Wirtschaft: Das Ende der Waschmaschinen aus Berlin
Berlin - In gut zwei Jahren ist Schluss. Im Juni 2012 wird im Spandauer Werk von Bosch und Siemens Hausgeräte (BSH) die letzte Waschmaschine vom Band laufen.
Berlin - In gut zwei Jahren ist Schluss. Im Juni 2012 wird im Spandauer Werk von Bosch und Siemens Hausgeräte (BSH) die letzte Waschmaschine vom Band laufen. Nach fast 60 Jahren Produktion will das Unternehmen dann die Fabrik schließen, 230 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Sie sollen aber Abfindungen bekommen, qualifiziert werden, in den Ruhestand gehen oder an einem anderen Standort beschäftigt werden. Darauf einigte sich BSH mit der IG Metall. „Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben“, sagte Klaus Abel, Geschäftsführer der Gewerkschaft in Berlin, dieser Zeitung.
Aus der Hauptstadt zurückziehen will sich BSH aber nicht. Man wolle in Siemensstadt ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum für die 550 Beschäftigten bauen, die schon jetzt in Berlin neue Produkte für den gesamten Bereich Wäschepflege entwerfen, erklärte der Konzern. Im Sommer soll der Grundstein gelegt werden. Zudem soll es umfangreiche Kooperationen mit Hochschulen geben.
Damit geht der Abbau des einst umfangreichen Industriesektors in Berlin weiter. Bereits 2006 hatte BSH das Werk schließen wollen, weil dem Unternehmen die Kosten zu hoch waren. Nach heftigen Protesten der Belegschaft und monatelangen Verhandlungen wurde eine Fortführung bis Ende Juli 2010 vereinbart – gegen Einschnitte bei Lohn und Mehrarbeit. Seither schrumpfte die Fertigung bereits um die Hälfte. Zu Spitzenzeiten hatten einst bis zu 3000 Menschen in Spandau Waschmaschinen hergestellt.
Nicht einmal mit weiteren Zugeständnissen sei das Werk noch zu retten gewesen, räumt selbst die IG Metall ein. „Schwere Managementfehler“ macht IG-Metall-Mann Abel dafür verantwortlich. „Seit den neunziger Jahren ist das Werk nicht weiterentwickelt worden, Maschinen und Produkte sind völlig veraltet.“ Mit der Fabrik verschwindet auch die dort gebaute Waschmaschinen-Baureihe vom Markt. BSH beschäftigt weltweit 39 000 Menschen in 42 Ländern und nahm im vergangenen Jahr 8,4 Milliarden Euro ein. Im Hausgeräte-Bereich ist der Preiskampf in den vergangenen Jahren deutlich schärfer geworden, die Unternehmen nutzen die billigere Fertigung außerhalb Europas. In Brandenburg lässt BSH in Nauen ebenfalls Waschmaschinen fertigen, wegen der längeren Arbeitszeit sind die Fertigungskosten dort aber unter dem Berliner Niveau.
Über die Details der Schließung hatten Konzern und Belegschaft mehr als ein Jahr lang verhandelt. Die BSH-Arbeiter bekommen eine Abfindung von zwei Monatsgehältern pro Jahr der Betriebszugehörigkeit. Außerdem werden sie bis zu 18 Monate lang in einer Transfergesellschaft weiterbezahlt oder können sich in einem anderen Unternehmen ausbilden lassen. Wer mindestens 55 Jahre alt ist, kann in den Vorruhestand wechseln, die Verluste bei der Rente gleicht BSH aus. 40 Beschäftigte sollen zudem im Forschungszentrum Prototypen bauen. Güngör Demirci, der Chef des Betriebsrats in dem Werk, nannte die Entscheidung „schmerzlich“. Die Ausgleichsregelung für die Beschäftigten sei aber „bislang einmalig im Berliner Vergleich“. Viele in der Belegschaft sind Hilfsarbeiter mit geringen Qualifikationen, zudem sind die meisten jenseits der 40 Jahre.
Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) nannte das Aus für das Werk „bedauerlich“, begrüßte aber die Entscheidung der BSH für das neue Forschungszentrum. Er wertete dies als ein „Bekenntnis zum Industriestandort Berlin“ und erwartet, dass in der Entwicklung neue Arbeitsplätze entstehen. BSH hat eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren die Entwicklung in Berlin bereits um 120 Leute aufgestockt. Carsten Brönstrup
Carsten Brönstrup
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