Mobil in Berlin: Bosch startet Roller-Sharing in Berlin
Bosch startet in Berlin mit einem Sharing-Dienst für Roller - damit steigt der Automobilzulieferer erstmals in Endkundengeschäft ein.
Berlin - Den Titel als Welthauptstadt des Carsharings hat sich Berlin bereits gesichert. Mit mehr als 2500 Wagen gibt es in keiner anderen Stadt weltweit so viele Carsharing-Autos wie hier. Nun soll Berlin auch Vorreiterin im Bereich Roller-Sharing werden. Nachdem Anbieter eMio bereits im vergangenen Juni mit 150 elektrischen Rollern gestartet ist, zieht Bosch nun nach: Ab Mittwoch bietet der Automobilzulieferer mit seiner Tochterfirma Coup 200 vernetzte E-Scooter im Innenstadtbereich an – für Bosch ist das ein Novum in seiner bisherigen Geschichte. Denn erstmals steigt das Unternehmen aus Gerlingen damit in das Geschäft mit Endkunden ein.
„Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur Bremssysteme und Einspritzpumpen können, sondern auch Services“, sagte Coup-Geschäftsführer Mat Schubert dem Tagesspiegel. Damit im Mobilitätsgeschäft zu beginnen, sei für Bosch als Automobilzulieferer nur der logische Schritt.
Tatsächlich dürfte es an dem Unternehmen kaum vorbeigegangen sein, wie radikal sich die Automobilbranche derzeit ändert. Große Hersteller wie VW, Daimler und Toyota investieren Millionen in Fahrdienstvermittler, denn viele Menschen in Großstädten verzichten auf ein eigenes Fahrzeug und nutzen verschiedene Möglichkeiten, um von A nach B zu kommen. Dieses Geschäft will Bosch nicht verpassen. Weil sich das Unternehmen als Automobilzulieferer jedoch zur Neutralität verpflichtet fühlt, „ist der Carsharing-Markt tabu“, betont Schubert. Deshalb die Idee mit den Rollern.
Gogoro heißt die Marke, mit der Bosch zusammenarbeitet. Das Unternehmen aus Taiwan wird als „Tesla der Elektroroller“ gehandelt und vertreibt seine Modelle bisher nur in Taipeh. Sie werden elektrisch angetrieben, sind vernetzt, emissionsfrei – und relativ geräuscharm. Nur ein leichtes Surren begleitet die Fahrt mit einer Geschwindigkeit bis zu 45 km/h. Die Batterie hält bis zu 100 Kilometer und wird vom Kundenservice rund um die Uhr ausgetauscht. Wo der nächste Roller steht, zeigt die App auf dem Smartphone an.
Nutzer müssen mindestens 21 Jahre alt sein und einen gültigen Führerschein besitzen. Drei Euro kostet die Fahrt in einem Zeitfenster von 30 Minuten. Die Flatrate von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends kostet 20 Euro, eine Nachtflatrate 10 Euro Bei Konkurrent eMio kostet die Fahrt 19 Cent pro Minute beziehungsweise 59 Cent pro Kilometer, das System rechnet nach der Tour den jeweils günstigeren Tarif ab. 10 000 Kunden zählt das Start-up aus Berlin, das mit der elektrischen Rollermarke Emco zusammenarbeitet, nach eigenen Angaben.
Bosch gibt keine Auskunft darüber, wie viele Kunden bis Ende des Jahres erreicht werden sollen. Auch zur Investitionssumme heißt es nur, dass diese „im signifikanten Bereich“ liege. Fest steht allerdings, dass Coup auch in andere Städte gebracht werden soll, „auch außerhalb von Europa“, sagte Schubert. Noch gebe es dafür aber keine konkreten Pläne.
Auch soll Coup nicht der einzige Mobilitätsdienst des Unternehmens bleiben. Derzeit wird an einem „Mobility Concierge“ gearbeitet, der Nutzern berechnen soll, wie sie am schnellsten von Tür zu Tür kommen. Nach einem Test in Baden-Württemberg soll das Projekt auch in anderen Bundesländern starten.
Wie eMio ist auch Coup vorerst nur innerhalb des S-Bahn-Rings verfügbar. Bei entsprechender Nachfrage soll das Angebot ausgeweitet werden. Sonja Álvarez
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