Erneuerbare Energien: Berliner kaufen gern Ökostrom
Bei der Erzeugung von Grünstrom ist die Hauptstadt aber Schlusslicht, mit 50 Prozent liegt hier Mecklenburg-Vorpommern vorn. Und die Bahn eröffnet den ersten CO2-freien Bahnhof im Rheinland.
Mecklenburg-Vorpommern ist das grünste Bundesland. Bereits 2012 stammte die Hälfte des dort erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien, also Wind, Sonne, Biomasse und Wasser. Das ist aber auch nicht sonderlich überraschend, weil es weder Atom- noch große Kohlekraftwerke in Mecklenburg-Vorpommern gibt. Dennoch schlussfolgert die Agentur für Erneuerbare Energien: Wenn ein Bundesland stark auf Ökostrom setzt, dann komme zur sauberen Energieversorgung auch ein ökonomischer Vorteil. So sei inzwischen „der Anteil der Erneuerbaren-Energien-Unternehmen an der gesamten Wirtschaftsstruktur in den Nordländern Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein mit mehr als zwei Prozent und mehr besonders hoch“, teilte die Agentur am Freitag mit. Aber auch Bayern und Brandenburg sind vorne mit dabei.
Tatsächlich hat das kleine und mit wenig Industrie ausgestattete Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2012 gut 5,7 Milliarden Kilowattstunden Grünstrom produziert, Brandenburg aber fast zwölf Milliarden. Weit vorn liegt das große Bayern (knapp 30 Milliarden Kilowattstunden) vor Niedersachsen (knapp 22 Milliarden) und Baden-Württemberg (gut 13 Milliarden. Berlin steht mit mickrigen 222 Millionen Kilowattstunden am Ende der Skala. Das ist für einen Stadtstaat ohne Windanlagen und mit wenig Eigenheimen mit Solarzellen nicht ungewöhnlich. Dafür sind die Berliner Verbraucher durchaus „grün“: 28 Prozent der Haushalte beziehen hier Ökostrom, so hoch ist der Anteil nur noch im Saarland. Auf den Plätzen folgen Mecklenburg-Vorpommern (27 Prozent) und Brandenburg mit 26 Prozent. Am wenigsten Grünstrom kaufen Sachsen und Thüringer mit einem Anteil von jeweils 16 Prozent.
In Brandenburg und Niedersachsen gibt es die meisten Windräder
Die starke Stellung Brandenburgs als Land der Erneuerbaren verdankt sich im Wesentlichen der Windkraft. Die Windmühlen in der Mark produzierten 2012 7,7 Milliarden Kilowattstunden, mehr Windstrom gibt es nur in Niedersachsen mit mehr als zwölf Milliarden kWh. Dass es vor allem immer mehr Windstrom gibt, liegt nicht allein an der Zahl der Windräder, sondern auch an deren Größe und Effizienz. Inzwischen erreichen die Rotordurchmesser bis zu 117 Meter, vor zwei Jahren kamen die größten Flügel nicht über 100 Meter hinaus.
Bei der Stromerzeugung mithilfe der Sonne führen die Südländer Bayern (knapp neun Milliarden kWh) und Baden-Württemberg (gut vier Milliarden) mit Abstand das Ranking der Bundesländer an. Hier lässt Berlin mit 48 Millionen Kilowattstunden immerhin Hamburg und Bremen deutlich hinter sich. Alles in allem wurden 2012 gut 26 Milliarden kWh Strom mit Solarzellen erzeugt und knapp 50 Milliarden mit Windmühlen.
Bahn folgt dem Trend zum sauberen Strom
Auf den Trend zum sauberen Strom setzt auch die Bahn. Am Freitag nahm sie im rheinländischen Kerpen-Horrem „Europas ersten CO2-freien Bahnhof“ in Betrieb. Bahn-Chef Rüdiger Grube sprach dabei von einem „Modell für die Zukunft“. Der Regionalbahnhof, zwischen Köln und Aachen gelegen, bekommt den Strom von einer Fotovoltaikanlage; Geothermie sorgt für die Heizung und Kühlung des Gebäudes und Solarthermie für warmes Wasser. Regenwasser wird auf dem begrünten Dach gesammelt und für die Toiletten genutzt. Die Kosten von 4,3 Millionen Euro teilen sich Bund und Bahn (jeweils eine Million), das EU-Projekt Sustainable Stations (eine Million) und das Land NRW (1,3 Millionen). Einen ähnlichen Bahnhof will die Bahn in den nächsten Jahren in Wittenberg bauen. Zum Reformationsjahr 2017 soll der Bahnhof in der Lutherstadt fertig sein.
Alfons Frese
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