Staatshilfe: Commerzbank schockt die Märkte
Die Commerzbank gibt die Staatshilfe zurück. Der teilverstaatlichte Konzern will im April Geld über eine Kapitalerhöhung bei den Aktionären einsammeln - und damit die kompletten 2,4 Milliarden Euro zurückzahlen. Die Aktie bricht ein.
Commerzbank-Chef Martin Blessing will bis Anfang Juni die verbliebene Stille Einlage des Bundes in Höhe von 1,63 Milliarden Euro komplett zurückzahlen – ein Jahr früher als geplant. Außerdem soll die Allianz ihre 750- Millionen-Einlage zurückerhalten. Weil die Bank das Geld für beides nicht hat, werden die Aktionäre zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren zur Kasse gebeten. Sie sollen auf einer auf den 18. April vorgezogenen Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung von 2,5 Milliarden Euro mittragen. Die Commerzbank-Aktie stürzte daraufhin am Mittwoch zeitweise um mehr als 14 Prozent ab.
Der Bund reduziert zugleich seinen Aktienanteil an der Commerzbank von 25 Prozent plus einer Aktie auf etwa 18 bis 20 Prozent. Damit verliert er seine Sperrminorität, bleibt aber größter Aktionär der zweitgrößten deutschen Geschäftsbank.
„Mit der vollständigen Rückzahlung der Stillen Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin zahlen wir schneller als geplant all jene Bestandteile der staatlichen Unterstützung zurück, die wir selbst ablösen können“, sagte Blessing am Mittwoch und bedankte sich bei der Politik und den Steuerzahlern. Die Rückzahlung der Einlage markiere für die Bank den „Einstieg in den Ausstieg“ des Bundes. Dies sei ein Meilenstein und ein Wendepunkt. Nach einem Engagement des Bundes von bis zu 18,2 Milliarden Euro liege der Anteil nach der Rückzahlung noch bei 3,7 Milliarden Euro, sagte Blessing.
Nachdem die Commerzbank im August 2008 die Dresdner Bank für knapp zehn Milliarden Euro übernommen hatte, machten ihr die Folgen der Lehman-Pleite und der Finanzkrise einen Strich durch die Rechnung. Nur mit Hilfe des Bundes konnte das Institut vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Insgesamt gewährte der Bund über den Soffin 2008 und 2009 eine Stille Einlage von 16,4 Milliarden Euro. Zugleich erwarb er einen Aktienanteil von 25 Prozent plus einer Aktie. Die Einlage hatte die Bank im Juni 2011 über eine Kapitalerhöhung auf 1,9 Milliarden reduziert, weitere 300 Millionen Euro hatte der Soffin im vergangenen Jahr in Aktien gewandelt.
Rein rechnerisch war die Beteiligung für den Steuerzahler kein gutes Geschäft, auch wenn die Bank zusätzlich zur Rückgabe der Einlage einen Ausgleich von 60 Millionen Euro leisten will. Eigentlich sollte die Einlage mit neun Prozent verzinst werden. Unter dem Strich summieren sich die an den Bund überwiesenen Zinsen auf gut 1,4 Milliarden Euro – fällig gewesen wären rund vier Milliarden Euro.
Mit der Kapitalerhöhung stärkt die Bank ihre Kapitalstruktur. Die Kernkapitalquote, die die Bank für Risiken bilden muss, steige von 7,6 auf 8,6 Prozent. Nach den Eigenkapitalrichtlinien (Basel III) werden vermutlich ab 2018 neun Prozent verlangt. Bei der Kapitalerhöhung sollen auch die Aktionäre zum Zuge kommen. Ihnen wird ein Bezugsrecht eingeräumt. Zugleich sollen aus zehn Aktien nur noch eine Aktie werden, so dass sich der Aktienkurs optisch verzehnfacht. Die Deutsche Bank, die Citigroup und die britische HSBC haben sich verpflichtet, das gesamte Volumen der Kapitalerhöhung zu übernehmen, sollte die Nachfrage nicht entsprechend vorhanden sein. Für eine Dividende wird das Ergebnis der Bank Blessing zufolge 2013 nicht reichen.