Milliarden-Auftrag aus Berlin: Charter-Fluggesellschaft Germania ordert 25 Airbus-Jets
Die Berliner Fluggesellschaft Germania hat am Dienstag auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough einen Kaufvertrag für 25 Verkehrsflugzeuge vom Typ Airbus A320neo unterzeichnet.
Gleichzeitig sicherte sich das Unternehmen, das in diesem Jahr seinen 30-jähriges Jubiläum feiert, Optionen für 15 weitere Flugzeuge. Der Auftrag hat nach Angaben von Airbus-Vertriebschef John Leahy einen Listenpreis-Gesamtwert von 2,7 Milliarden Dollar, üblich sind allerdings deutliche Rabatte.
Die neuen Flugzeuge sollen in den Jahren 2020 bis 2022 ausgeliefert werden und die bestehende Flotte von 25 älteren Airbus- und Boeing-Modellen ablösen, von denen drei durch die Schweizer Tochter-Airline betrieben werden, so Germania-Inhaber und Vorstandschef Karsten Balke. Damit will man auch das Ziel erreichen, die gesamte Flotte wieder im Eigenbesitz zu haben, sagte Balke dem Tagesspiegel. Derzeit gehören Germania 60 Prozent der Flotte, die übrigen Flugzeuge sind geleast.
Germania hat das Recht, die Bestellungen nach Bedarf teilweise in das größere Modell A321 umzuwandeln. Außerdem hat sich die Fluggesellschaft Kaufoptionen für 15 weitere Airbusse mit Lieferpositionen nach 2022 gesichert. Damit ist man für eine erwartete Expansion in der Zukunft gesichert, so Balke.
Konkurrent Air Berlin hat alle Flugzeuge verkauft
Germania bedient von Flughäfen in Deutschland, der Schweiz und Großbritannien insgesamt mehr als 40 Destination, touristische Ziele ebenso wie Nischenziele beispielsweise im Libanon und im Irak. Außerdem betreibt die Airline den Shuttle-Werksverkehr zwischen den Airbus-Standorten Hamburg und Toulouse. 2015 wurden rund 2,8 Millionen Passagiere befördert.
Während die Chartergesellschaft mit eigenen neuen Fliegern durchstartet, geht der Berliner Konkurrent Air Berlin den entgegengesetzten Weg: Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft besitzt neuerdings gar keinen eigene Flugzeuge mehr, der letzte Jet ist verkauft, erfuhr der Tagesspiegel am vergangenen Wochenende. Alle 148 Maschinen der Flotte sind geleased. Auch Air Berlin stellt die Flotte komplett auf Airbus A320 um, was Kosten sparen soll.
Unterbrechung der Messe wegen Starkregens
Europas größte Luftfahrtmesse, wo deutliche mehr Geschäfte im Milliarden-Maßstab abgeschlossen werden als etwa auf der Berlin Air Show ILA, hatte Montagnachmittag buchstäblich mit einem Donnerwetter begonnen. Starke Regenfälle hatten zu massiven Wassereinbrüchen in den Messehallen geführt. In der Halle 1 bildeten sich die ersten Pfützen, bald darauf gingen im östliche Teil, dort, wo sich unter anderem die Gemeinschaftsstände italienischer, russischer und tschechischer Firmen befinden, die Lichter aus. Wenig später verwandelten sich die ersten Gänge in Sturzbäche und mussten gesperrt werden.
Sukzessive fiel auch in den anderen Gebäuden nach Wassereinbrüchen der Strom aus. Am japanischen Pavillon in Halle 2 war sinnigerweise der Stand des Wasserflugzeugherstellers Shin Meiwa der einzige, über dem noch eine Lampe brannte. Nach wenigen Minuten erlosch sie ebenfalls. Nebenan versuchte ein Aussteller, sein Kundengespräch im Schein von Handy-Taschenlampen fortzusetzen. Immer häufiger standen die Hallenbesucher vor gesperrten Durch- oder Ausgängen. Gegen 15 Uhr wurden alle Anwesenden aufgefordert, die Hallen zu räumen und das Messegelände zu verlassen. Im US-Pavillon versuchten einige Aussteller noch, ihre Stände und Waren zu sichern.
Vor der Regenpleite hatten allein die Zivilflugzeughersteller Airbus, Boeing und Embraer bereits Aufträge und Kaufabsichtserklärungen im Listenpreis-Gesamtvolumen von rund 14 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Sie sparen sich solche Mitteilungen in der Regel für die großen Luftfahrtmessen auf. Tatsächlich erhalten die Fluggesellschaften und Leasingfirmen jedoch je nach Auftragsvolumen erhebliche Preisnachlässe. Die beiden Marktführer gaben auch ihre neuen Bedarfsschätzungen an Verkehrsflugzeugen mit mehr als 100 Sitzen für die kommenden zwei Jahrzehnte bekannt. Während Airbus eine Nachfrage für rund 33 000 Flugzeuge im Gesamtwert von rund 5,2 Billionen Dollar sieht, geht Konkurrent Boeing von knapp 40 000 Jets für 5,9 Billionen Dollar aus.