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Immer weniger Bank-Filialen gibt es in Deutschland. Schätzungen sprechen von einer Halbierung in den nächsten 20 Jahren.
© Hans-Jürgen_Hennig/dpa

Schwund der Filialen: Das große Bankensterben

Die Zahl von Filialen und Geldinstituten sinkt kontinuierlich. Der Trend dürfte anhalten und sich ihre Zahl in den kommenden 20 Jahren halbieren.

Die Zahl der Bankfilialen in Deutschland könnte sich in den kommenden 20 Jahren fast halbieren. Ein Szenario, wonach rund 14 600 Zweigstellen der Banken und Sparkassen bis 2035 schließen werden, hält die Förderbank KfW für „sehr realistisch“, wie aus einer am Freitag in Frankfurt am Main veröffentlichten Studie hervorgeht. Vor allem im ländlichen Raum werde sich das Filialnetz weiter ausdünnen. Die Gründe für das Filialsterben liegen der Studie zufolge auf der Hand: einerseits die Digitalisierung der Bankprozesse, andererseits der demografische Wandel.

Filialen verschwunden Jahr für Jahr

Doch nicht nur die Zweigstellen, auch die Zahl der Geldinstitute insgesamt geht deutlich zurück, wie es in einer aktuellen Analyse der Bundesbank heißt.

Dieser Trend und damit die Konsolidierung in der Branche haben sich nach Angaben der Bundesbank im vergangenen Jahr weiter fortgesetzt. Danach ging die Zahl der Geldhäuser 2014 um 39 auf 1990 zurück, ein Minus von 1,9 Prozent. Zum Vergleich: 1990 gab es in Deutschland noch rund 4750 Banken. Die Anzahl der Filialen schrumpfte im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent oder fast 900 auf noch 35 300. Damit hat sich die Zahl der Filialen seit 1995 um fast die Hälfte reduziert. Damals waren es noch fast 68 000. Die Reduzierung der Filialen wird anhalten: Nach Ansicht von Commerzbank-Chef Martin Blessing werden bis 2025 bis zu einem Drittel der Ableger geschlossen. Das wären nahezu 12 000. Den größten Rückgang der Institute gab es, so die Bundesbank in ihrem am Freitag vorgelegten Bericht, im Genossenschaftslager. Dort verschwanden durch Fusionen und Aufgaben 31 Volks- und Raiffeisenbanken, sodass es am Jahresende noch 1052 waren. Zum Vergleich: 1990 gab es noch fast 3400 Genossenschaftsinstitute. Dagegen verschwand 2014 durch eine Fusion nur ein Institut aus dem Sparkassensektor. Am Jahresende gab es noch 416 Sparkassen und neun Landesbanken. 1990 waren im Sparkassenbereich noch 780 Institute aktiv. Bei den Großbanken gab es 2014 keine Veränderung: Es blieb bei vier.

Die meisten Banken stehen in Bayern, Berlin hält sein Niveau

Die Bundesbank wirft in ihrer Analyse auch einen Blick auf die Bundesländer: Obwohl dort im vergangenen Jahr 15 Geldhäuser verschwanden, gibt es in Bayern mit 428 immer noch die meisten Banken und Sparkassen. 331 sind es in Nordrhein-Westfalen, 325 in Hessen und 317 in Baden-Württemberg, wo acht Unternehmen den Geschäftsbetrieb einstellten. In Berlin und Brandenburg waren es Ende 2014 wie ein Jahr zuvor 26 Institute. Die meisten Filialen betreiben mit fast 12 400 nach wie vor die Sparkassen. Dort wurden im vergangenen Jahr rund 400 Ableger geschlossen. Zusammen mit den jeweiligen Zentralinstituten sind es fast 12 800. Im Genossenschaftssektor gibt es noch 11 280 Zweigstellen, rund 270 weniger als 2013. Mit Zentralen steigt die Zahl dort auf 12 330. Auch die vier Großbanken reduzierten ihr Filialnetz 2014 weiter um rund 170 auf 7440.

Bezogen auf die gesamte Bevölkerung hat die Dichte der Bankstellen 2014 weiter abgenommen. Derzeit kommen 2174 Bundesbürger auf eine Bank-, Volksbank- oder Sparkassen-Filiale. Vor zehn Jahren waren es noch gut 1700.

Deutschland liegt mit Blick auf die Bankstellendichte unter den Industrieländern Experten zufolge im Mittelfeld. Pro Kopf der Bevölkerung müssten sich etwa in den Niederlanden rechnerisch mehr als doppelt so viele Menschen mit einer Filiale zufrieden geben. Auch in den USA, Japan und Großbritannien kommen mehr Bürger auf jeweils eine Filiale als hierzulande. Dagegen sei die Zahl der Bankstellen pro Einwohner in Frankreich, Österreich, der Schweiz oder in Italien deutlich größer als in Deutschland.

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