Maschinenbauer MAN Energy Solutions: Berliner MAN-Werk ist gerettet
In der Berliner Fabrik des Maschinenbauers MAN Energy Solutions geht es nun doch weiter. Allerdings fallen Arbeitsplätze weg.
Es gibt wenige Orte in Berlin, an denen Vergangenheit und Zukunft der Industrie so nahe beieinanderliegen wie in den alten Borsig-Werken im Stadtteil Tegel. Wo einst Dampflokomotiven gebaut wurden, stehen heute die Werkshallen von MAN Energy Solutions. Die Tochter von Volkswagen zählt zu den Weltmarktführern bei Großdieseln für Schiffe, Gasmotoren und Turbomaschinen für die Energieindustrie und erwirtschaftet mit weltweit 14.000 Mitarbeitern mehr als drei Milliarden Euro Umsatz im Jahr.
Die riesigen Turbokompressoren, die MAN im Werk in Tegel baut, sind so groß wie manch ein Bus und oft schwerer. Sie kosten jeweils Millionen und werden entweder vom kleinen Hafen auf dem Gelände per Binnenschiff Richtung Hamburg und dann zu Kraftwerken rund um den Globus transportiert oder von Schwerlasttransportern abgeholt, die so groß sind, dass die Polizei die Straßen sperren muss.
500 Jobs standen auf der Kippe
Beinahe wäre der Standort demnächst dichtgemacht worden. Wieder wäre ein Kapitel Berliner Industriegeschichte zu Ende gegangen. Das Unternehmen steckte in den vergangenen Jahren in einer Krise und ist dabei, sich neu aufzustellen. 500 Industrie-Arbeitsplätze hätte das die Hauptstadt gekostet. Nach Verhandlungen zwischen der Unternehmenszentrale in Augsburg und den Gewerkschaften, geht es nun aber doch weiter in Berlin – wenn auch mit einer kleineren Mannschaft.
Rund 380 Mitarbeiter werden ab 2019 noch in Tegel arbeiten, die übrigen müssen gehen. Betriebsbedingte Kündigungen werde es aber keine geben, sagte Vorstandschef Uwe Lauber dem Tagesspiegel. Bislang seien sogenannte Getriebeturbomaschinen an zwei verschiedenen Standorten des Konzerns entwickelt und produziert worden. Nun wird die Sparte in Berlin konzentriert. Dafür gibt die Hauptstadt das Geschäft mit sogenannten Topfverdichtern ab.
Aufträge gibt es genug
„Es ist schmerzhaft, Kollegen zu verlieren“, sagte Lauber, „aber mit der Neuaufstellung ist das Werk bereits jetzt bis Ende 2019 ausgelastet“. Für die Zukunft sieht Lauber das Berliner Werk nun wieder gut aufgestellt. „Der gestiegene Ölpreis führt wieder zu mehr Investitionen, etwa in Gaskraftwerke“, erklärt Lauber. „Auch dadurch zieht der Markt für Turbomaschinen wieder an.“
Auf den Overalls der Arbeiter und den meisten Schildern in der Tegeler Fabrikhalle steht übrigens gar nicht der offizielle Firmenname „MAN Energy Solutions“, sondern „MAN Turbo & Diesel“. Der Grund: Das Unternehmen hat sich gerade erst umbenannt. Seit der VW-Mutterkonzern den Ruf des Diesels ruiniert hat, scheint der Name nicht mehr zeitgemäß. Lauber weist diesen Zusammenhang aber zurück. Der Dieselskandal habe die Entwicklung vielleicht beschleunigt, der eigentliche Grund sei aber ein anderer. Man wolle in Zukunft mehr machen als Diesel- und Turbo-Maschinen zu bauen, nämlich zum Energiesystem-Lieferanten werden, daher der Namenswechsel. So ist die Technik des Unternehmens etwa in Deutschlands bislang größter Power-to-Gas-Anlage in Niedersachsen zu finden, in der aus überschüssiger Windenergie ohne Emissionen synthetisches Gas erzeugt wird.
Was wohl Rudolf Diesel zu dem Namenswechsel sagen würde? In Augsburg baute der Ingenieur den ersten, später nach ihm benannten Motor mit Hilfe der „Maschinenfabrik Augsburg und Nürnberg“, heute als MAN bekannt. Die Fabrik, in der Diesel seinen Selbstzünder erstmals startete, ist bis heute das Stammwerk des Motoren- und Maschinenbauers.
Anmerkung: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass rund 350 Mitarbeiter ab 2019 noch in Tegel arbeiten würden. Tatsächlich sollen es rund 380 sein.
Felix Wadewitz
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