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Mit Verspätung. Gebaut sind viele der neuen Fahrzeuge längst – wegen technischer Mängel will die Bahn sie aber nicht abnehmen.
© picture alliance / dpa

Flughafen BER: Bund soll Bombardier-Züge flott machen

Beamte in die Produktion: Experten des Bundes sollen helfen, kaputte Bombardier-Züge flott zu bekommen. Der Talent 2 soll bald schon Reisende vom neuen Flughafen in die Stadt bringen.

Berlin - Der Verkehrsminister war sauer und ließ das alle Beteiligten auch spüren: Auf den Tag genau vor einem Jahr habe man sich im Werk des Schienenfahrzeugherstellers Bombardier in Hennigsdorf getroffen, um die Probleme mit dem dort gefertigten Regionalzug mit der Bezeichnung Talent 2 zu lösen. Seither habe es aber keine befriedigende Lösung gegeben, sagte Peter Ramsauer (CSU) am Dienstag in Berlin. Zuvor hatte er sich erneut mit Bahn-Chef Rüdiger Grube, dem Deutschland-Geschäftsführer von Bombardier, Klaus Baur, und dem Präsidenten des Eisenbahn Bundesamtes (EBA), Gerald Hörster, an einen Tisch gesetzt, um schnell eine Lösung für diese scheinbar endlose Geschichte zu finden.

Im Februar 2007 hatten Bombardier und die Bahn einen Rahmenvertrag über bis zu 321 Talent 2 geschlossen. Sie sollten ab 2009 geliefert werden. Der Vertrag hatte ein Volumen von 1,2 Milliarden Euro und zählte zu den bis dato größten in der Bahn-Geschichte. Konkret bestellt wurden 178 dieser Nahverkehrszüge. Bislang konnte die Bahn aber nur 34 Exemplare vom Lieferanten abnehmen. Davon sind nach Angaben Grubes vier in Nürnberg und bei der Moselbahn im Einsatz, mit den übrigen werden Schulungsfahrten absolviert. Dutzende weitere stehen auf Abstellgleisen in der Region herum.

Für Berlin wird die Zeit knapp

Dringend gebraucht werden jetzt zunächst 14 dreiteilige Züge, die ab Juni in Berlin für die Anbindung des neuen Großflughafens BER eingesetzt werden sollen. Die müssten spätestens im April ausgeliefert werden, damit die Bahn ihre Lokführer darauf schulen kann. Dass diese Züge für den Berliner Airport-Express geliefert werden, sei „eine Frage der nationalen Bedeutung“, sagte Ramsauer. Das ganze Land schaue auf dieses Projekt, da könne es nicht sein, dass man die Fluggäste dann mit alten Zügen von Flughafen abhole.

Baur vom Lieferanten Bombardier zeigte sich zuversichtlich, dass man rechtzeitig beim EBA die nötigen Zulassungen für diese betroffenen Züge erhalten könne. Schließlich gebe es bei den dreiteiligen Talent 2, die in Berlin zum Einsatz kommen sollen, kein technisches Problem wie derzeit bei den zweiteiligen Zügen, sondern nur ein „Terminproblem“. Rüdiger Grube ergänzte: „Wenn wir alle die Ärmel hochkrempeln, kann das klappen. Ich kann aber dafür nicht die Hand ins Feuer legen.“ Sollte es der Bahn nicht gelingen, den neuen Service für den Flughafen bereitzustellen, entstünden der Bahn hohe Kosten.

Ministerium, Bahn, Hersteller und das Bundesamt haben nun konkret vereinbart, gemeinsam eine Expertengruppe („konzertierte mobile Arbeitsgruppe“) vor Ort im Hennigsdorfer Werk nördlich von Berlin einzurichten, die spätestens kommende Woche direkt am Objekt arbeiten soll. So sollen lange Kommunikationswege verkürzt werden. Ramsauer kündigte an, dass er auch einen Mitarbeiter seines Ministeriums entsenden wolle, um den Fortschritt zu überprüfen.

Der Ministerium droht mit Sanktionen

Ramsauer machte deutlich, dass auch Zulassungsprozesse beim EBA effektiver werden müssten. Angesichts der oft schleppenden Zulassung neuer Züge soll die Behörde womöglich umgebaut werden, sagte er. „Es vergeht kaum ein Tag, dass ich nicht Beschwerden über das Eisenbahn-Bundesamt bekomme.“ Die Schwierigkeiten sollten daher, „falls nötig, auch Konsequenzen haben“.

Der Minister betonte, er lasse „das länger nicht mehr so durchgehen“. „Ich schrecke da vor nichts zurück.“ Das EBA ist unter anderem für die Zulassung neuer Lokomotiven und Züge zuständig, auch Umbauten an Bahnhöfen muss die Behörde genehmigen. Konkrete Angaben zu einem möglichen Umbau des EBA machte Ramsauer nicht. Der Minister sprach lediglich von „Schlussfolgerungen mit Blick auf Aufbauorganisation und Ablauforganisation“ des Amtes.

Auch Grube nutze die Gelegenheit, Frust über die Branche abzulassen. Er habe bereits in der Automobil- und Luftfahrtbranche gearbeitet: „So etwas wie hier habe ich aber noch nie erlebt“, klagte der Bahn-Chef.

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