4,5 Millionen Euro für Thomas Winkelmann: CDU und SPD kritisieren Air-Berlin-Chef
Der Vorstandschef der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin hat sich sein Gehalt durch eine Bankgarantie absichern lassen. CDU und SPD finden das gar nicht gut.
Politiker von CDU und SPD haben mit scharfer Kritik darauf reagiert, dass sich der Vorstandschef der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin, Thomas Winkelmann, bei seinem Dienstantritt Anfang des Jahres sein Gehalt durch eine Bankgarantie hat absichern lassen.
„Die Gehaltgarantie muss vor Beendigung des Insolvenzverfahrens einer Prüfung unterzogen werden, da sie offensichtlich für den Fall der Insolvenz getroffen wurde“, sagte der Bundesvize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, dem Handelsblatt. „Gegebenenfalls müssen durch den Gesetzgeber die Rückforderungsrechte im Falle der Insolvenz verschärft werden.“
Scharfe Kritik äußerte auch der SPD-Bundesvize Ralf Stegner. „Es hat mit sozialer Marktwirtschaft rein gar nichts zu tun, wenn für Spitzenmanager im Insolvenzfall Riesengehälter abgesichert werden und Beschäftigte und Steuerzahler dafür auch noch die Zeche zahlen müssen“, sagte Stegner dem Handelsblatt. „Die Wirtschaft ist für die Menschen da - nicht umgekehrt.“ Solche „Auswüchse“ müssten daher „konsequent unterbunden werden“.
"Eine schreiende Ungerechtigkeit"
Wie dem letzten Quartalsbericht von Air Berlin auf Seite 75 zu entnehmen ist, war für den früheren Lufthansa-Manager Winkelmann vereinbart worden, dass er - auch im Fall einer ordentlichen Kündigung - sein Grundgehalt von 950.000 Euro im Jahr bis zum 31. Januar 2021 bekommt. Für das erste Jahr wurde zudem ein Mindestbonus von 400.000 Euro festgesetzt. Die Zahlungsverpflichtungen sind durch eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro abgesichert.
Auch von den Gewerkschaften muss Winkelmann harsche Kritik einstecken: „Wenn der Air-Berlin-Chef trotz Pleite sein Gehalt bis 2021 garantiert bekommt, ist das eine schreiende Ungerechtigkeit und trägt dazu bei, dass Menschen das Vertrauen in unser Wirtschaftssystem verlieren“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, der „Bild am Sonntag“.
Air Berlin hatte vor zwei Monaten Insolvenz angemeldet. Ein großer Teil des Unternehmens wird an Lufthansa verkauft. Am Montag demonstrierten Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft für ihre berufliche Zukunft. Sie zeigten am Montag an der Unternehmenszentrale in Berlin-Tegel zum Beispiel Schilder mit der Aufschrift „Habt ein Herz für Airberliner“.
"4,5 Mio für Winkelmann! Für uns Hartz IV"
Ihr Ärger richtete sich auch gegen Winkelmann. „4,5 Mio für Winkelmann! Für uns Hartz IV“, stand auf einem Plakat, das die Beschäftigten von Air Berlin bei ihrer Demonstration hochhielten.
Für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Beschäftigten könnte es indes möglicherweise doch eine Transfergesellschaft geben. Man sehe große Chancen, dass man sich trotz Insolvenz an einer solchen Transfergesellschaft finanziell beteiligen könne, heißt es in einem Schreiben des Unternehmens an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). Damit dies möglich wäre, bitte man auch das Land Berlin um einen Beitrag.
Bislang hatte Air Berlin die Beteiligung an einer Transfergesellschaft ausgeschlossen. Die Gewerkschaft Verdi hatte dagegen eine solche Einrichtung verlangt. Dabei geht es um mehrere Tausend Beschäftigte, die wohl nicht von der Lufthansa oder anderen Interessenten übernommen werden.
Einen Teil der Kosten müssten Air Berlin oder die Bundesländer mit Standorten der Fluggesellschaft übernehmen. Größtenteils würde sie aber von der Bundesagentur für Arbeit finanziert.
Dieser Text erschien zuerst auf handelsblatt.com