Börsencrash: China zieht die Notbremse
Der Handelsauftakt an Schanghais Börse geriet am Montag turbulent. Fernost-Experten warnen vor Gefahren für die deutsche Wirtschaft.
Um 13.34 Uhr Ortszeit war Schluss: Nach massiven Kursverlusten stoppte die chinesische Börse am Montagnachmittag vorzeitig den Handel in Schanghai. Der wichtige Index CSI 300 war zu diesem Zeitpunkt um mehr als sieben Prozent gefallen und hatte dafür gesorgt, dass auch andernorts der erste Handelstag im neuen Jahr zur Zitterpartie wurde. In Frankfurt fiel der Dax zwischenzeitlich um mehr als vier, der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rutschte um drei Prozent ab.
In Europa wachsen deshalb mittlerweile die Zweifel, ob Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping die zweitgrößte Volkswirtschaft auf den angestrebten Reformkurs bringen kann. „Der heftige Einbruch an Chinas Börse ist ein Indikator für die wachsende Ungewissheit über Chinas wirtschaftliche Gesundheit“, sagte Sebastian Heilmann, Direktor des Mercator-Instituts für Chinesische Studien (MERICS), dem Tagesspiegel. „ Chinas Regierung hat im vergangenen Jahr den Aktienmarkt nur mit beträchtlicher Verzögerung durch drastische Regulierungseingriffe und gewaltige – staatlich koordinierte – Finanzspritzen stabilisieren können. Die Anleger in China sind deshalb nervös und reagieren auf schlechte Wirtschaftsdaten und staatliche Markteingriffe mit hektischen Verkäufen“, so Heilmann.
Miese Nachrichten gab es aus dem Reich der Mitte in letzter Zeit zuhauf. So ging etwa die chinesische Industrieleistung im Dezember zum elften Mal in Folge zurück. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ fiel von 48,6 auf 48,2 Punkte. Werte unter 50 Zähler weisen auf eine schrumpfende Geschäftstätigkeit hin. „Das zeigt, dass die Kräfte für eine wirtschaftliche Erholung auf Hürden gestoßen sind und die Wirtschaft vor einem größeren Risiko einer Abschwächung steht“, sagte der Chefökonom He Fan von „Caixin“ am Montag. Auch bei MERICS geht man davon aus, dass China längerfristig mit schlechten Nachrichten von sich reden machen wird. „Chinas Wirtschaft steckt mitten in einem tiefgreifenden Umbruch“, so Heilmann. Es sei daher immer wieder mit heftigen Ausschlägen an den Aktienmärkten zu rechnen. Da das Land in den letzten Jahren als Wachstumslokomotive für die Weltwirtschaft diente, können die Turbulenzen mittelfristig auch Deutschland treffen, warnt Fernost-Experte Heilmann. „Deutschlands Automobil-, Maschinenbau-, Elektronik- und Chemie-Industrien sind durch negative Entwicklungen in China besonders verwundbar.“