Internetkonzern Google: Das Geld fließt, das Führungspersonal flieht
Knapp 3,5 Milliarden Dollar Gewinn verbucht der Suchmaschinenbetreiber Google - im Quartal. Dennoch scheint das Führungspersonal geradezu auf der Flucht zu sein.
„Google hatte ein großartiges Quartal.“ Die Botschaft, die alle drei Monate aus dem kalifornischen Mountain View kommt, wo Google seinen Firmensitz hat, klingt fast immer ähnlich. Diesmal war es aber Finanzchef Patrick Pichette und nicht Firmenchef Larry Page, der sich mit den Worten zitieren ließ. Was soll man auch anderes sagen, wenn man in einem Quartal knapp 16 Milliarden Dollar (11,8 Milliarden Euro) umgesetzt, unterm Strich in drei Monaten 3,4 Milliarden Dollar verdient hat und Ende Juni 61,2 Milliarden Dollar in der Kasse hatte – etwa 2,5 Milliarden Dollar mehr als noch drei Monate zuvor.
Den größten Teil seines Umsatzes macht Google mit Verkauf von Anzeigenplätzen im Umfeld seiner Suchmaschine. Hinzu kommen unter anderem Anzeigen auf Partner-Webseiten sowie Werbung auf dem Videoportal Youtube. Die steigende Zahl der Anzeigen glich dabei fallende Preise pro Klick mehr als aus. Dagegen waren die Werbeeinnahmen des wesentlich kleineren Rivalen Yahoo zuletzt weiter geschrumpft. Auch an der Börse kamen die Google-Zahlen gut an – die Aktien legten um mehr als zwei Prozent zu.
Gewinn wächst langsamer als Umsatz
Wenn man Pichettes Worten glauben darf, stehen Google noch weitere großartige Quartale bevor; denn der Finanzchef zeigte sich auch für die Zukunft optimistisch wegen eines „tollen Laufs bei den Produkten“. Dank des Smartphone- und Tablet-Betriebssystems Android ist Google auch Marktführer im immer wichtiger werdenden mobilen Internet.
Wegen der hohen Ausgaben für neue Projekte stieg der Gewinn (plus sechs Prozent) im Vergleich zum Vorjahresquartal allerdings langsamer als der Umsatz (plus 22 Prozent). Das Unternehmen baut seine Geschäfte in viele Richtungen aus – von der Datenbrille Google Glass bis zum vernetzten Auto – und das kostet natürlich Geld.
Auch bei den Mitarbeitern legte Google zu: Ende Juni arbeiteten annähernd 52.100 Menschen bei dem Konzern, drei Monate zuvor waren es 49.800 gewesen. Rund 3500 Mitarbeiter waren zuletzt bei der Handytochter Motorola beschäftigt, die Google im Jahr 2012 für 12,5 Milliarden Dollar übernommen hat, nun aber an den chinesischen Computerhersteller Lenovo weiterverkaufen will.
Ein weiterer Top-Manager verlässt den Konzern
Während die Zahl der Google-Mitarbeiter insgesamt steigt, verliert das Unternehmen aber an der Spitze immer mehr Top-Manager. Mit Nikesh Arora, der bisher für das operative Geschäft verantwortlich war, verlässt ein enger Vertrauter von Unternehmenschef Larry Page das Unternehmen. Page veröffentlichte die Nachricht von Aroras Weggang überraschend im Netzwerk Google Plus. Arora arbeitete nicht nur eng mit Page zusammen, er war auch sein wichtigster Verbindungsmann zu den Anlegern und der Wall Street.
In den vergangenen Monaten haben bereits mehrere Spitzenmanager Google den Rücken gekehrt. So ging im vergangenen Jahr der Chef für das erfolgreiche Betriebssystem Android, Andy Rubin. Im Februar verließ dann der Leiter des Tochterunternehmens Youtube, Salar Kamangar, das Unternehmen. Zwei Monate später kündigte auch der Chef des Bereichs Soziale Netzwerke, Vic Gundotra.
Nun also Arora. Arora kam vor knapp zehn Jahren zu dem US-Konzern. Zuvor hatte er bei T-Mobile, der Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, gearbeitet. Nun wechselt er als Vize-Chef ins Kontrollgremium des japanischen Konzerns Softbank. Das ist insofern von Bedeutung, als dass Softbank der Mutterkonzern des US-Mobilfunkanbieters Sprint ist, der wiederum an T-Mobile USA interessiert sein soll.