Banken-Fusion: Commerzbank zahlt für Dresdner Bank nur die Hälfte
In die geplante Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank kommt Bewegung. Laut Unternehmensangaben soll de Deal zwischen den beiden Kreditinstituten nun doch schon Ende Januar vollzogen werden – für die Hälfte der ursprünglich veranschlagten Kosten.
Die Komplettübernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank geht deutlich früher über die Bühne als geplant. Zugleich kostet der seit Jahren größte Deal in der deutschen Finanzindustrie Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus mit nunmehr 5,1 Milliarden Euro nur etwas mehr als die Hälfte der eigentlich kalkulierten 9,8 Milliarden Euro. Außerdem wird die Allianz als bisherige Dresdner-Mutter nach dem neuen Fahrplan nur mit 18,4 und nicht mit 30 Prozent an dem neuen fusionierten Bankhaus beteiligt sein.
Wie beide Unternehmen am späten Donnerstagabend mitteilten, haben sich der Münchner Versicherungsriese und die Frankfurter Großbank am selben Tag auf den beschleunigten Fahrplan für den Eigentümerwechsel geeinigt. Er sieht vor, dass die Commerzbank bereits im Januar 2009 zu 100 Prozent die Dresdner Bank übernimmt und nicht erst in der zweiten Jahreshälfte.
"Wir beschleunigen die Übernahme und sichern eine schnelle Integration", sagte der Vorstandschef Martin Blessing laut der Mitteilung. "In den nach wie vor nervösen Finanzmärkten stellen wir so frühzeitig die uneingeschränkte Handlungsfähigkeit her."
5,1 Milliarden Euro in bar
Allianz-Chef Michael Diekmann erklärte in einer Mitteilung: "In der aktuellen Situation an den Finanzmärkten ist eine beschleunigte Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank vorteilhaft für alle Beteiligten." Mitarbeiter und Kunden profitierten davon, dass der Übergangsprozess abgekürzt werde und die neue Commerzbank schnell handlungsfähig sei.
Ende August hatte die Commerzbank angekündigt, der Allianz die Dresdner Bank in zwei Schritten abzukaufen. Zunächst wollte sie nur 60 Prozent der Konkurrentin übernehmen, der Rest sollte in einem zweiten Schritt bis Ende 2009 unter Dach und Fach gebracht werden. Dieser Schritt wird jetzt vorgezogen, die Übernahme soll in einem einzigen Vorgang über die Bühne gehen.
Zudem zahlt die Commerzbank den Großteil der Dresdner Bank in bar und nicht in Aktien. Die Allianz wird künftig dementsprechend einen geringeren Anteil an der neuen Commerzbank halten als zunächst geplant. Der geringere Kaufpreis wird in einer Präsentation für Investoren vorgerechnet: Danach bewertet die Commerzbank das Gesamtvolumen der Transaktion nun mit 5,124 Milliarden Euro statt ursprünglich 9,792 Milliarden Euro.
Allianz-Versicherung übernimmt Cominvest
Nach Allianz-Angaben erhält der Münchner Versicherer nun als Gegenleistung für die Dresdner Bank insgesamt 3,2 Milliarden Euro in bar sowie zusätzlich lediglich die Aktien, die einem Anteil von 18,4 Prozent entsprechen. Außerdem erhält die Allianz wie ursprünglich vereinbart die Commerzbank-Fondstochter Cominvest, die laut Commerzbank unverändert mit 0,7 Milliarden Euro taxiert wird.
Verzichtet wird laut Allianz auf den ursprünglich vereinbarten langfristigen Schirm für Risikopapiere, zu dem nach der Vereinbarung vom August die Allianz 975 Millionen und die Commerzbank 275 Millionen Euro beisteuern wollten. Dafür erhält die Allianz nach den aktuellen Angaben eine Kompensationszahlung von 250 Millionen Euro in bar.
Nummer Zwei in der deutschen Bankenbranche
An der Börse war in den vergangenen Monaten häufig spekuliert worden, dass der Deal wegen der Finanzkrise platzen könnte. Die Aktie der Commerzbank war im Zuge der Turbulenzen kräftig eingebrochen – da bisher ein Großteil der Bezahlung in Aktien vorgesehen war, sahen Marktteilnehmer die Übernahme in Gefahr. Beide Seiten hatten stets betont, der Übernahmeprozess laufe nach Plan.
Das neue Institut aus Commerzbank und Dresdner Bank wird mit einer Bilanzsumme von knapp 1,1 Billionen Euro deutliche Nummer Zwei in der deutschen Bankenbranche hinter der Deutschen Bank mit einer Bilanzsumme von fast 2 Billionen Euro. Zusammen haben die beiden Institute in Deutschland nach früheren Angaben 12,3 Millionen Kunden. (iba/dpa)