geht pleite und tritt aus der Eurozone aus. Einen Mittelweg gibt es nicht.“ Sein Kollege Jörg Krämer von der Commerzbank warnte vor den Folgen eines griechischen „Nein“. „Durch eine Pleite und einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone würde die Ansteckungsgefahr für andere Krisen-Länder steigen. Die EU müsste einen Schutzwall aufbauen – besonders um Italien und Spanien. Der Euro-Rettungsschirm müsste bis dahin auf jeden Fall stehen.“
Schon am Dienstag sprangen die Risikoaufschläge für italienische Anleihen auf ein neues Rekordhoch. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen kletterte auf 6,34 Prozent und war fast so hoch wie kurz vor einer Intervention der Europäischen Zentralbank im August. Der Risikoaufschlag, den Investoren beim Kauf zweijähriger italienischer Staatsanleihen im Vergleich zu den entsprechenden deutschen Papieren fordern, stieg auf den höchsten Stand seit Bestehen des Euro.
Börsianern zufolge kaufte die Europäische Zentralbank (EZB) italienische und spanische Anleihen, um einen weiteren Anstieg der Renditen zu verhindern. Gleichzeitig verteuerten sich Kreditausfallversicherungen: Die Preise für die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets italienischer oder spanischer Staatsanleihen stiegen um jeweils etwa 40 000 auf 483 000 beziehungsweise 377 000 Euro.Auch an den Devisenmärkten sorgte die Unsicherheit über die Zukunft Griechenlands für Turbulenzen. Der Euro fiel bis auf 1,3653 Dollar.
In Frankreich rief Präsident Nicolas Sarkozy, der sich am Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft, seine wichtigsten Kabinettsmitglieder zu einer Sitzung zusammen. In der Kette der sechs Euro-Länder, die von den Ratingagenturen mit der Top- Note AAA bewertet werden, gilt Frankreich wegen seiner hohen Schulden als das schwächste Glied. Die Risikoaufschläge auf französische zehnjährige Staatsanleihen stiegen ebenfalls auf den höchsten Wert seit der Euro-Einführung.
Der internationale Bankenverband IIF hält trotz der Ankündigung eines Referendums in Griechenland am geplanten Schuldenschnitt fest. Der Verband erklärte am Dienstag, er wolle weiterhin die Vereinbarung des Euro-Krisengipfels umsetzen, wonach private Gläubiger auf 50 Prozent ihrer Forderungen an Griechenland verzichten wollen. mit rtr, dpa