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Bundesbank-Chef Jens Weidmann
© dpa

Konjunktur in Deutschland: Bundesbank korrigiert die Wachstumsprognose nach oben

Die Bundesbank korrigiert die Wachstumsprognose der deutschen Wirtschaft nach oben. Die Ukraine-Krise und Rente mit 63 könnten die Konjunkturausschichten jedoch trüben.

Zuversicht und Skepsis liegen manchmal nah beieinander. Um 1,9 Prozent wird die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr wachsen, schätzen die Volkswirte der Bundesbank. Damit sind sie in ihrer am Freitag vorgestellten Prognose optimistischer als noch am Jahresbeginn, als sie nur mit 1,7 Prozent gerechnet hatten. „Neben der sich weiter verbessernden konjunkturellen Lage der Industrieländer und der graduellen Erholung des Euro-Raums spricht nicht zuletzt die gestärkte deutsche Binnenwirtschaft für einen soliden Wachstumskurs“, sagte Bundesbank-Chef Jens Weidmann in Frankfurt am Main.

Gleichzeitig warnte er aber vor Risiken durch geopolitische Spannungen wie der Ukraine-Krise und durch ein Wiederaufflammen der Euro-Krise. Innenpolitisch könnten die Einführung des Mindestlohns und die abschlagsfreie Rente mit 63 die Konjunkturaussichten trüben. Vor allem das verfrühte Renteneintrittsalter sei „nicht hilfreich“. Dennoch verbreiten die Bundesbank-Ökonomen auch für 2015 und 2016 Zuversicht. Ihre Prognosen liegen für die beiden Folgejahre bei 2,0 und 1,8 Prozent. Nach Ansicht der Bundesbank bestehen in Deutschland keine Deflationsgefahren. Trotzdem wird die Preissteigerungsrate noch lange unter dem von Europäischen Zentralbank (EZB) angemessenen Wert von knapp unter zwei Prozent bleiben. 2014 erwartet sie eine Inflationsrate von 1,1 Prozent, die über 1,5 Prozent im nächsten Jahr auf 1,9 Prozent 2016 klettern soll. Grund seien erhöhte Lohnsteigerungen durch die Knappheit am Arbeitsmarkt und den neuen allgemeinen Mindestlohn.

Generell rechnet die Bundesbank mit einer weiteren Zunahme der Beschäftigung, vor allem auch wegen einer „kräftigen“ Zuwanderung. Die Arbeitslosenquote werde von 6,9 Prozent im vergangenen auf 6,6 Prozent im laufenden Jahr sinken und 2015 weiter auf 6,4 Prozent zurückgehen.

Staatsverschuldung könnte weiter sinken

Die nach Ansicht der Notenbank guten Perspektiven helfen über steigende Steuereinnahmen und die weiter niedrigen Zinsen auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). „Der deutsche Staatshaushalt könnte bis 2015 in etwa ausgeglichen bleiben, 2016 könnte ein merklicher Überschuss erreicht werden“, schreiben die Ökonomen der Bundesbank. Damit könnte auch die Staatsverschuldung weiter sinken. 2016 rechnet die Bank mit einer Schuldenquote – also Staatsschulden gemessen am Bruttoinlandsprodukt – von unter 70 Prozent. Allerdings liegt sie damit immer noch über der Vorgabe für die europäische Währungsunion von 60 Prozent. 2013 hatte die Quote bei Gesamtschulden von 2,147 Billionen Euro bei 78,4 Prozent gelegen. Ein Jahr zuvor waren es noch 81 Prozent. Der Schuldenberg war 2013 um rund 14 Milliarden Euro geschrumpft.

DIHK teilt die Sorgen von Bundesbank-Chef Weidmann

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) teilt die Sorgen von Bundesbank-Chef Weidmann bezüglich der Ukraine-Krise. Die Kammern gehen für 2014 deshalb mit einem Exporteinbruch nach Russland und in die Ukraine um zehn Prozent beziehungsweise fünf Milliarden Euro aus. Insgesamt hat der deutsche Export im April aber Fahrt aufgenommen. Im Vergleich zum schwachen März legten die Warenausfuhren unerwartet um 3,0 Prozent auf einen Wert von 93,8 Milliarden Euro zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Für den DIHK ist das nur bedingt beruhigend. „Die Ausfuhren sind vor allem deshalb angestiegen, weil die Euro-Zone nach vielen Reformschritten endlich Fuß fasst und auch deutsche Produkte wieder verstärkt nachfragt“, sagte Außenwirtschaftsexperte Volker Treier. „Doch die Dynamik in Schwellenländern wie Brasilien, Indien, Südafrika aber auch China lässt nach.“ (mit dpa)

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