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Unbezahlbar. Vor allem Studenten finden in den Großstädten kaum noch preiswerten Wohnraum im Zentrum.
© dpa

Immobilienpreise: Berliner haben Zukunftsängste wegen steigender Mieten

Wohnen im Berliner Zentrum wird ständig teurer. Mieter vermeiden Umzüge, Immobilieninvestoren freut es. Entsteht eine Immobilienblase?

Es geht bergauf in Berlin – mit den Mieten. Seit 2007 haben sich die Angebotsmieten in der Hauptstadt um 35 Prozent erhöht, während sie im Bundesdurchschnitt nur um 15 Prozent gestiegen sind. Zu diesem Ergebnis kommt der Angebotspreisindex IMX des größten deutschen Online-Immobilienmarktes Immobilienscout 24. Hier werden jeden Monat mehr als 1,5 Millionen Immobilien zur Miete oder zum Kauf angeboten.

Wegen hoher Mieten ziehen Berliner nicht um

Der Großteil der Mieter in Berlin zieht wegen der steigenden Mieten auch keinen Umzug in Betracht, wie eine repräsentative Umfrage ergab, deren Ergebnisse Immobilienscout 24 am Donnerstag in Berlin veröffentlichte. 79 Prozent der Mieter in den besonders angespannten Bezirken Berlins erwarten, dass sie keine gleichwertige Wohnung zum selben Mietpreis bekommen würden, müssten sie jetzt umziehen. 81 Prozent der Befragten gaben an, sich ihre derzeitige Wohnung noch gut leisten zu können.

Bei vielen Berliner Mietern wecken die Veränderungen des Mietmarktes Zukunftsängste. Zugleich sieht eine Mehrheit die öffentliche Hand in der Pflicht, kostengünstigen Wohnraum zu schaffen. So stimmen 89 Prozent der Berliner, die in einem Bezirk mit besonders angespanntem Mietmarkt leben, der Aussage zu, dass sozialer Wohnungsbau mit preisgünstigen, festgelegten Mieten durch den Staat viel stärker gefördert werden müsste.

Entsteht in Deutschland eine Immobilienblase?

Was viele Mieter ängstigt, freut die Immobilieninvestoren. In ausgewählten Wohnbezirken deutscher Großstädte sind die Preise für Eigentumswohnungen explodiert. Private Käufer, Immobilienfonds und -aktiengesellschaften, Banken und Versicherungen haben die Immobilie als lohnendes Investment in Zeiten niedriger Zinsen entdeckt. Allein das geschätzte Immobilienvermögen offener Publikumsfonds in Deutschland beläuft sich auf rund 25,7

Milliarden Euro, das der geschlossenen Publikumsfonds auf rund 43,1 Milliarden Euro. Immobilienaktiengesellschaften halten in Deutschland zusätzlich ein Immobilienvermögen von 67,6 Milliarden Euro, der Anteil deutscher Gesellschaften beläuft sich dabei auf 57,9 Milliarden Euro, wie der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) am Donnerstag mitteilte. Zu den Immobilienaktiengesellschaften zählt zum Beispiel die Deutsche Wohnen, die gerade dabei ist, die Berliner GSW zu übernehmen.

Der Run auf begehrte Innenstadtimmobilien hat die Frage aufgeworfen, ob hier eine Spekulationsblase entstanden ist. „Eine spekulative Übertreibung ist allenfalls für wenige Toplagen in besonders gefragten Stadtteilen zu vermuten“, sagte diese Woche Tobias Just, Professor für Immobilienwirtschaft von der Universität Regensburg. Eine Entwicklung wie im Vorfeld der Finanzkrise in den USA, Spanien oder Irland sei für Deutschland auszuschließen.

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