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Wer sich mit IT auskennt, kann in vielen Arbeitsbereichen und Branchen eingesetzt werden. Neue Geschäftsfelder sind Cyber Security und Big Data.
© Jens Kalaene/picture alliance / dpa

IT-Berufe: Bildschirmkarrieren

Videospiele programmieren, Telefonate verschlüsseln, riesige Datenmengen analysieren: Rund um die IT sind viele neue Berufe entstanden. Experten sind gesucht – und längst nicht nur Computernerds gefragt.

Sie stehen inzwischen auf der Liste der gesuchtesten Fachkräfte auf Platz Eins – und haben damit sogar die Ingenieure überholt. IT-Experten sind gefragt wie nie. Und das wird so weiter gehen. Laut einer Studie des Personaldienstleisters Robert Half werden IT-Teams in den nächsten fünf Jahren um bis zu 30 Prozent wachsen. Sie designen Video-Spiele, analysieren, wie Unternehmen umweltfreundlicher arbeiten, erforschen im Bereich Neurowissenschaften mit computerbasierten Methoden, wie das menschliche Nervensystem eine Flut an Informationen in Bruchteilen einer Sekunde verarbeiten kann oder lehren an Hochschulen – Informationstechnologie (IT) bietet vielfältigste Einsatzmöglichkeiten in so gut wie allen Branchen.

Auch in Berlin gibt es jede Menge Stellenangebote für IT-Spezialisten: Einsteiger sind ebenso gesucht wie langjährige Profis für die Geschäftsführung. Die große Zahl an Start-ups, die versuchen, sich von Berlin aus mit neuen IT-Anwendungen und Geschäftsmodellen zu etablieren, macht das Arbeitsumfeld noch abwechslungsreicher. Und nicht nur Experten, die gut mit Rechnern umgehen können, sind für Aufgaben rund um das Internet gefragt.

Keine Firma kommt ohne IT aus

Ob kleiner Berliner Handwerksbetrieb oder internationales Forschungsinstitut: Kaum eine Firma kann heute noch ohne IT produzieren, kommunizieren oder die eigenen Dienstleistungen verkaufen, sagt Martin Schramm, Vizepräsident des auf IT spezialisierten Personaldienstleisters Robert Half Technology, der sich auch in der Hauptstadt niedergelassen hat. Auch in Behörden oder Schulen spielt IT eine immer größere Rolle. Zuletzt hat sein Unternehmen etwa Mitarbeiter für ein internationales E-Commerce-Unternehmen gesucht, für einen Kunden aus der Online-Medien-Branche und für eine Bank.

Stellen gibt es in den unterschiedlichsten Bereichen und Stufen: Während „Solution Engineers“ sich eher am Anfang oder in der Mitte ihrer beruflichen Laufbahn befinden und passgenaue Software-Lösungen entwickeln oder im laufenden Betrieb technische Probleme lösen, wird mit einem „Chief Information Officer“ jemand mit langjähriger Unternehmenserfahrung gesucht. Der CIO steht der gesamten IT-Organisation eines Unternehmens vor und ist häufig Mitglied der Geschäftsleitung. Auch hinsichtlich der Unternehmensgröße hat die Berliner Branche viel zu bieten: „Vom wilden Start-up bis zum Großkonzern ist alles vertreten“, sagt Schramm.

„Cyber Security“, die Sicherheit für Arbeit und Kommunikation in der digitalen Welt, ist laut Sophie Geißler eines der neuen spannenden Arbeitsfelder mit guten Berufsaussichten auch in Berlin. Geißler ist Arbeitsvermittlerin der Agentur für Arbeit Berlin Süd, ihr Schwerpunkt sind Berufe rund um die Informatik.

