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Ansichtssache. Mancher Besucher des Resorts Schwielowsee in Petzow sieht den Dichter Theodor Fontane – und denkt doch an den Betrüger Axel Hilpert.
© picture alliance / ZB

Neuanfang am Schwielowsee: Berliner Mittelständler will Resort von Skandal-Investor kaufen

Der Berliner Mittelständler Klaus-Peter Bär will das Resort des Skandal-Investors Axel Hilpert am Schwielowsee bei Potsdam kaufen. Hilpert war 2012 wegen Betruges, Steuerhinterziehung und Untreue verurteilt worden, war aber erfolgreich in Revision gegangen.

Es lässt einen Hauch Florida an der Havel wehen. Nun soll das im amerikanischen Stil errichtete Luxus-Resort Schwielowsee in Petzow bei Potsdam, das wegen des Betrugsskandals um den schillernden Hotelier Axel Hilpert bundesweit in die Schlagzeilen geraten war, einen neuen Eigentümer und Investor bekommen. Hilpert selbst, der 2012 zu einer fast sechsjährigen, nicht rechtskräftigen Haftstrafe verurteilt worden war, zieht sich nach Tagesspiegel-Informationen in Kürze komplett aus dem Resort Schwielowsee zurück.

Damit sind nun die Weichen gestellt, dass ein renommierter Mittelständler aus Berlin die Hotelanlage vor den Toren Potsdams übernehmen kann: Eigentümer soll nach Tagesspiegel-Informationen Klaus-Peter Bär (66) werden, durch die Bär-&-Ollenroth-Gruppe bekannt. Die hatte er als persönlich haftender Gesellschafter gemeinsam mit Detlef Ollenroth seit 1987 aufgebaut. Das einst aus der Krupp-Haustechnik ausgegründete Unternehmen mit damals 60 Mitarbeitern gilt heute ein als größter Fachgroßhändler für Heizung, Sanitär, Klima- und Lüftungstechnik in Berlin und Brandenburg. Bär & Ollenroth erzielt im Jahr rund 250 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt rund 800 Mitarbeiter. Voriges Jahr hatte sich Bär, der auch Mitglied im Präsidium der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) ist, aus dem operativen Geschäft des Familienunternehmens zurückgezogen.

Rote Zahlen aufgrund von Altkrediten

Er gilt als Unternehmer alter Schule, und steht im Ruf, sich mit seiner Firma ein Millionenvermögen erarbeitet zu haben, mit dem er nun das Resort von Schulden befreien kann. Noch will das niemand bestätigen, auch Bär nicht, der am Freitag auf eine Anfrage nicht reagierte. Doch soll dem Vernehmen nach sein Einstieg im Grundsatz besiegelt sein. Die Geschäftsführung soll ein erfahrener Sanierer übernehmen, heißt es, die Verträge sollen Anfang Juli unterzeichnet werden. Konkret läuft es darauf hinaus, dass Bär die Verbindlichkeiten des Hauptgläubigers erwirbt, der Deutschen Kreditbank (DKB), bei der die Theodor-Fontane-Besitz- und Betriebsgesellschaft mbH mit 29,7 Millionen Euro in der Kreide steht. Die DKB will das Resort, mit dem sie nur Ärger hatte, loswerden. Dem Vernehmen nach ist die Bank bereit, im Zuge des Verkaufs auf Millionen zu verzichten. Diese Altkredite sind es, die das Resort bislang rote Zahlen schreiben lassen. 18,6 Millionen Euro hat die DKB schon lange gestundet. Nach der im April 2014 noch von Hilpert unterzeichneten Bilanz für 2012 machte das Luxushotel einen Verlust von 1,2 Millionen Euro. Dabei floriert der Hotelbetrieb, das Haus erwirtschafte mit rund 100 Mitarbeitern einem Umsatz von 6,9 Millionen Euro und einen operativen Gewinn von 860 000 Euro. Auch voriges Jahr bewegte sich der Gewinn dem Vernehmen nach in dieser Größenordnung. Die Auslastung, die 2012 trotz der Betrugs-Schlagzeilen auf 53 Prozent stieg, liege stabil, heißt es.

Hilpert wird von Gustl Mollaths Anwalt vertreten

Dass das Resort profitabel betrieben werden kann, hatte 2012 bereits die Unternehmensberatung Roland Berger analysiert. Voraussetzung sei, hieß es in einem Gutachten, ein „Investorenprozess“, eine Kapitalerhöhung oder ein Bankverzicht. Für die Berger-Analysten war klar, dass dies nur ohne Hilpert möglich ist. Das Hotel könne sich keine weiteren Umsatzeinbrüche etwa in „Folge negativer Presseberichte im Rahmen des Gerichtsverfahrens“ mehr leisten kann.

Hilpert war vor 1989 im Koko-Imperium des SED-Devisenschaffers Alexander Schalck-Golodkowski tätig und Stasi-Mitarbeiter. Er hatte das Resort mit fremden Geld an den Schwielowsee geklotzt. Finanziert aus dem Kredit der DKB und 9,2 Millionen Euro Fördermitteln Brandenburgs. Auf dem Papier hatte er die Kosten künstlich aufgebläht, um Millionen abzuzweigen. Das Potsdamer Landgericht hatte Hilpert deshalb wegen Betruges, Steuerhinterziehung und Untreue 2012 zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und acht Monaten verurteilt. Nach seiner erfolgreichen Revision am Bundesgerichtshof beginnt in Frankfurt (Oder) bald der neue Prozess. Hilpert lässt sich von Rechtsanwalt Gerhard Strate verteidigen, der Bayerns Justizopfer Gustl Mollath aus der Psychiatrie holte. Wenn das Verfahren beginnt, soll das Resort sich von dem Namen Axel Hilpert schon erfolgreich emanzipiert haben.

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