Bundesweiter Aktionstag: Beschäftigte wehren sich gegen Stellenabbau bei Osram
Am Montag tagt Osrams Aufsichtsrat in Augsburg. Dann soll über die Zukunft des Unternehmens geredet werden. Mitarbeiter und IG Metall wollen mitreden.
Der Berliner IG-Metall-Chef gab sich ziemlich wütend. „Osram-Chef Wolfgang Dehen ist als Geisterfahrer unterwegs“, schimpfte Klaus Abel. „Er fährt mit Volldampf in die falsche Richtung.“ Gewerkschaft und Betriebsrat beklagen, dass der Lichthersteller eine Milliarde Euro für den Personalabbau ausgibt, aber zu wenig in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens investiert. Zur Sitzung des Osram-Aufsichtsrats am Montag in Augsburg planen die Arbeitnehmervertreter einen bundesweiten Aktionstag, auch im Berliner Werk an der Nonnendammallee soll es eine Protestkundgebung geben.
Im Juli hatte Osram einen umfassenden Stellenabbau angekündigt
Osram hatte im Juli angekündigt, von den weltweit 34 000 Stellen 7800 abbauen zu wollen, 1700 davon in Deutschland. Allerdings geht IG Metall-Vorstandsmitglied Irene Schulz, die im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt, davon aus, dass in Deutschland tatsächlich 1800 Stellen gestrichen werden, 283 davon in Berlin. Derzeit arbeiten noch 1290 Mitarbeiter bei Osram in Spandau. In den 70er Jahren habe Osram in Berlin noch rund 9000 Mitarbeiter gehabt, sagte Abel. Ein weiterer Arbeitsplatzabbau gefährde den gesamten Standort, meinte der Betriebsratsvorsitzende Andreas Felgendreher. Fach- und Führungskräfte verließen das Unternehmen, weil sie keine Perspektive sähen. Das Berliner Werk ist der größte Fertigungsstandort von Osram hierzulande und Kompetenzzentrum für Hochdruckentladungslampen.
Der Lichtmarkt wandelt sich
Osram begründet die erneute Restrukturierung mit dem technologischen Wandel auf dem Lichtmarkt. Traditionelle Lampen werden durch LED ersetzt, das Unternehmen muss mit neuen Wettbewerbern konkurrieren. „Aber den technologischen Wandel kann Osram nur mit und nicht gegen die Beschäftigten stemmen“, sagte Schulz. Nötig sei eine nachhaltige Strategie und Perspektiven für die Standorte und die Belegschaften. „Von der Geschäftsführung fordern wir klare Aussagen zu Innovationspotenzialen, bevor überhaupt an Personalabbau gedacht wird.“ Und Innovationspotenzial habe das Berliner Werk mit seiner Entwicklungsabteilung durchaus, meinte Felgendreher. Hier sei auch der Laserscheinwerfer mit 600 Metern Reichweite entwickelt worden, der im neuen Hybrid-Sportwagen BMW i8 zum Einsatz kommt.
Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung liegt bei optischen Halbleitern
Osram wies den Vorwurf, zu wenig in die Zukunft des Unternehmens zu investieren, am Donnerstag zurück. „Im vergangenen Geschäftsjahr 2013 haben wir allein in Forschung und Entwicklung mit rund 340 Millionen Euro 6,5 Prozent des Umsatzes investiert“, teilte das Unternehmen mit. Mehr als 60 Prozent der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung seien in Produkte und Lösungen im Bereich der optischen Halbleiter geflossen. „Von Sachinvestitionen, etwa in Deutschland oder Wuxi (China), ganz zu schweigen.“