Hunderte Mitarbeiter betroffen: Commerzbank verschärft den Sparkurs
Das Institut will Stellen abbauen und auslagern. Ein Teil der Finanzbuchhaltung soll von externen Dienstleistern erledigt werden. Damit droht 450 Mitarbeitern in Frankfurt, Duisburg und Berlin der Verlust ihrer Arbeitsplätze.
Es sind nicht wenige, die in der Mittagspause in der Frankfurter Commerzbank-Zentrale unterschreiben: Die vom Betriebsrat und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ausgelegten Unterschriftenlisten füllen sich. Damit protestieren die Mitarbeiter gegen einen erneut geplanten Personalabbau und offenbar vorgesehene Auslagerungen von Arbeitsplätzen. Dem Betriebsrat zufolge sollen bis Ende 2017 rund 450 Stellen aus der Finanzbuchhaltung zu externen Dienstleistern wechseln, etwa zur Commerzbank-Tochter Commerz Transaction Services (ComTS), die nicht dem Banken-Tarifvertrag unterliegt.
„Auch eine Auslagerung an billigere Unternehmen nach Osteuropa ist angedacht“, sagt eine sichtlich verärgerte Betriebsrätin. Noch auf der Hauptversammlung Anfang Mai hatte Vorstandschef Martin Blessing mit keinem Wort weitere Einschnitte erwähnt.
In Berlin arbeiten 60 Mitarbeiter in der Finanzbuchhaltung
Von den neuen Plänen dürfte auch der Standort Berlin betroffen sein. Hier arbeiten 60 Mitarbeiter in der Finanzbuchhaltung der Commerzbank. „Es wird darüber gesprochen, diesen Bereich in Berlin komplett zu schließen“, sagte Frank Wolf, Landesfachbereichsleiter bei der Gewerkschaft Verdi, dem Tagesspiegel.
Die Commerzbank hatte die Mitarbeiter vergangene Woche bei einer Betriebsversammlung in Frankfurt informiert. Die Stimmung war den Betriebsräten zufolge aufgeheizt. „Sparen statt Expandieren heißt die Devise bei der Commerzbank, seit mehr als zehn Jahren jagt ein Sparprogramm das andere“, sagt eine Betriebsrätin am Montag in der Zentrale der Bank. Das gerade laufende Sparprogramm sei noch nicht abgeschlossen, da stünden schon weitere drastische Sparmaßnahmen an. Tatsächlich träfe die Auslagerungen nach Angaben des Betriebsrates 55 Prozent der Stellen in der Finanzbuchhaltung. Die Bank will jetzt mit dem Betriebsrat über die Pläne sprechen, wie ein Sprecher sagt.
Bereits angekündigt: der Abbau von 5200 Stellen
Kantine, Hausdruckerei, Empfang, Reinigung, Architekten, Telefonie, E-MailDienste, Poststelle, Zahlungsverkehr, Depotbank oder Abwicklung von Handelsgeschäften – die Liste der an billigere Unternehmen ausgelagerten Stellen wie die eigene Tochter ComTS in Erfurt und in Halle an der Saale ist lang.
Erst im vergangenen Jahr hat die Bank den Abbau von 5200 Stellen verkündet, vor allem in der Privatkundensparte. Ein Drittel sei bereits erfolgt, hatte Vorstandschef Blessing Anfang Mai auf der Hauptversammlung gesagt. Vor allem die Beschäftigten in Deutschland müssen die Kostensenkungen der Bank schultern, die immer noch zu 17 Prozent dem Steuerzahler gehört. Von Ende 2012 bis Ende März 2014 wurden bei insgesamt 40 000 Mitarbeitern in Deutschland 2900 Stellen gestrichen.