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Mit der Kraft der Sonne. Solarpanels gehören heute – wie hier im spanischen Sevilla – allerorts zum vertrauten Bild. Foto: Cristina Quicler/AFP
© AFP

Energiewende: China mit Rekordinvestitionen in Solarenergie

Weltweit wird immer mehr Geld in Solarenergie investiert. Deutschland ist schon lange kein Vorreiter mehr – viele Länder geben mehr aus.

Frankfurt am Main - Rund 280 Milliarden Dollar und neue Kraftwerke, gespeist aus umweltfreundlicher Energie, mit einer Gesamtleistung von 157 Gigawatt – Sonne, Wind, Wasser und Biomasse haben durch Rekordinvestitionen 2017 weltweit weiter an Bedeutung gewonnen. Das gilt nach Angaben von Ulf Moslener, Leiter des gemeinsamen Forschungszentrums der Frankfurt School of Finance and Management und des UN- Umweltprogramms (UNEP), insbesondere für aus Sonnenkraft erzeugten Strom.

Investitionen in neue Solarkraftwerke waren im vergangenen Jahr größer als die addierten Ausgaben für neue Kraftwerke auf Basis von Kohle, Gas und Kernkraft. „Die Sonne stellt die fossilen Energien in den Schatten“, sagte Moslener. 161 Milliarden flossen in die Stromgewinnung aus Sonne, 103 Milliarden in Stromerzeugung aus klimaschädlichen Energieträgern.

Diese Ergebnisse sind Teil des jährlichen Berichts der beiden Institutionen und der Agentur Bloomberg über Investitionen in erneuerbare Energien. Den jüngsten präsentierte Moslener am Donnerstag in Frankfurt am Main. Danach wurden 2017 weltweit 161 Milliarden Dollar (plus 18 Prozent) in neue Sonnenkraftwerke gesteckt. Sie hatten damit einen Anteil von fast 60 Prozent an allen Investitionen in Erneuerbare. Haupttreiber war, so der Bericht, der Solarboom in China. Allein dort lagen die Investitionen bei 86,5 Milliarden US-Dollar, das waren fast 60 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Insgesamt wurden dort solare Kraftwerkskapazitäten mit rund 53 Gigawatt neu installiert – mehr als im gesamten Rest der Welt.

Insgesamt flossen rund 127 Milliarden Dollar im Reich der Mitte 2017 in erneuerbare Energien. Dagegen gab es in den westlichen Industrieländern deutliche Einbußen. In den USA sanken die Investitionen um sechs Prozent auf 40,5 Milliarden, in Europa sogar um mehr als ein Drittel auf 41 Milliarden Dollar. Vor allem in Deutschland und in Großbritannien wurden die Investitionen stark eingeschränkt – um 35 Prozent auf nur noch 10,4 Milliarden und um 65 Prozent auf 7,6 Milliarden Dollar.

Grund sind sinkende Subventionen im Wind- und Solarbereich. In England wurde nur noch ein Offshore-Windpark finanziert, nach vier Parks im Jahr zuvor. „Auch wenn der Motor bei den Erneuerbaren in Deutschland und Europa etwas stottert, ist der Strukturwandel weltweit in Fahrt“, sagte Moslener. „Die Technologien sind auf einem guten Weg.“ Jetzt müssten die Strommarkt-Strukturen fit gemacht werden. Dann gebe es auch mehr Investitionen in Erneuerbare.

Immer mehr Geld wird in Schwellen- und Entwicklungsländern investiert

Die Chancen für Wind- und Solarenergie sowie andere Erneuerbare stehen auch gut, weil die Stromgewinnung aus Sonne und Wind günstiger wird. Zwischen 2009 und 2017 sind dem Bericht zufolge die Kosten gemessen an der jeweils produzierten Megawatt-Stunde für Photovoltaik um 72, für Offshore-Windanlagen um 44 und für Windkraftwerke an Land um 27 Prozent gesunken. „Dementsprechend werden Standortfaktoren wichtiger“, sagte Moslener. Abzulesen sei das an stark gestiegenen Investitionen in Australien oder in Mexiko. Überhaupt konzentrieren sich die Ausgaben für Erneuerbare immer stärker auf Schwellen- und Entwicklungsländer. Ihr Anteil an den weltweiten Aufwendungen für neue Solar- und Windkraftwerke ist 2017 weiter von 54 Prozent auf fast zwei Drittel gestiegen.

Fast 50 Milliarden Dollar wurden 2017 in kleinere Solaranlagen mit einer Kapazität von weniger als einem Megawatt investiert, was einem Zuwachs von 16 Prozent entspricht. Fast 20 Milliarden entfielen auf China, vier Mal so viel wie 2016. In den USA gingen sie um 12, in Japan um 40 Prozent zurück. In Deutschland wurde ein Plus von vier Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar registriert. Begünstigt wurde die Entwicklung durch sinkende Modulpreise. 2017 sind sie in Europa um 14 Prozent gefallen, im laufenden Jahr sollen sie um weitere 15 Prozent abrutschen.

Trotz der deutlich erhöhten Investitionen bleibt der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten weltweiten tatsächlichen Stromproduktion mit 12,1 Prozent – gegenüber elf Prozent 2016 – noch überschaubar. „Der Weg hin zu einer dekarbonisierten, klimaneutralen Wirtschaft ist noch weit“, sagte Moslener. Immerhin bewirkt der derzeit durch Erneuerbare erzeugte Strom, dass jährlich Emissionen von etwa 1,8 Gigatonnen Kohlendioxid vermieden werden – das entspricht ungefähr den gesamten Emissionen des Transportsystems in den USA.

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