Spätestens seit Merkels Handy ist IT-Sicherheit Thema

Spätestens seit bekannt sei, dass Angela Merkels Handy abgehört wurde, ist IT-Sicherheit in allen Teilen der Bevölkerung Thema: Mobilkommunikationsanbieter wollen ihre Systeme sicherer machen, Verwaltung wie Ministerien und auch der Bundesrechnungshof stellen in diesem Bereich Mitarbeiter ein. Dazu kommt nun auch ein Markt für den Endnutzer, der sichere Lösungen etwa für verschlüsselte Telefonate sucht. „Hier wird viel Neues angeboten werden“, sagt Geißler. Gesucht werden zum Beispiel auf Sicherheit spezialisierte Software-Entwickler, Berater und Projektmanager.

Ein völlig neues Geschäftsfeld ist laut Stephan Pfisterer vom IT-Branchenverband Bitkom auch mit Big Data entstanden. Für die Bearbeitung gigantischer Datenmengen, die etwa auf Online-Plattformen anfallen und zu groß oder zu komplex für die herkömmliche Datenverarbeitung sind, braucht man „Big Data Scientists“ und „Big Data Analysts“, die diese Daten für wissenschaftliche oder auch kommerzielle Zwecke bearbeitbar machen und auswerten – nicht ohne Kritik von Datenschützern.

Nach wie vor ist ein klassisches Informatikstudium eine gute Grundlage für einen IT-Job. Doch inzwischen gibt es einige Alternativen. Immer häufiger passen auch andere Studienrichtungen ihre Lehrpläne an die Anforderungen im digitalen Zeitalter an und kombinieren starke IT-Module mit inhaltlichen Kompetenzen. Man kann IT-Management, Betriebliche Umweltinformatik oder Digital Media Management studieren.

Junge und mittlere IT-Spezialisten finden in Berlin relativ leicht Arbeit, sagt Arbeitsberaterin Geißler: „Innerhalb von ein bis zwei Monaten haben Absolventen mit Praxiserfahrung eine Stelle.“ Noch schneller gehe es bei denen, die sich schon während des Studiums bewerben. Fünf bis zehn Mal pro Jahr werden junge und berufserfahrene Informatiker im Schnitt von Headhuntern kontaktiert. IT-Fachkräfte über 55 haben es allerdings schwer, eine neue Stelle zu finden.

Bei Konzernen gibt es mehr als bei Start-ups

Die größte Nachfrage haben Start-ups. Gerade für Junge seien diese auch sehr attraktiv, weil die Szene als innovativ gelte und stark auf die Bindung der Mitarbeiter setze. Geißler rät Einsteigern, sich darüber zu informieren, wie die Finanzierung für das nächste Jahr gesichert ist und ob die Gründer schon Verkaufserfolge haben. Es komme vor, dass Mitarbeiter gescheiterter Start-ups oft monatelang nicht bezahlt werden.

In der Regel verdient ein Einsteiger bei kleinen Unternehmen zwischen 30 000 und 32 000 Euro brutto im Jahr, in einem Konzern sind es etwa 40 000 Euro. Eine langfristige Perspektive habe man bei großen Unternehmen wie Bosch, Siemens, Deutsche Bahn, die konservativer arbeiten, sagt sie. Dort sei die Projektentwicklung auf fünf bis zehn Jahre angelegt.

Gesucht werden Informatiker, aber auch technologie-affine Absolventen etwa aus den Wirtschaftswissenschaften oder den MINT-Fächern, berichtet der Bitkom-Arbeitsmarktexperte Pfisterer. Und gesucht sind vor allem IT-affine Frauen. Denn was die Zusammensetzung der Teams betrifft, ist die abwechslungsreiche Branche nach wie vor wenig divers: Der Frauenanteil liegt unter 20 Prozent.

Eine im Januar gestartete Kooperation von Bitkom und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin richtet sich nun dezidiert an Studentinnen aller Fachbereiche, die mit der IT-Branche in Berlin in Kontakt kommen wollen. Es gibt Workshops und Runde Tische zu Technologie- und Karrierethemen und Mentoring-Programme, die den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern sollen. Weitere Kooperationen sollen im Laufe des Jahres folgen.

Katharina Ludwig

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