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Steht ein schwerer Start bevor: Germanwings-Nachfolger und Lufthansa-Tochter Eurowings.
© REUTERS

Eurowings als Hoffnung?: Billigflieger entern Deutschland - Lufthansa kontert

Billigfluglinien drängen immer stärker auf den deutschen Markt - und setzen etablierte Fluggesellschaften unter Druck. Deren Antwort aber kommt spät.

Auf dem deutschen Flugmarkt ging es bislang beschaulich zu: Die Lufthansa und Air Berlin kontrollieren zusammen zwei Drittel des Marktes. Billigfluglinien wie Ryanair sind an den Rand gedrängt und steuern Flughäfen in der Provinz an. Doch dieser jahrelange Nicht-Angriffspakt zwischen den Rivalen ist aufgekündigt: Billigmarktführer Ryanair wächst in diesem Winter hierzulande um 70 Prozent und die osteuropäische Wizz Air stockt die Kapazitäten um 40 Prozent auf. Die etablierte Lufthansa gerät unter Druck: Die Antwort heißt Eurowings.

Eurowings soll Ryanair Paroli bieten

"Eurowings ist entscheidend für die Lufthansa. Beim Vorgänger Germanwings waren die Kosten nicht niedrig genug, doch bei Eurowings sollte das anders werden", sagt Jonathan Wober, Chef-Finanzanalyst der Airline-Beratung Capa. Die Lufthansa verkauft es zwar als Erfolg, dass die Billigtochter Germanwings die großen Verluste im Geschäft mit Flügen kreuz und quer durch Europa eindämmen konnte.

Jedoch musste Konzernchef Carsten Spohr schnell einsehen, dass das nicht reicht, um den Rivalen rund um Ryanair Paroli zu bieten. Eurowings mit geplant 100 Maschinen soll nach dem Willen der Lufthansa-Spitze mit etwa 40 Prozent niedrigeren Kosten fliegen als die Lufthansa selbst und damit auf dem Niveau von Easyjet.

Easyjet und Ryanair haben mächtige Flotten

Das Experiment wird in der Branche mit Spannung beobachtet, da es bisher keiner der angestammten Groß-Airlines wie Air France-KLM oder British Airways-Iberia gelungen ist, einen schlagkräftigen Günstig-Anbieter aus dem Boden zu stampfen. Die Briten haben ihren erfolgreichen Günstigableger Vueling erst Jahre nach dem Start gekauft und kaum in den Konzern integriert.

Der Rückstand von Eurowings ist bereits riesig: Der Branchen-Zweite Easyjet kommt auf eine Flotte von 240 Fliegern und Ryanair auf 330. Und die vom Iren Michael O'Leary gesteuerte Ryanair hat noch 350 weitere Maschinen bestellt.

Landflucht bei Billigfliegern

Die Riesenorder ist nach Ansicht von Luftfahrt-Experte Rene Steinhaus von der Unternehmensberatung A.T. Kearney einer der Gründe für den Drang nach Deutschland unter den Billigfliegern. "Diese Airlines müssen weiter wachsen, um ihre ambitionierten Ziele zu erreichen." Das alte Geschäftsmodell, nach dem man von kleinen Flughäfen auf der grünen Wiese fliegt, stoße an seine Grenzen.

Deshalb ziehe es die Airlines an Stadtflughäfen, um dort verstärkt Geschäftsreisende an Bord zu locken.

Die Airports von Frankfurt und München verlangten zwar wesentlich höhere Gebühren von den Fluglinien, doch lasse sich dort auch die Tickets für mehr Geld verkaufen. Auch war an den großen Flughäfen bislang kaum Platz für Neuankömmlinge - mit dem Schrumpfkurs der angeschlagenen Air Berlin, die Strecken streichen muss, ändert sich das.

Die im Branchenjargon Low-Cost-Carrier genannten Airlines kontrollieren in Deutschland erst ein Viertel des Marktes - in Großbritannien, Italien und Spanien sind es bereits 50 Prozent.

Piloten drohen mit Abwanderung

Einfach wird der Start für den Lufthansa-Ableger Eurowings nicht - in dem Markt tobt ein harter Preiskampf. Nach einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt kostete ein einfacher Flug mit Ryanair im Herbst durchschnittlich 46 Euro, bei Easyjet waren es 64 Euro und beim Eurowings-Vorgänger Germanwings 94 Euro.

Eurowings muss also die Ticketpreise und damit die Kosten massiv senken. Letzteres soll vor allem durch niedrigere Gehälter und flexiblere Einsatzzeiten für Personal und Flugzeuge erreicht werden. Lufthansa-Gewerkschafter laufen dagegen Sturm. Auch wenn im von langen Streiks begleiteten Tarifkonflikt mit dem Kabinenpersonal vorerst Ruhe eingekehrt ist, brodelt es bei den Piloten.

"Eurowings ist für das Management ein Vehikel, um andere Teile der Lufthansa unter Druck zu setzen", sagt ein ranghoher Vertreter der Vereinigung Cockpit. Insbesondere der Eurowings-Ableger in Österreich sei wegen der schlechten Entlohnung und langer Arbeitszeiten eine Provokation. Die Lufthansa werde es schwer haben, Piloten zu finden, die dort arbeiten wollten.

"In China und in den Emiraten gibt es auch Airlines, und die bezahlen viel besser." (dam, Reuters)

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