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Zweite Haut. Die Hälfte der Kunden bei Fantastic Rubber sind Frauen.
© picture alliance / dpa

Fantastic Rubber: Brandenburger Firma liefert Fetisch-Mode in alle Welt

Peter Pick ist Latex-Liebhaber. Früher hatte er ein EDV-Unternehmen, 2005 machte er seine Leidenschaft für Gummi zum Beruf. Die Kunden kommen von überall her.

Der Gummianzug ist hoch elastisch. Doch eine Weile dauert es, bis sich das schlanke Model hineingezwängt hat. Und, wie fühlt es sich an? „Ungewohnt, wie eine zweite Haut“, sagt die junge Frau und gerät ins Schwitzen. Ein wenig erinnert sie jetzt, als sie für ein paar Fotos posiert, an die Comic-Figur Catwoman.

Peter Pick steht daneben und grinst begeistert. Hübsche Mädchen machen eben doch die beste Figur in seinen Latex-Anzügen. Aber der 56 Jahre alte Brandenburger stellt sie auch für jeden anderen Kunden her, ob übergewichtig, kleinwüchsig oder mit Normalstatur. Jeder Mensch habe seine „Problemzonen“, sagt der Unternehmer. Daher würden seine Latex-Anzüge ausschließlich maßgefertigt.

Pick betreibt in Panketal (Barnim) bei Berlin das Unternehmen Fantastic Rubber. Der Betrieb beliefert Liebhaber von Ganzkörper-Gummimode. Das klingt nach Nischenproduktion für einige Freaks. Aber Pick und sein Team stellen jährlich Hunderte von den Anzügen her. Die Kunden kommen aus aller Welt, vor allem aber aus Europa, den USA und Japan. „Wir sind weltweit Branchenführer geworden“, sagt Pick. Er trägt Sandalen und kurze Hosen, die Fingernägel sind pink lackiert. Für das Geschäftsjahr 2013 rechnet er mit einem Umsatz von mehr als 300 000 Euro.

Latex-Mode ist nicht mehr nur auf Erotikmessen zu sehen, sie wird inzwischen auch auf der Straße getragen. Stars wie Lady Gaga, Beyoncé oder Katy Perry zeigten sie auf dem Roten Teppich. Dann gehe es aber mehr ums „Sehen und Gesehenwerden“, sagt Fachmann Pick. Meist würden Latex-Anzüge aus einem anderen Grund ausgeführt: „Sie sind immer mit einem gewissen Sexualbezug verbunden.“

Pick ist selbst Latex-Liebhaber, genau wie seine Ehefrau. Früher hatte er ein EDV-Unternehmen, 2005 gründete er Fantastic Rubber und machte seine Leidenschaft für Gummi zum Beruf. „Diesen Fetisch habe ich schon mein Leben lang“, erzählt Pick. Heute stellen er und seine elf Mitarbeiter pro Werktag bis zu vier Ganzkörper-Anzüge, auch Catsuits genannt, her. Stückpreis: 275 bis 550 Euro. Hinzu kommen Strümpfe, Korsetts und Leggins aus Gummi. 50 Prozent der Kunden bei Fantastic Rubber sind nach Angaben der Firma Frauen.

2012 gewann das Unternehmen den European Fetish Award. Ein internationaler Branchenpreis, bei dem der Betrieb als bestes deutsches Label ausgezeichnet wurde. „Wenn Sie eine Gruppe Latex- Liebhaber fragen, welche Unternehmen gerade die heißesten Anzüge herstellen: Es würden mehrere Namen genannt werden, aber einer wäre sicherlich Fantastic Rubber“, schrieb damals das Szenemagazin „The Fetishistas“.

Im Brandenburger Wirtschaftsministerium wird das Magazin eher nicht gelesen. Jedenfalls hat man dort noch nicht von dem Panketaler Unternehmen gehört. Fördergelder habe Fantastic Rubber jedenfalls nicht beantragt, sagt ein Sprecher. Dabei hat die Gummi-Industrie in der Mark durchaus Bedeutung. In Fürstenwalde etwa stellt Goodyear Dunlop Tires Germany gerade die Winterreifen für die nächste Saison her. Aber Gummi- Mode? Auch solche Nischen müsse man „würdigen“, heißt es im Ministerium.

Doch bei den Gummi-Experten in Panketal läuft nicht immer alles rund. Bei etlichen Ganzkörperanzügen aus der ersten Jahreshälfte 2009 wurde eine große Schadenshäufigkeit festgestellt. „Diese neigen immer wieder zu Löchern an den Achseln“, erklärte das Unternehmen und startete eine große Umtauschaktion, die vor einigen Tagen endete.

Haiko Prengel

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