Vatikanbank: Das päpstliche Geldhaus öffnet seine Bücher
Historische Wende in Rom: Die Vatikanbank veröffentlicht erstmals ihre Bilanz. Trotz Finanzkrise und sinkender Kundenzahl hat sie den Gewinn vervierfacht.
Es ist kein Zufall, dass sich der Hauptsitz der Vatikanbank IOR im Turm des Nikolaus V. befindet, zwar direkt hinter der päpstlichen Residenz im apostolischen Palast. Denn abgesehen von den Geschäftsführern des Instituts hatte früher nur der Papst Zugang zu den Bilanzen des Instituts. Das alles ist nun Geschichte. Denn zum ersten Mal hat das IOR seine Jahresbilanz im Internet veröffentlicht. Eine historische Wende und ein Meilenstein in der Transparenz-Kampagne, die von Papst Benedikt XVI. begonnen und von seinem Nachfolger Franziskus I. nun weitergeführt wird.
Trotz der Finanzkrise konnte die Vatikanbank für 2012 ein deutliches Plus melden: Der Nettogewinn lag bei 86,6 Millionen Euro, etwa viermal so viel wie 2011. Den Gewinnzuwachs führen die Finanzexperten des Instituts auf die verbesserte Situation am Markt für Staatsanleihen zurück. Das IOR investiert traditionell vor allem in Staatspapiere. Auch das Gesamtvermögen, das das Institut verwaltet, stieg im vergangenen Jahr von 6,9 auf 7,1 Milliarden Euro. Ein beachtliches Ergebnis, vor allem wenn man bedenkt, dass die Zahl der Kunden zurückging – von 21 100 auf 18 900.
Verdacht auf Geldwäsche
Ein achtköpfiges Aufsichtskomitee hatte mithilfe der US-Finanzberatungsfirma Promontory in den vergangenen Monaten den Geldverkehr der Vatikanbank unter die Lupe genommen. So wurden hunderte Konten gesperrt, die aufgrund undurchsichtiger Transaktionen unter dem Verdacht stehen, an Geldwäsche beteiligt zu sein. Der jüngste Fall betrifft die Konten der iranischen, irakischen und indonesischen Vertretungen. Über diese Konten sollen Berichten zufolge Transaktionen in Millionenhöhe stattgefunden haben.
Transparenz in einem Geldinstitut zu schaffen, das für seine Undurchsichtigkeit berühmt ist, ist keine einfache Aufgabe. Im Turm des Nikolaus V. sollen über Jahrzehnte Mafia-, Drogen- und Parteigelder spurlos verschwunden sein. Als Papst Franziskus beschloss, die Institutionen des Vatikans demokratischer und transparenter zu machen, stand das IOR daher auf dem ersten Platz seiner Liste.
Widerstand der Kurie
Die ersten Ermittlungen ließ noch Benedikt XVI. durchführen. Doch der ehemalige Papst stieß dabei sehr schnell auf Widerstand der Kurie. Es kam zu einem heftigen Machtkampf, bei dem der Präsident des Instituts, Ettore Gotti Tedeschi, seinen Posten verlor. Viele Vatikan-Insider gehen davon aus, dass der sogenannte Vatileaks-Skandal, bei dem Tausende Privatdokumente des Papstes und seiner engsten Mitarbeiter die Öffentlichkeit erreichten, eine Konsequenz des Streites um das IOR sei.
Der neue Papst zeigte sich von Anfang an entschlossen, die Arbeit seines Vorgängers fortzusetzen. „Um der katholischen Kirche in aller Welt zu dienen, muss unser Institut ein geschätztes Mitglied der globalen Finanzgemeinschaft werden“, schreibt der neue Präsident Ernst von Freyberg in seiner Einleitung zur Jahresbilanz, deren Veröffentlichung Zeichen einer neuen Epoche sein soll. Bald, sagen Vatikan-Experten, soll eine Reform der vatikanischen Vermögensverwaltung APSA folgen.
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